Kephalopyr schrieb:Das ist cool, ich frag mich, was sie wohl über diese Fossilien gedacht haben, welche Vermutungen sie möglicherweise gehabt haben könnten, was diese Ammoniten darstellen, oder ob sie einfach nur schön aussahen, in jedem Fall was besonderes, weshalb sie sie als Schmuck trugen.
Im Paläolithikum wurden auch Tierzähne und Raubvogelkrallen durchlöchert und also sehr warhscheinlich um den Hals gebunden getragen. Mag man hier noch daran denken, daß dies ein "Protzen mit Beute" gewesen sein könnte oder ein magischer Versuch, die Kräfte solcher Tiere auf sich zu beziehen, so wurden genauso auch Muscheln durchlöchert / getragen. Zuweilen mit Farbe und mit Ritzmustern versehen. In Gegenden wie Nazca/Palpa, wo Wasser knapp war, mögen Bodenzeichnungen von Wassertieren oder abgelegte Muscheln zu einem magischen Wasserbeschwörungsritual gehört haben, doch läßt sich bei europäischen oder südostasiatischen Altsteinzeitlern kein Händeln eines dort und damals inexistenten Wassermangels erkennen. Daher: wird wohl einfach Schmuck gewesen sein, ein Ausdruck von Schönheitsempfinden. Und das mag dann auch bei Zähnen und Krallen oft genug der Grund gewesen sein.
Übrigens haben nicht erst Neolithiker Fossilien als Schmuck verwendet. Aus der Schelklinger Höhle "Hohle Fels" in Baden-Württemberg stammt aus der Grabung von 1999 ein durchbohrter Ammonit aus dem Gravettien (grob 30.000 bis 20.000 v.Chr.), also aus dem Jung-Paläolithikum, aus der Altsteinzeit. Er fand sich zusammen mit weiteren durchlöcherten Objekten wie Zähnen (Pferd, Hyäne), Knochen (Hase) und bearbeiteten Elfenbeinobjekten (symmetrische Formgebung). Teilweise mit Verzierung (Ritzungen).
Der Schmuck an sich ist das Besondere. Wenn Umherwandernde etwas mit sich tragen, dann, weil sie es brauchen. Werkzeug, Waffen, Wegzehrung, Feuerequipment usw. Dinge haben einen Nutzen. Aber Schmuck hat keinen, keinen physischen. Für die damaligen Menschen muß es also auch immaterielle Werte gegeben haben. Schönheit etwa. Harmonie - ein Faustkeil muß nicht fein symmetrisch gearbeitet sein, um zu funktionieren, aber es gab solche "Schmuckstücke" schon, und das nochmals deutlich früher. Auch der Neandertaler kannte Schmuck (Muscheln, Zähne...). Diese frühen Menschen hatten also bereits eine "geistige Welt", keine bloß funktionale Praxisorientiertheit. Man kann darüber sinnieren, ob sie auch einen Sonnenauf- oder -untergang schön fanden, einen besonders stattlichen Baum, eine bizarre Landschaft usw. Und man kann sich fragen, was sie wohl darüber gedacht haben, was sie da berührt und warum. Und ob sie eine "jenseitige Welt" glaubten, Naturgeister, Leben nach dem Tod. Letzteres dürfte mit der ersten Bestattung sicher sein, also ebenfalls im Paläolithikum bereits. Doch bleibt die genaue Vorstellung, die konkrete Gedankenwelt verschlossen, wir können da nur spekulieren. Zum Diskutieren darüber gibts nicht wirklich was.
Naja, und auch Fossilien waren von deren Schmuckempfinden betroffen. Ob sie darin nicht nur Schönheit erkannten, sondern auch eine "geistige Bedeutung", läßt sich nicht wirklich ermitteln.
perttivalkonen schrieb:Bei jungsteinzeitlichen Pfahlbauten in der Schweiz wurden zu Schmuck gearbeitete (zum Umhängen an einer Schnur durchlöcherte) Ammoniten des Jura gefunden.
