Danke,
@Schdaiff das is ja mal ne Info, kannte ich noch nicht.
Die allermeisten Sauropoden hatten kürzere Vorder- und längere Hintergliedmaßen. Erst unter den Neosauropoden brachte eine der beiden Untergruppen anfangs vor allem solche Sauropoden hervor, bei denen die Vorderbeine gleichgroß wie oder sogar größer als die Hinterbeine waren. Diese Untergruppe waren die Macronaria, die "Großnasen", zu der die Brachiosauriden gehörten. Diese waren sogar die einzigen mit deutlich längeren Vorder- als Hintergliedmaßen. Von weiteren Macronaria hatten die späteren dann wieder kleinere Beine. Die andere Gruppe der Neosauropoden, die Diplodocoideae, zu denen neben Diplodocus auch Apatosaurus gehört, hatten durchweg kleinere Vorderextremitäten, ferner einen länglicheren, zumindest so wirkenden Rumpf. Sie prägten das klassische Bild des Sauropoden.
Bei den Macronaria saß der Halsansatz deutlich höher als bei sämtlichen übrigen Sauropoden, verglichen mit dem Becken, nicht absolut gesehen. Besonders hoch saß er bei den Brachiosauriden; hier war auch schon die Rumpfwirbelsäule nach vorne hin aufsteigend, sodaß der Halsansatz von Anfang an nicht waagerecht ausgerichtet war, sondern schräg nach oben. Daher ist es mehr als nur naheliegend, daß die Macronaria ihre Köpfe zumindest oft erhoben trugen. Jedoch schwerlichso, daß sie ihre Wirbelsäule am Halsansatz knickten.Die Halswirbelsäule war vielmehr eher nur zu einer sanften Kurve nach oben in der Lage; die Halswirbel mußten recht starr miteinander verbunden gewesen sein, damit sie die halslängebedingte Hebelwirkung auffangen konnten, ohne ständig die Muskeln damit zu belasten. Für seitliche Beweglichkeit dürfte der Sauropodenhals besser geeignet gewesen sein.
Die Sehnen im Verbund mit den Muskeln in Hinterbeinen und Schwanz konnten Hals und Kopf zwar sicher aufrichten, doch eben nur als in sich relativ starres Gesamtgebilde. Ein Baggerarm (oder Kranarm) kann ebenfalls nur deswegen von einem "Seil" hoch- und runtergefahren werden, weil der Baggerarm in sich starr ist.
Dennoch wird der Hals bis zu einem gewissen grad vertikal beweglich gewesen sein, ohne Zweifel. In Darstellungen sowie in der Rekonstruktion von Brachiosauriden wie z.B. dem Berliner Giraffatitan (ehem. Brachiosaurus) brancai finden sich jedoch noch immer übertriebene, bis an 90° herankommende Windungen, die anatomisch nicht haltbar sind. Spätestens beim Kopf sollte dieser "Irrtum" deutlich auffallen. Bei sämtlichen Dinosauriern wie auch Vögeln - letztlich bei allen Wirbeltieren mit Ausnahme der (höheren?) Primaten setzt die Halswirbelsäule am hinteren Schädelende an, wo sich denn auch das - man beachte die Bezeichnung - Hinterhauptsloch befindet, durch welches das Rückenmark aus der Wirbelsäule zum Gehirn führt. Bei keinem Wirbeltier macht das Rückenmark beim Austritt aus dem Schädel erst mal einen Knick, um dann in die Halswirbelsäule einzutreten. Auch nicht beim Menschen, wo das Hinterhauptsloch nach unten verschoben ist und die WIrbelsäule von unten her "knickfrei" an das Loch heranführt. - Im Gegensatz dazu führt beim Berliner Giraffatitan der Hals straight nach oben, der letzte Halswirbel endet quasi frei in der Luft, und der Kopf sitzt horizontal ausgerichtet "frei schwebend" daneben. Zwischen Halswirbel und Hinterhauptsloch müßte noch ein Stück gebogener Gartenschlauch sitzen, um das Rückenmark von A nach B zu leiten. Nein, wäre der Schädel so am Hals wie bei sämtlichen sonstigen Sauropoden, wie bei sämtlichen Wirbeltieren außer den Primaten, bei dieser Art erigiertem Hals müßte der Brachiosauride in den Himmel schauen.
Auch am unteren Halsende kann man an der Skelettrekonstruktion den "Irrtum" erkennen. Sämtliche Wirbel haben am unteren Enden mächtige Dornen, diesich über den nächsttieferen Halswirbel legen. Sie stabilisieren den Hals, daß er nicht nach unten durchhängen kann. Je weiter nun der Hals nach oben gebeugt wird, desto weiter stehen diese Dornen von der Halswirbelsäule ab und "schneiden" in das Halsgewebe ein. Am unteren Halsansatz des Berliner Ausstellungsstück stehen die Dornen "verboten weit" ab, ganz anders weiter oben, wo sie paßgenau aneinanderliegen und man sich den Gewebekanal, in dem sie liegen, gut vorstellen kann.
Nicht einmal die Brachiosauriden mit ihrer deutlichen Wirbelsäulenaufrichtung werden den Hals alsopartiell senkrecht ausgerichtet haben. Von den übrigen Sauropoden mit langem Rumpf ganz zu schweigen.
Dennoch prägt die über 100-jährige Tradition von Sauropoden mit aufgerichtetem Hals unser Dino-Bild. Man gebe in Google Bildersuche nur mal "dino" ein!
Nur wer dieses falsche Dinobild im Kopf hat, wer Dinos also
garantiert nicht "in echt kennt", der malt nen Sauropoden mit erigiertem Hals und abgeknicktem Kopf.
Diese Halshebelmaschinerie erklärt, wie der Hals gehoben bzw. gesenkt werden konnte, aber eben nicht, wie stark Hals und Kopf geschlängelt / geknickt werden konnten. Da bleib ich bei meiner Abweisung, jenes Felsbild sei ein Sauropode aus eigener Anschauung eines lebenden Tieres.