@AnGSt Inhaltliche Einheit der Bücher des AT und Beziehung zueinander:
1. Chronologisch:Die 5 Bücher Mose, das Buch Josua, das Buch der Richter, die Bücher Samuel und die Bücher der Könige bilden eine lineare Erzählung von der Erschaffung der Welt und des Menschen über die Entstehung des Volkes Israel und dessen Schicksal von der Zeit seiner Patriarchen bis zur Eroberung des Landes Kanaan und seiner Verschleppung in die babylonische Gefangenschaft.
Textbeweis ist nichts weniger als jedes einzelne Kapitel aller dieser Bücher.
Diese Erzählung ist größtenteils chronologisch, aber nur weil immer der Fokus auf den Kausalketten liegt, die Ereignisse und die sich daraus ergebenden Folgen darstellen. Ist es nötig, zum besseren Verständnis einer Ursache-Wirkugs-Kette einen Zeitsprung zu machen, wird gelegentlich von der chronologischen Ereignisfolge abgewichen.
Somit liegt von der ersten bis zur letzten Seite der sogenannten geschichtlichen Bücher eine einzige komplexe Kausalkette vor. Das Buch Rut setzt dabei mit einer Nebenhandlung ein, die gemeinsam mit dem Schluss des Richterbuches in das 1. Samuelbuch mündet. Leviticus ist dabei keine historische Erzählung im gleichen Sinn, sondern ausschließlich eine Detailbeschreibung der in den übrigen Büchern des AT nur oberflächlich erwähnten mosaischen Gesetze.
Die Bücher der Chronik beziehen sich jeweils auf die (früher verfassten) Bücher 2Samuel und 1/2 Könige. Sie interpretieren die dort geschilderten Ereignisse im Kontext der späteren Zeit, in der sie verfasst wurden. Die Bücher Esra, Nehemia und Ester setzen an der Stelle an und schildern wieder (größtenteils) chronologisch den Ablauf der Ereignisse, die das endgültige Ende des unabhängigen Reiches Israel markieren. Auch hier liegt aber immer der Fokus auf den Kausalketten.
Als Beispiel für das ganze Prinzip:
David als König über Israel -> 2Sam 1+; 1Chro.11+ die historischen Komponenten;
Der Psalter (siehe Nr.4) prophetische, moralisch unterweisende und hochemotionale Komponenten;
Erwähnung im NT praktisch an jeder Ecke, nur mal Mt.22,41+ oder APG13,16-26 unter vielen anderen Beispielen.
Die Bücher der Propheten schildern die Ereignisse des Niederganges des Volkes Israel aus der Sicht einzelner Menschen, nicht des ganzen Volkes; diese einzelen Menschen sagten jedoch nicht das was sie selbst dachten sondern was Gott ihnen zu sagen auftrug. Historisch gesehen erzählen sie größtenteils von der Zeit des sich abzeichnenden Endes der Unabhängigkeit des israelischen Volkes bis zum zukünftigen Erscheinen von Jesus, zum Teil sogar bis in Zeiten die heute für uns noch Zukunft sind.
Sie kommentieren die Gründe dieses Niederganges und erklären die Kausalketten, die diesen Niedergang herbeiführen müssen/mussten. Zugleich verheißen sie zukünftige Rettung aus der (teilweise noch bevorstehenden) Diaspora. Sprachlich eher leicht verständlich wenn auch inhaltlich sehr komplex als gutes Beispiel das Buch Daniel.
2. Kausal:Die Kausalketten haben immer und unter allen Umständen dasselbe Motiv:
- Gott teilt dem Leser seine Ansicht bzw. sein Urteil zu einem konkreten Sachverhalt mit. Zum Beispiel zu einer Frage über korrektes moralisches Verhalten.
- Der Mensch kann sich dieser moralischen Entscheidung unterordnen oder es bleiben lassen, gemäß seines freien Willens.
- Er erfährt die jeweilige Konsequenz was es bedeutet sich der Entscheidung Gottes im Vertrauen unterzuordnen oder sich ihr zu widersetzen.
- Falls der Mensch erkennt dass es klüger gewesen wäre Gott zu vertrauen als sich gegen ihn aufzulehnen können beide einen neuen gemeinsamen Anfang machen.
Beispiel: David und Batseba -> 2Sam11+ (zugleich ein gutes Beispiel für die Auswirkung der Entscheidung eines Menschen auf das Schicksal des ganzen Volkes)
3. Inhaltlich:Um dieses Motiv immer und immer wieder aufzuzeigen wird die Geschichte einzelner Menschen ebenso erzählt wie die Geschichte ganzer Völker denen diese Menschen angehören.
Als Beispiel mag die Lebensgeschichte Abrahams herhalten, -> 1Mose12+, dem Gott 1. versprochen hat dass er Nachkommen so zahlreich wie Sterne am Himmel haben sollte, 2. dass diese Nachkommen das Land Kanaan in Besitz nehmen und so lange behalten würden wie sie sich an die Spielregeln bzw. Hausordnung Gottes halten würden und 3. dass aus dieser Nachkommenschaft zuletzt die ganze Welt mit allen Menschen gesegnet werden sollte (= Jesus, siehe auch Römer4 und APG7).
4. Sonderstellung der poetischen SchriftenDie Psalmen, Sprichwörter, Prediger, Hiob und das Hohelied sind unabhängig von allen historischen Kontexten verständlich. Inhaltlich sind sie wohl hauptsächlich als moralische, ethische/sittliche und philosophische Lehrtexte verwendbar. Diese Texte lassen den Leser aber weit mehr am seelischen Empfinden der Verfasser teilhaben als die oft sachlichen und nüchternen Ereignisbeschreibungen der Geschichtsbücher.
Vom Textformat ähneln sie eher den prophetischen Schriften, soweit diese oftmals auch sehr emotional und gelegentlich in Versform gefasst sind.