DIW-Studie
Deutschland könnte noch 2022 unabhängig von russischem Gas werden
Wirtschaftsminister Habeck geht davon aus, dass sich Deutschland erst Mitte 2024 von russischem Gas emanzipieren kann. Das DIW hält eine unabhängige Versorgung bereits bis zum kommenden Winter für machbar.
08.04.2022, 12.53 Uhr
Mehr Lieferungen aus Ländern wie Norwegen, Energiesparen – und Hilfen für die Industrie: Deutschland könnte einer Studie zufolge noch in diesem Jahr ohne russische Erdgaslieferungen auskommen – und damit früher als von der Bundesregierung vorhergesagt.
»Wenn die Energie-Einsparpotenziale maximal genutzt und gleichzeitig die Lieferungen aus anderen Erdgaslieferländern so weit wie technisch möglich ausgeweitet werden, ist die deutsche Versorgung mit Erdgas auch ohne russische Importe im laufenden Jahr und im kommenden Winter 2022/23 gesichert«, lautet das Fazit einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geht hingegen bislang davon aus, dass Deutschland noch bis Mitte 2024 benötigt, um von russischem Gas unabhängig zu werden. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine will Berlin auf Importe von dort so schnell wie möglich verzichten.
LNG-Terminals nicht erforderlich
Für einen schnelleren Abschied ist der Studie zufolge noch nicht mal erforderlich, dass Deutschland eigene Terminals für das von anderen Förderstaaten per Schiff gelieferte Flüssiggas (LNG) baut. »Der Bau von LNG-Importterminals an der Küste ist aufgrund der langen Bauzeiten und dem mittelfristig stark rückläufigen Erdgasbedarf nicht sinnvoll«, schreibt das Autorenteam Robin Sogalla, Christian von Hirschhausen, Franziska Holz und Claudia Kemfert. Stattdessen sollten die Erdgasimporte aus klassischen Lieferländern wie Norwegen oder den Niederlanden deutlich ausgeweitet werden.
Allein durch mehr Importe aus Norwegen könnten etwa ein Fünftel der bisherigen russischen Einfuhren von mehr als 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ersetzt werden, die bislang etwa 55 Prozent der gesamten Gasimporte ausmachen.
Auch könnten die bereits vorhandenen LNG-Terminals in den Niederlanden (Rotterdam), Belgien (Zeebrugge) und Frankreich (Dunkerque) genutzt werden, um mehr Flüssiggas über das europäische Pipelinenetz nach Deutschland zu leiten, heißt es. Dadurch könnte mehr als ein Viertel des russischen Imports wegfallen.
Weiterhin sei es notwendig, die vorhandenen Speicher rechtzeitig vor Beginn der Heizperiode im Winter 2022/23 auf 80 bis 90 Prozent aufzufüllen. Eine effizientere Nutzung des deutschen und europäischen Pipelinesystems zur Verbindung Deutschlands mit Südeuropa, wo Lieferungen von nordafrikanischen Ländern wie Algerien und Libyen ankommen, könnte künftig die Situation weiter entspannen.
Gasverbrauch muss deutlich gesenkt werden
»Zwar reicht das zusätzliche Angebot nicht aus, um die gesamten bisherigen russischen Erdgasimporte zu ersetzen«, räumt das DIW ein. In Kombination mit einem rückläufigen Erdgasverbrauch könne die deutsche Energieversorgung jedoch gesichert werden. So könne der Bedarf zwischen 18 und 26 Prozent gesenkt werden – etwa durch den vollständigen Ersatz von Erdgas in der Stromerzeugung.
Dadurch könne bis zur Hälfte der russischen Lieferungen wegfallen. »Während Erdgas im Stromsektor kurzfristig durch alternative Energieträger ersetzt werden kann, gehen die Einsparungen bei der Industrie mit einem Produktionsrückgang einher«, räumen die Expertinnen und Experten ein. »Die besonders betroffenen Branchen sollten daher entschädigt werden.«
Bei den privaten Haushalten könne Erdgas meist nur durch eine geringere Nachfrage eingespart werden. Daher seien schnellstmöglich Energiesparkampagnen notwendig. »Darüber hinaus müssen jetzt rasch Maßnahmen umgesetzt werden, die die Energieeffizienz steigern und den Umstieg auf erneuerbare Wärme (in Verbindung mit Wärmepumpen) erleichtern.«
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/diw-studie-deutschland-koennte-noch-2022-unabhaengig-von-gas-aus-russland-werden-a-76de4009-d406-4fbe-a7b5-e43aaa485a16... *pffft* wen interessieren schon Studien 🤔 ... hauen wir lieber weiter Gas raus, und subventionieren so Russland bei seinem Krieg gegen die Ukraine ... oder wie lautet das Motto bis 2024?
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