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Ölpest in China: Wie war das mit dem Sack Reis?
06.08.2010 um 09:17Jeder spricht von der Ölpest im Golf von Mexico, währenddessen geschieht in China etwas durchaus Vergleichbares. Geschätzte 60.000 Tonnen Öl (nach Greenpeace) sind in ein Hafen geraten. Due Bekämpfung erfolgt China-like, mit Menschenmassen und einfachsten Hilfsmitteln wie mit Haare ausgestopfte Strümpfe und Maisblättermatten.
Mal schauen wie lange das Thema bestand hat bis es völlig ignoriert wird. Ich tippe es überlebt keine Woche. Is ja China, gelle.
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Original anzeigen (0,2 MB)
http://www.welt.de/politik/ausland/article8800122/Chinas-Oelkatastrophe-ist-schlimmer-als-behauptet.html
Es ist die wohl größte Ölkatastrophe Chinas. Das Land will alles unter Kontrolle haben, doch Greenpeace schlägt Alarm.
Der Strand der ostchinesischen Hafenstadt Dalian sollte um diese Jahreszeit eigentlich schwarz von Menschen sein. Badende würden sich in solchen Massen drängen, dass man das Wasser nicht mehr sieht. Stattdessen sind die Strände leer. An einem Abschnitt stehen Hunderte Milchkanister große Behälter, jeder bis zum Rand voll gefüllt mit pechschwarzem Öl, das buchstäblich tausende Fischer von der Meeresoberfläche abgeschöpft haben. Eine schwimmende Armee ist unterwegs. 8150 Fischerboote sind im Einsatz, seit die Stadtregierung 300 Yuan (40 Euro) für jeden Barrel Öl versprochen hat, die sie dem Meer entreißen.
Ein Kilo Haar kann acht Kilo Öl binden
Mit Schweißgeräten fackeln verschmierte Arbeiter klebrigschwarzes Öl von den Felsen am Strand ab. Überall sind Helfer unterwegs, die allen, die am Strand arbeiten, Mundschutz-Binden gegen die Dämpfe und Öl-Ausdünstungen aushändigen. Nachbarschaftskommitees und aus allen Teilen China kommende freiwillige Umwelthelfer sammeln Baumwollfasern und Haare. Mädchen trennen sich von ihren Schöpfen, die in Strümpfe gestopft im Wasser Öl aufsaugen können. Ein Kilo Haar, Fasern und trockene Maisblätter können acht Kilo Öl binden.
Die Methode lernten Chinesen von US-Aktivisten, die sich im Golf von Mexiko gegen die dortige Ölpest abrackern. So sieht eine Ölkatastrophe vor der Küste Chinas aus. Chinas bekanntes Magazin „Century Weeky“ nennt sie das „größte Umweltdesaster für das Gelbe Meer vor Dalian, das sich hier jemals ereignet hat.“
Alles begann am frühen Morgen des 16. Juli, als nach der Entpumpung eines 300.000 Tonnen lybischen Öltankers, Arbeiter unsachgemäß an der Pipeline hantierten. So jedenfalls stellt es Dalians Untersuchungsbericht dar.
"Sieg über das Öl" bereits verkündet
Zuerst explodierte eine 0,9 Meter Durchmesser Pipeline und danach eine kleinere Pipeline. Wie viel Öl ins Meer floss, weiß derzeit niemand genau zu sagen. Die Stadt Dalian, die das Ausmaß des Unfalls herunterzuspielen versucht und schon nach zehn Tagen Entwarnung gab und den "Sieg über das Öl" verkündete, spricht von 1500 Tonnen Öl.
Doch die Umweltorganisation Greenpeace, die seit Jahren in China arbeiten darf und meist Streit mit Behörden meidet, stellt sich diesmal stur. US-Ökologe Richard Steiner, der für Greenpeace in Dalian war, schätzt die Verseuchungsmenge auf 60.000 bis 90.000 Tonnen Rohöl, die in die Bohai-Bucht gerieten. Greenpeace vermutet, dass auch das Öl aus zwei Großtanks ins Meer floss. Das wären dann doppelt soviel Ölmengen wie die 37.000 Tonnen, die beim Tankerunfall der „Exxon Valdez“ vor 20 Jahren vor der Küste Alaska ins Meer gerieten.
Schäden für Touristenstrände und Fischfarmen sind nicht absehbar
Zwei Wochen nach dem Unfall sprechen Meeresforscher jedenfalls von der schlimmsten Ölpest Chinas: Das Öl, das anfangs in einer bis zu 30 Zentimeter starken Schlickschicht ins Meer trieb, soll sich inzwischen auf 430 Quadratkilometer der Bucht verteilt haben. Die Schäden für Dalians Touristenstrände und Fischfarmen sind nicht absehbar. Die Behörden mobilisierten inzwischen 266 Spezialschiffe, legten 40000 Meter schwimmende Ölbarrieren und Bastmatten aus und setzten "Ölfressende” Bakterienkulturen aus. Flugzeuge und Satelliten helfen, die Ausbreitung der sich zerfasernden Ölschichten zu orten.
Dramatische Bilder am 20. Juli hatten die Nation aufgeschreckt. Der Soldat Zhang Liang von der Dalianer Feuerwehrbrigade versank und erstickte buchstäblich in der Ölschicht auf dem Wasser, als er Kollegen zu Hilfe eilen wollte, die an einer der beschädigten Pipeline eine Unterwasserpumpe reparieren wollten. Er versank im Öl. Vom Ufer fotografierten hilflose Zuschauer das Unglück.
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Beinahe-Verseuchung des Songhua-Stroms
Auf offiziellen Webseiten wie China.org.cn und in hunderten Kopien im Internet legen sie bis heute Zeugnis über die erschütternden Vorfälle ab. Die Bilder aus Dalian standen aber immer im Schatten der Öl-Tragödie im Golf von Mexiko und einem weiteren Desaster in China. Tausende chinesische Soldaten und Helfer hatten Ende Juli nach verheerenden Überschwemmungen in Nordostchina 7138 Giftfässer einer überfluteten Chemiefabrik in Jilin zu bergen versucht, die in den Songhua-Strom abgetrieben wurden. Platzende Fässer hätten die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen gefährdet.
Die Beinahe-Verseuchung des Songhua-Stroms, der schon 2005 eine Chemiegiftkatastrophe erlitt und das Öldesaster vor Dalian haben in der Öffentlichkeit zu heftigen Umweltdebatten über die Kosten der rücksichtslosen Modernisierung Chinas geführt. Der eigentliche Skandal von Dalian, so schreibt die „Century Weekly“, seien die unverantwortlich und schlecht gesicherten Ölimporte Chinas, die sich um Jahr um Jahr inflationär erhöhen. 2009 führte das Land über 200 Millionen Tonnen Rohöl vorwiegend über seine Häfen ein. Von 1998 bis 2008 kam es zu 733 Tanker-Havarien, Pipelineunglücken und leckenden Tanks, wobei immer wieder Öl ins Meer auslief.
Mal schauen wie lange das Thema bestand hat bis es völlig ignoriert wird. Ich tippe es überlebt keine Woche. Is ja China, gelle.
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http://www.welt.de/politik/ausland/article8800122/Chinas-Oelkatastrophe-ist-schlimmer-als-behauptet.html
Es ist die wohl größte Ölkatastrophe Chinas. Das Land will alles unter Kontrolle haben, doch Greenpeace schlägt Alarm.
Der Strand der ostchinesischen Hafenstadt Dalian sollte um diese Jahreszeit eigentlich schwarz von Menschen sein. Badende würden sich in solchen Massen drängen, dass man das Wasser nicht mehr sieht. Stattdessen sind die Strände leer. An einem Abschnitt stehen Hunderte Milchkanister große Behälter, jeder bis zum Rand voll gefüllt mit pechschwarzem Öl, das buchstäblich tausende Fischer von der Meeresoberfläche abgeschöpft haben. Eine schwimmende Armee ist unterwegs. 8150 Fischerboote sind im Einsatz, seit die Stadtregierung 300 Yuan (40 Euro) für jeden Barrel Öl versprochen hat, die sie dem Meer entreißen.
Ein Kilo Haar kann acht Kilo Öl binden
Mit Schweißgeräten fackeln verschmierte Arbeiter klebrigschwarzes Öl von den Felsen am Strand ab. Überall sind Helfer unterwegs, die allen, die am Strand arbeiten, Mundschutz-Binden gegen die Dämpfe und Öl-Ausdünstungen aushändigen. Nachbarschaftskommitees und aus allen Teilen China kommende freiwillige Umwelthelfer sammeln Baumwollfasern und Haare. Mädchen trennen sich von ihren Schöpfen, die in Strümpfe gestopft im Wasser Öl aufsaugen können. Ein Kilo Haar, Fasern und trockene Maisblätter können acht Kilo Öl binden.
Die Methode lernten Chinesen von US-Aktivisten, die sich im Golf von Mexiko gegen die dortige Ölpest abrackern. So sieht eine Ölkatastrophe vor der Küste Chinas aus. Chinas bekanntes Magazin „Century Weeky“ nennt sie das „größte Umweltdesaster für das Gelbe Meer vor Dalian, das sich hier jemals ereignet hat.“
Alles begann am frühen Morgen des 16. Juli, als nach der Entpumpung eines 300.000 Tonnen lybischen Öltankers, Arbeiter unsachgemäß an der Pipeline hantierten. So jedenfalls stellt es Dalians Untersuchungsbericht dar.
"Sieg über das Öl" bereits verkündet
Zuerst explodierte eine 0,9 Meter Durchmesser Pipeline und danach eine kleinere Pipeline. Wie viel Öl ins Meer floss, weiß derzeit niemand genau zu sagen. Die Stadt Dalian, die das Ausmaß des Unfalls herunterzuspielen versucht und schon nach zehn Tagen Entwarnung gab und den "Sieg über das Öl" verkündete, spricht von 1500 Tonnen Öl.
Doch die Umweltorganisation Greenpeace, die seit Jahren in China arbeiten darf und meist Streit mit Behörden meidet, stellt sich diesmal stur. US-Ökologe Richard Steiner, der für Greenpeace in Dalian war, schätzt die Verseuchungsmenge auf 60.000 bis 90.000 Tonnen Rohöl, die in die Bohai-Bucht gerieten. Greenpeace vermutet, dass auch das Öl aus zwei Großtanks ins Meer floss. Das wären dann doppelt soviel Ölmengen wie die 37.000 Tonnen, die beim Tankerunfall der „Exxon Valdez“ vor 20 Jahren vor der Küste Alaska ins Meer gerieten.
Schäden für Touristenstrände und Fischfarmen sind nicht absehbar
Zwei Wochen nach dem Unfall sprechen Meeresforscher jedenfalls von der schlimmsten Ölpest Chinas: Das Öl, das anfangs in einer bis zu 30 Zentimeter starken Schlickschicht ins Meer trieb, soll sich inzwischen auf 430 Quadratkilometer der Bucht verteilt haben. Die Schäden für Dalians Touristenstrände und Fischfarmen sind nicht absehbar. Die Behörden mobilisierten inzwischen 266 Spezialschiffe, legten 40000 Meter schwimmende Ölbarrieren und Bastmatten aus und setzten "Ölfressende” Bakterienkulturen aus. Flugzeuge und Satelliten helfen, die Ausbreitung der sich zerfasernden Ölschichten zu orten.
Dramatische Bilder am 20. Juli hatten die Nation aufgeschreckt. Der Soldat Zhang Liang von der Dalianer Feuerwehrbrigade versank und erstickte buchstäblich in der Ölschicht auf dem Wasser, als er Kollegen zu Hilfe eilen wollte, die an einer der beschädigten Pipeline eine Unterwasserpumpe reparieren wollten. Er versank im Öl. Vom Ufer fotografierten hilflose Zuschauer das Unglück.
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Beinahe-Verseuchung des Songhua-Stroms
Auf offiziellen Webseiten wie China.org.cn und in hunderten Kopien im Internet legen sie bis heute Zeugnis über die erschütternden Vorfälle ab. Die Bilder aus Dalian standen aber immer im Schatten der Öl-Tragödie im Golf von Mexiko und einem weiteren Desaster in China. Tausende chinesische Soldaten und Helfer hatten Ende Juli nach verheerenden Überschwemmungen in Nordostchina 7138 Giftfässer einer überfluteten Chemiefabrik in Jilin zu bergen versucht, die in den Songhua-Strom abgetrieben wurden. Platzende Fässer hätten die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen gefährdet.
Die Beinahe-Verseuchung des Songhua-Stroms, der schon 2005 eine Chemiegiftkatastrophe erlitt und das Öldesaster vor Dalian haben in der Öffentlichkeit zu heftigen Umweltdebatten über die Kosten der rücksichtslosen Modernisierung Chinas geführt. Der eigentliche Skandal von Dalian, so schreibt die „Century Weekly“, seien die unverantwortlich und schlecht gesicherten Ölimporte Chinas, die sich um Jahr um Jahr inflationär erhöhen. 2009 führte das Land über 200 Millionen Tonnen Rohöl vorwiegend über seine Häfen ein. Von 1998 bis 2008 kam es zu 733 Tanker-Havarien, Pipelineunglücken und leckenden Tanks, wobei immer wieder Öl ins Meer auslief.