@sunset damit hast du ja auch recht, natürlich spielen die wirtschaftlichen faktoren da die aller größte Rolle.
Aber genau daran sehen wir ja, dass es den meisten Leuten NICHT darum geht, dass sie eine islamische Regierung bekommen, sondern, dass sie arbeitsplätze haben und vernünftiges einkommen.
Die haben danach auch nich angefangen, alten mubarak leuten anzuhängen oder den Liberalen, die waren ganz einfach danach enttäusch und Politikverdrossen.
Die nächsten PArlamentswahlen werden es dann zeigen, was das für die Wahlverhältnisse bedeutet.
Was ich jedenfalls sehe: Der wichtigste faktor für die stimmung pro oder kontra regierung ist, ob es den leuten gut geht, und das beeinhaltet natürlich in erster linie in ägypten auch die arbeitslosigkeitszahlen.
Und deswegen würde ich sagen, dass ich nicht denke, dass es für Muslime nicht mit dem Islam unvereinbar ist, unter einer Säkulären regierung zu leben, solange diese den Staat vernünftig führt.
Ich mein, all die Muslime die im Westen leben, da glaub ich nicht, dass die Bock darauf hätten, in ein islamisches Land zu ziehen, also jetzt in der Mehrzahl, nur weil sie sich da versprechen, islamischer leben zu können.
Ganz im gegenteil, man kann im westen teilweise besser seine eigene Religion unbehelligt ausleben als in manchen teilen der islamischen welt, wo es konflikte zwischen verschiedenen gruppen gibt oder man unter einer gewissen kontrolle steht.
Da ist dann die Frage, wozu man überhaupt eine islamische Regierung brauchen soll, wenn die westlichen Gesellschaften zu einem großen Teil islamisches Leben umfassend ermöglichen, und es bis jetzt ja doch kein selbsternannter islamischer staat hinbekommen hat, eine funktionierende islamische gesellschaft aufzubauen die ohne überwachungsstaat und diktatur auskommt.
Wenigstens kenne ich keine solche Gesellschaft.
Die Türkei fiele mir ein, aber andererseits ist die Türkei kein islamisch geführter staat der nach der scharia leben möchte, auch wenn die AKP regiert.
Eigentlich ist das sogar das bestmögliche Modell, man kann eine islamische PArtei wählen, aber lebt dennoch in einem säuklären Staat.
Und ich denke, dass genau das auch vielen muslimen klar ist.
Ich mein, was ist denn schließlich z.b. in Deutschland an wirklich wichtigen Sachen nicht möglich, was aber in einem islamischen Staat möglich wäre?
Die unterschiede beziehen sich zum großteil eher auf Verbote, das heißt, es wäre vieles verboten, was in Deutschland gang und gebe ist.
Dann wäre aber die Frage, was das denn soll, warum das erstrebenswerter sein soll, in einer gesellschaft zu leben, in der dinge verboten sind für leute die der eigenen weltanschauung nicht anhängen, anstatt in einer gesellschaft zu leben, in der du nichts musst, aber jeder das tun darf was er möchte.
Schließlich darf man nicht vergessen, dass sich die aufkommenden verbote nicht nur gegen dinge richten würden, die christen und atheisten tun, sondern, da es innerislamische konflikte gibt, würden auch irgendwelche kräfte dinge verboten, die viele muslime tun, und es würde auf Unterdrückung von seiten irgendeiner Gruppe hinauslaufen, die glaubt, sie allein kennen den wahren Islam.
Das ist oft genug passiert., als das man es als Regelfall betrachten kann.
Und deswegen denke ich eben nicht, dass für die meisten Muslime Politik und Religion untrennbar sind, solange es eine partei gibt, die ihre vorstellungen weitestgehend umsetzen will und sie diese wählen können.