Heide_witzka schrieb am 23.11.2020:Ist es das? Du hast dich wahrscheinlich noch nicht mit den vielen Spielarten des Atheismus befasst.
Nicht an XY zu glauben heisst nicht unbedingt dass man glaubt XY gäbe es nicht.
Nicht Briefmarken zu sammeln ist ja auch kein Hobby.
Darf ich dich mal Fragen, an was du persönlich glaubst oder nicht glaubst bzw. in welcher Spielart, das würde mich interessieren.
Ich persönlich halte die von dir erwähnte und von Atheisten vielbelastete Aussage im logischen Kontext für falsch, ich versuche zu begründen warum:
Du schreibst ja selber, "Nicht an etwas zu glauben... nicht unbedingt, dass man glaubt.." Da wird ja allein schon aus den Worten klar, dass diese Art/Facette des Nicht-Glaubens auch nichts weiter ist, als ein Glaube.
Musik in in verschiedener Spielart ist immer noch Musik. Und es kann nur Musik spielen oder nicht.
Hier kannst du jetzt statt den verschiedenen Spielarten verschiedene Religionen auf der Theisten-Seite einsetzen und auf der anderen Seite verschiedene Facetten des Atheismus.
Ein Hobby, wie Briefmarken sammeln, lässt sich meiner Ansicht nach nicht mit dem Glauben an Gott oder dem Nicht-Glauben an Gott gleich schalten.
Um es auf dein genanntes Beispiel zu beziehen:
Das müsste dann so aussehen: Man kann nur Briefmarken sammeln oder nicht. Ob das ein Hobby für einen ist oder nicht, also was man denn selber persönlich mag oder nicht mag spielt keine Rolle. Ob man sich nichts daraus macht, es langweilig findet,etc. und warum spielt an der Stelle keine Rolle. Das eine ist das Resultat des anderen, nicht der Grund.
Und davon abgesehen, von Briefmarken weiss man definitiv, dass sie existieren. Das werden dir gläubige wie ungläubige Menschen nicht absprechen wollen. Die Existenz Gottes ist aber hier der Streitpunkt. Eine Frage die nicht für alle Menschen gleich und unabänderlich festgelegt ist, wie die Existenz von Briefmarken.
Sammeln oder nicht sammeln ist eine Reaktion darauf, keine Begründung für die Sache aus der das ganze resultiert.Und resultieren kann es nur aus schwarz oder weiß, Gott gibt es oder nicht.
Soviel mal lange um meine Meinung und die Rahmenbedingungen drumherumgeredet mal wieder auf den Kern meiner Aussage:
Reevolution schrieb am 23.11.2020:Wenn ich oder sonstjemand Atheist ist, ist das in gewisser Weise auch ein Glaube."
An Gott glauben oder nicht, es ist beides ein Glaube. Ob mir das als Atheist passt oder nicht. Wenn man versucht dennoch objektiv zu sein, kommt man meiner Meinung nach nicht um dieses Ergebnis rum. Zumindest hätte ich keine Idee wie das funktionieren sollte. Die Begründungen oder verschiedene Spielarten dessen spielen für diese meine formulierte und zitierte Aussage keine Rolle im Ergebnis.
Darüber hinaus macht es in meinen Augen keinen Sinn zu sagen: Ich glaube definitiv nicht an Gott, es kann ihn auf keinen Fall geben. Aber ich halte es dann doch für möglich, dass es ihn geben könnte. Das wäre ein wasch mich, mach mich aber nicht nass.
Per Definiton fällt auch dies unter Atheismus
Atheismus (von altgriechisch ἄθεος átheos „ohne Gott“) bezeichnet die Abwesenheit oder Ablehnung des Glaubens an Gott oder Götter.
Quelle: Wikipedia
Theismus oder Atheismus, schwarz oder weiß, beides ist ein Glaube.
Bishamon schrieb am 23.11.2020:Der gnostische Theist hat Wissen und legt Beweise vor. Der agnostische Theist glaubt.
Der gnostische Atheist glaubt nicht, er weiß.
Du bist
Bishamon schrieb am 23.11.2020:agnostischer Atheist
Was weiß der gnostische Atheist denn und aufgrund von was? Kannst du mir ein konkretes Beispiel dafür nennen, ich weiss nicht genau ob ich dir ganz folgen konnte.Sind die Freimaurer nicht selber Ansicht oder habe ich da etwas falsch in Erinnerung?
Bishamon schrieb am 23.11.2020:wie ich schon schrieb, Christen haben unterschiedliche Jenseitsvorstellungen. Mal ist der Himmel auf der Erde, mal nicht. Mal gibt es Fegefeuer, mal nicht. Mal werden Ungläubige gequält,mal nicht. Mal landen alle in den Himmel, mal nicht.
Ja, das sind offensichtlich verschiedene Facetten des Christentums, da hast du natürlich recht.
Allerdings ist mir auch keine christliche Denomination bekannt, die aktuell zu Terroranschlägen aufruft und in deren Charta steht man soll die ungläubigen töten wo immer man sie findet. Oder Christen und Juden dürfen leben, wenn sie an uns Tribut abdrücken, alle Heiden müssen sterben.
Im Islam gibts das, auch wenn das nicht überall so ausgelebt wird-zum Glück. Das passiert nur, wenn man zur Bibel den Koran als Ergänzung verwendet und dann ist man Moslem.Kein Jude oder kein Christ.
Da ist ein reininterpretieren in die Aussagen von Jesus Christus oder auch in die 10 Gebote ohne Beilage des Koran wesentlich schwieriger bis unmöglich.
Wenn man unterstellt, dass man aus jeder Religion alles herauslesen kann, dann haben wir das Risiko im Hinudismus, Buddhismus,Satanismus,etc. gleichermaßen..Idioten gibt es Überall, dafür braucht es keinen glauben oder unglauben. Man kann aus allem eine Waffe machen.Gegenstände,Religionen,Vorurteile, Meinungen,den Glauben an nichts,Autos,etc.
Im Islam haben wir aber konkrete Ansagen dazu.Und das ist ein wesentlicher Unterschied und ein wesentlich erhöhtes Risiko, wenn man dieses denn generell in Religionen sehen will.
Wohlgemerkt, mir geht es hier um das Grundsystem, nicht wie einzelne friedliche Gläubige das ausleben. Das Grundsystem ist aber nicht förderlich für ein friedliches Zusammenleben.
Natürlich gab es z.B. auch Kreuzzüge was das Christentum angeht. Ob man diese jetzt als eine Art Verteidigungskrieg und/oder gespickt mit vielen politischen Motiven sieht oder ob das rein und alleinverschuldet aus einer Interpretation des Christentums hervorgeht sei mal dahingestellt.
Mir ist jedenfalls nichts bekannt, was im Christentum unmissverstänlich und ohne interpretierbares Beiwerk (Fegefeuer,etc) oder Politik parallel zu vergleichbaren o.g. Inhalten aufruft, wie es der Islams tut.Beim Judentum kenne ich mich zu schlecht aus, um darüber eine Aussage zu treffen.
Koran sagt folgendes aus:"Macht alles, was im alten und im neuen Testament steht, aber die Stellen, die unserer Ansicht entgegenstehen sind gefälscht".
Und das obwohl der erst 600 n. Chr. rauskam und Bibeln gibt, die bereits wesentlich älter sind und damals schon inhaltlich schon so waren wie die heutigen. Oder ein Judentum,was noch wesentlich älter ist.
Mohamed ging erst bei den Juden und Christen hausieren und als diese seine Ansichten ablehnten musste auf einmal alles gefälscht sein. Hier gehts dann auch um Glaubwürdigkeit. Da kann man dann nicht einfach alles gleichsetzen und beliebig schalten, sowohl was den Inhalt als auch die Gefährlichkeit und Glaubwürdigkeit angeht.
Ein Jesus und ein Mohammed haben gelebt. Dafür gibt es Beweise, das sind historische Personen. Man kann jetzt glauben, dass der eine Wunder gewirkt hat oder nicht. Belege dafür, dass er es hat, können Christen anführen.Mohamed hat keine getan, hat er selbst gesagt. Ich würde eher jemanden der Wunder tut oder von dem dies zumindest gesagt wird -mit irgendwie gearteten Belegen- eher abnehmen Gottes Sohn zu sein als dem anderen und damit die verschiedene Glaubwürdigkeit beachten. Es ist nun an uns Atheisten diese komplett zu entkräften.
Ansonsten bleibt es ein möglicher und legitimer Glaube, den die da haben, an dem wir keine irgendwie geartete objektive Grundlage haben dies anders darzustellen,zähneknirschend.
Es werden z.B. Details von Paulus Reise erwähnt die stimmen. Genauso wird im selben Schreiben erwähnt, dass Jesus 500 Leuten erschienen ist. Es gibt auch Berichte über Wunder in unserer heutigen Zeit.Die Christen haben vorgelegt. Ansonsten müsste man die Möglichkeit dazu Widerlegen oder begründen, warum alles eine Lüge ist und alle Zeugen durch die Jahrtausende unabhängig voneinander gelogen haben.
Das wird schwierig bis unmöglich.Und das mag ich nicht, deshalb fallen mir Diskussionen wie diese schwer und eigentlich wollte ich nicht so tief einsteigen.Hier funktioniert der Ausweg mit der Beweislastumkehr nicht mehr, da Beweise vorliegen.
Worauf ich aber jetzt eigentlich hinaus wollte ist, dass ich mit dir nicht übereinkomme weil du-wenn ich dich richtig verstanden habe- quasi ein fliegendes Spaghetti Monster mit einer historisch belegten Person gleichschaltest. Von der viele Behaupten aber auch darüber hinaus Belege wie Zeugenaussagen vorliegen.
Eine mystische Figur und ein daran hängender Glaube jedem möglichen anderen Glauben gleichwertig und gleich glaubwürdig zu schalten, kann nicht funktionieren.
Das sind völlig andere Grundbedingungen auf denen das ganze aufbaut,ebenso wie die Grundaussagen,auch wenn diese von Splittergruppen (bewusst?) verzerrt oder entwertet werden, sodass sogar ein ungläubiger Mensch dies offensichtlich erkennen kann. Das hat dann wohl oft weniger mit Glauben als mit wollen zu tun. Demgegenüber unterliegt Atheismus-was ich gut finde- überhaupt keinen Regeln. Da muss man sich nicht mal die Mühe machen absichtlich einen Sinn zu entfremden um alles tun und lassen zu können, was man will.
Bishamon schrieb am 23.11.2020:ich bin nur der Meinung, dass man aus den 3 bekannten Schriftreligionen eine jeweilige Ponyhof-Variante machen kann (wenn man willens ist). Oder das Gegenteil.
Das heisst dann "ja" zu dem was ich gefragt hatte?:
Reevolution schrieb am 23.11.2020:Glaube für dich eine freie, absolut ersetzbare und relativierbare Willensentscheidung ist
Darf ich dich Fragen, warum du meinst ausgerechnet aus diesen Religionen kann man Ponyhof oder Schlachtfeld machen und keinen anderen?
Warum interessieren dich denn dann überhaupt Religionen? Es ist ja dann schon fast schade, dass du kein gläubiger Mensch bist, bei der Energie und dem Fachwissen, dass du da scheinbar reinsteckst bzw. reingesteckt hast. Ich bin einfach nur ein Arschloch und will meinen Lebensstil beibehalten. Was ist dein Grund? Möchtest du deine Ansicht vielleicht gar predigen ;-)?
Wenn du wie ich glaubst, dass es keinen Gott gibt, dann muss für dich doch auch daraus resultieren, dass es nicht um relativierbare Religionen, sondern um relativierbare Menschen geht, die dahinter stecken.
Und dann können wir das Leid der Welt und den Unfrieden auch nicht auf gläubige Menschen abwälzen, sondern wir, die Atheisten machen dann Religion zu einer reinen Erfindung des Menschen und alle Schuld, die im Namen einer erfundenen Religion oder Gottheit begangen wurden, liegt allein am Menschen.Religion und Gott verliert dann sämtliche mögliche Schuld und Funktion als Sündenbock. Alle Religionen abzuschaffen oder eine weltweite Einheitsreligion wird das Problem nie lösen, weil der Mensch der Gleiche bleibt.
Probleme und Unzufriedenheit steckt in jedem Atheist behaupte ich. Es ist nicht Fair das auf Religionen oder Gott oder generell andere Menschen zu wälzen. Wenn ich mich hier so durchlese passiert aber gerade das oft. Ich will ja auch in meiner Ansicht Religionen abzulehnen respektiert werden.
Bei uns sagt man, ein Wolf kann (eher) seine Fellfarbe ändern, als dass er ändert ein Wolf zu sein.
Man könnte dann auch sagen, man ist Feind der Demokratie, weil es rechtsextreme Gruppierungen in ihr gibt.Deshalb ist die Demokratie schlecht. Und ohne Sie gäbe es keine Menschen, die fremden gegnüber feindlich eignestellt sind. Oder wir gehen in unsere Höhlen zurück, weil wissenschaftliche Erkenntnisse die Atombombe hervorgebracht haben.
Das Problem ist bei weitem nicht die Religion, das ist ein vorgeschobener einfacher und angenehmer Ausstieg aus der Problematik und ein Fingerzeig auf Gläubige mit der Ansage "Die da sind an allem Schuld..die haben im Mittelalter die Brunnen vergiftet..."