Spukorte in Sachsen
16.11.2016 um 01:19
Für die bequemen Leute habe ich es mal rauskopiert!
Der Ortschronist berichtet:
Verehrte Leserinnen und Leser,
das Mysterium vom so genannten „Spukhaus“ in Breitenbrunn
„geistert“ immer wieder mal durch öffentliche Medien. Es war
zu DDR-Zeiten sogar ein Thema bei der Sendung „Außenseiter
Spitzenreiter“. Am 15. Februar 2014 war es der „Freien Presse“
einen Bericht wert, der allerdings wenig substantiell war.
Letztlich hieß es immer wieder, es soll dieses und jenes passiert sein. Auch mir wurde von meinen Großeltern von diesen Ereignissen berichtet, die wohl derart unglaublich gewesen
sein müssen, dass man noch Jahrzehnte später davon zu erzählen wusste. Aber mehr als vage Berichte von Leuten, die nicht selbst dabei gewesen sind, waren nicht zu bekommen.
In den letzten Jahren sind mir nun zwei Schriftstücke zur Kenntnis gelangt, die uns diese unglaublichen Ereignisse etwas näher bringen können, weil sie von Augenzeugen konkret
und auch terminlich exakt dargestellt werden.
Nun zur Sache. Bei dem Spukhaus handelt es sich um die ehemalige Kirchschule, die sich zur Zeit der Spukereignisse im Besitz des hochangesehenen, am 13. August 1868 in Lößnitz
bei Freiberg geborenen Bergverwalters Franz Oswald Nitzsche, befindet. Das Gebäude hat die Ortslistennummer 4 und ist heute unter der Adresse „Alter Schulweg 1“ zu finden. Nitzsche
war mit der am 4. August 1870 in Freiberg geborenen Johanne Margarethe geb. Föhring verheiratet und hatte mindestens 3 Kinder. Zum einen: Friedrich Wilhelm Nitzsche, Oberpostekretär in Augustusburg, dann Johanna Dorothea Nitzsche,
verheiratet mit dem Oberregierungssekretär Otto Clemens Rimpler und schließlich Mariechen, verheiratete Seltmann. Um es gleich vorweg zu nehmen, das waren also hoch geachtete
Leute, die einen Ruf zu verlieren hatten und sich nicht in „Spinnereien“ verlieren durften.
In dem recht großen Haus, der ehemaligen Schule, wohnten weitere Familien und auch allein stehende Personen. Eine dieser allein stehenden Personen war Frau Olga Schuster.
Einer der Augenzeugenberichte, den ich erwähnte, stammt von Frau Rimpler, der Tochter des Franz Nitzsche, die zu der Zeit im elterlichen Haus wohnte, ist von ihr eigenhändig unterschrieben und von einem ehemaligen Breitenbrunner Pfarrer gegengezeichnet. Der zweite Bericht ist von Herrn Werner Richter, der auf der Hammerleithe im Haus Nr. 14 wohnte und mit Olga Schuster später in brieflicher Verbindung stand. Im Bericht Richter heißt es:
„Frau Schuster erzählte mir, dass ihr Vater sehr streng mit ihrem Bruder Heinrich gewesen sei. Eines Tages z. B. hatte er Heinrichs Schlüssel versteckt und war ins Schützhaus gegangen. Als Mutter ins Zimmer kam, sah sie, dass Heinrich sich mit Vaters Gewehr zu schaffen machte. Sie forderte ihn auf, das Gewehr wegzulegen, es könnte losgehen! Als sie hinaus ging, fiel ein Schuss. Heinrich hatte sich erschossen. Dann kam der Vater, als ob er Schlimmes geahnt hätte, vom Schützhaus geeilt. Er kam aber zu spät. Später sagte er dann: „Hat sich mein Sohn erschossen und der Kronprinz (...?), werde ich mich auch erschießen“. Später gab es dienstlich
einen kleinen Verdruss. Daraufhin erschoss er sich auch!“.
Weiter heißt es im Bericht Richter:
„Die metaphysischen Phänomene ereigneten sich in der Zeit vom 9. 10. bis 7.11.1949 im Hausgrundstück Nr. 4 in Breitenbrunn im Erzgeb. und zwar in der Stube der Frau Olga Schuster. Sie ist ledig, ungefähr 68 Jahre alt (1881 geboren) und bewohnte schon seit 45
Jahren die im Erdgeschoß links liegende Wohnung ...“.
„In der Zeit vom 7.10. bis 26.10.1949 hörte man Geräusche und Pochen an den Fensterscheiben der von Frau Schuster gemieteten Stube. Die Geräusche erinnerten an ein Bewerfen der Fensterscheiben mit Sand, kleinen Steinchen oder Erbsen. Eines Abends war das Pochen derart stark, daß eine Fensterscheibe zersprang.
Diese Vorgänge wiederholten sich in den Dämmerstunden bis gegen 20 Uhr drei- und viermal in der Woche. Die Erscheinungen wurden u. a. auch von der Polizei untersucht; jedoch ohne Erfolg.“ Im Bericht von Frau Rimpler steht Folgendes dazu:
„Am 9.10.1949 abends ½ 8 Uhr machten sich eigenartige Geräusche an Olga Schusters Fenster bemerkbar, in kurzen Abständen, als ob es hagelte. Wir vermuteten alle im Haus, aus dem Nachbargarten werfen sie kleine Steinchen böswillig ans Fenster bei
Olga. Alle waren aufgeregt, was es bedeutete. Diese Vorgänge wiederholten sich immer in der Dämmerstunde 3- bis 4-mal in der Woche, dann war wieder Ruhe. Eines Abends krachte es so, daß die Scheibe zersprang. Es lag aber kein Stein da. Auch die Lampe flog hin und her. Sie hing halbhoch im Zimmer. Dabei war es windstill draußen. Wir glaubten immer noch, es steht jemand von ferne und wirft etwas ans Fenster. Das war aber nicht so. Am 26.10. abends sind von der Polizei an beiden Fenstern Pappen angebracht worden. Es war also auch bis in den Tag hinein dunkel.
Da ereignete sich am 27.10. mittags zwischen 12 und 1 Uhr das fast Unglaubliche. Es flogen Gegenstände im Zimmer umher. Der Kommodenkasten flog aus der Kommode. Der Inhalt, Wäsche u.s.w. lag verstreut im Zimmer herum, der Kleiderschrank schlug auf. Der Aufwasch mit Geschirr fiel vom Stuhl und viel Geschirr zerbrach. (Olga hatte lange nicht abgewaschen). Die Bibel hat sich einem Mann von der Gemeinde direkt unter den Arm geklemmt, das Gesangbuch ging auf und zu ...“
Die Berichte von Richter und Frau Rimpler decken sich im Wesentlichen. Richter schreibt:
„Am 27. Oktober 1949 zwischen 12 und 13 Uhr war der Höhepunkt der stattgefundenen Phänomene. Es rumorte und polterte im Zimmer, Gegenstände wurden umher geworfen oder schwebten in der Stube. Die Polizei und viele Ortsbewohner waren mit anwesend. Das geschah am hellen, lichten Tage ...“.
„... Frau Rimpler flog ein Nähkörbchen aus Drahtgeflecht an den Leib. Ein hinter dem Ofen hängender, eiserner Tiegel löste sich von der Wand und kam auf Frau Nitzsche zugeschwebt. Der Tiegel schlug plötzlich der Frau Nitzsche auf den Rücken und im nächsten Augenblick ihrer Tochter (Frau Rimpler) an das rechte Bein. Der Tiegel hing sodann wieder an der Wand. Beide Frauen versicherten, daß sie längere Zeit Schmerzen an den Stoßstellen hatten.Tierarzt Dr. Müller aus Eibenstock, der in der Nähe zu tun hatte, von dieser Sache hörte und nicht daran glauben wollte, kam auch in die Stube. Als er in das Zimmer trat, kam eine weiße Salbenbüchse schwebend auf ihn zu und traf ihn an das Kinn ...“
„... Am 27.10. veranlasste Herr Nitzsche, dass die Kriminalpolizei
in Aue die Sache untersuchen sollte. Am 28.10. ist das geschehen.
Die Kriminalpolizei konnte nichts feststellen; wie zu erwarten war.“
Bei Frau Rimpler heißt es weiter, dass abends gegen 8 Uhr ein fein angezogener Herr erschienen sei, wie ein Graf. Dieser hätte zu Olga etwas Seltsames gesprochen. Die Haustür wäre wegen der vielen Neugierigen immer verschlossen gewesen. Keiner hat ihn kommen und gehen sehen. Daraufhin trat Ruhe ein, bis zum Freitag, den 4.11.1949. Frau Rimpler schreibt:
„Früh schon fand Olga keine Ruhe im Zimmer. Es war wieder schlimm. Sie schrieb an den fortgezogenen Pfarrer einen Brief. Da ist das Tintenfaß umgekippt, die Tinte lief ins Zimmer. Olga wollte ein Kissen an die Luft tragen. Im Garten flog es ihr aus der Hand, über den Gartenzaun auf die Straße. Ich trat gegen Mittag über die Schwelle ihrer Tür, es war herrlicher Sonnenschein draußen. Da stand die leere, ziemlich große Wanne auf dem Stuhl, sie
bewegte sich, fiel um und kam ein Stück angeschwebt, auf uns zu, ebenso ein Stoß Zeitungen vom Sofa her kam auch angeschwebt und fiel vor uns nieder auf die Diele. Olga verließ am selben Tag auf 3 Tage das Zimmer und fuhr zu Verwandten nach Schwarzenberg. Dort sei aber nichts passiert. Als sie Montag Nachmittag zurückkam, legte sie das mitgebrachte Brot auf den Tisch, das fiel herunter und ein Küchenmesser kam auf sie zu und dahinter die Schere ... An einem anderen Abend wallte das Wasser im Eimer als ob es kochte und die Fußbank kam ein Stückchen an. In den nächsten Tagen abends spät waren noch Leute bei Olga. Sie hatte auf einer kleinen Leine am Ofen ein Hemd zum Trocknen aufgehängt. Es bewegte sich, zerknüllte erst und rutschte dann einer Frau steif den Rücken herunter ...“ Richter meldet, die Gemeindeverwaltung hätte Frau Olga Schuster geraten, von Breitenbrunn wegzuziehen, was sie wohl auch tat und zwar nach Lichtenstein. Dort habe sich nichts Unnormales ereignet.
In der alten Kirchschule indes kehrte Ruhe ein. Es sind keine unerklärlichen Phänomene mehr aufgetreten. Was 1949 passiert ist, konnte bis zum heutigen Tage nicht geklärt werden.