Islam - Eine friedliche Religion?
18.11.2014 um 02:44@Bordo_Bereli
Die Sammlung des Korans
Taschkenter Koran (9. Jahrhundert)
Vor dem Tod des Propheten Mohammed waren bereits verschiedene Teile des Korans schriftlich niedergeschrieben worden, und nach Abstimmung mit allen, die den Koran sowohl mündlich (Hafiz) als auch schriftlich bewahrt hatten, entstand nach dem Tode des Propheten Mohammed im Jahre 11 n. H. (632 n. Chr.) zu Zeiten des ersten Kalifen Abu Bakr der erste Koran-Kodex (مصحف muṣḥaf), um ihn vor dem Verlorengehen oder Verwechseln mit anderen Aussagen des Propheten Mohammed zu bewahren.
Der dritte Kalif, Uthman ibn Affan (644–656), ließ diese ersten Koran-Kodizes, die auch z. T. in anderen Dialekten als dem quraischitischen Dialekt – dem Dialekt des Propheten Mohammed – abgefasst waren, einsammeln und verbrennen, um dann einen offiziell gültigen Koran herzustellen. Dabei mussten mindestens zwei Männer bei jedem Vers bezeugen, dass sie diesen direkt aus dem Munde des Propheten Mohammed gehört hatten. Sechs Verse im Koran sind aber nur von einem Zeugen, nämlich Zaid ibn Thabit, dem ehemaligen Diener des Propheten Mohammed, auf diese Weise bezeugt worden. Dass diese Verse heute doch im Koran stehen, hängt damit zusammen, dass der Kalif ausnahmsweise die Zeugschaft von Zaid alleine akzeptierte, obwohl eigentlich mindestens zwei Männer bezeugen mussten.
Nach der islamischen Überlieferung wurden fünf Abschriften des uthmanischen Kodex in die verschiedenen Städte versandt, und zwar nach Medina, nach Mekka, nach Kufa, nach Basra und nach Damaskus. Gleichzeitig erging die Anordnung, alle privaten Koranaufzeichnungen zur Vorbeugung falscher Überlieferungen zu verbrennen. Man nahm früher an, dass die Abschrift, die nach Medina gesandt wurde, sich heute in Taschkent befindet und ein zweites Exemplar im Topkapi-Museum in İstanbul verwahrt wird. Beide Exemplare sind aber in kufischer Schrift, die sich in das 9. Jahrhundert n. Chr. datieren lässt, aufgeschrieben worden und somit wohl frühestens 200 Jahre nach Mohammed entstanden.
Auch die heutige Anzahl und Anordnung der Suren gehen auf die Redaktion von Uthman zurück. Der Koran-Kodex des ʿAbd Allāh ibn Masʿūd, der nach der Einführung des uthmanischen Kodex noch eine Zeit weiter benutzt wurde, hatte nur 110 oder 112 Suren, die anders angeordnet waren.[13] Charidschitische Gruppen in Iran bestritten, dass Sure 12 und Sure 42 Bestandteil des ursprünglichen Korans gewesen seien.[14] Handschriftenfunde in der Großen Moschee von San'a deuten an, dass Korankodices aus dem ersten muslimischen Jahrhundert (7. Jahrhundert n. Chr.) bedeutende Unterschiede in der Orthographie, in den Lesarten (d. h. im Inhalt) und den Anordnungen der Suren aufweisen.
Die arabische Schrift, in dem der uthmanische Kodex erstellt war, hatte noch keine diakritischen Punkte, wie sie in der heutigen arabischen Schrift verwendet werden, um die ansonsten gleich aussehenden Konsonanten zu unterscheiden. Deshalb war das mündliche Beherrschen des Textes wichtig, und die Schriftform diente vor allem als Gedächtnishilfe.
In den Orten mit Abschriften des uthmanischen Kodex entwickelten sich verschiedene Lesarten des Korans. Die islamische Tradition hat später sieben solcher Lesetraditionen als „kanonisch“ anerkannt.[15] Erst Anfang des achten Jahrhunderts wurden die Buchstaben im Korantext mit diakritischen Zeichen versehen. Die Initiative dazu ging auf al-Haddschādsch ibn Yūsuf zurück, den Statthalter des umayyadischen Kalifen Abd al-Malik im Irak, der auf diese Weise alle Uneindeutigkeiten in der Überlieferung des Korans ausräumen wollte. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Belege für die Bedeutung des Korans im öffentlichen Leben der Muslime, denn Abd al-Malik ließ die von ihm geprägten Münzen sowie die Inschriften des von ihm errichteten Felsendoms mit Koranzitaten (insbesondere Sure 112) versehen.[16]
Die Sammlung des Korans
Taschkenter Koran (9. Jahrhundert)
Vor dem Tod des Propheten Mohammed waren bereits verschiedene Teile des Korans schriftlich niedergeschrieben worden, und nach Abstimmung mit allen, die den Koran sowohl mündlich (Hafiz) als auch schriftlich bewahrt hatten, entstand nach dem Tode des Propheten Mohammed im Jahre 11 n. H. (632 n. Chr.) zu Zeiten des ersten Kalifen Abu Bakr der erste Koran-Kodex (مصحف muṣḥaf), um ihn vor dem Verlorengehen oder Verwechseln mit anderen Aussagen des Propheten Mohammed zu bewahren.
Der dritte Kalif, Uthman ibn Affan (644–656), ließ diese ersten Koran-Kodizes, die auch z. T. in anderen Dialekten als dem quraischitischen Dialekt – dem Dialekt des Propheten Mohammed – abgefasst waren, einsammeln und verbrennen, um dann einen offiziell gültigen Koran herzustellen. Dabei mussten mindestens zwei Männer bei jedem Vers bezeugen, dass sie diesen direkt aus dem Munde des Propheten Mohammed gehört hatten. Sechs Verse im Koran sind aber nur von einem Zeugen, nämlich Zaid ibn Thabit, dem ehemaligen Diener des Propheten Mohammed, auf diese Weise bezeugt worden. Dass diese Verse heute doch im Koran stehen, hängt damit zusammen, dass der Kalif ausnahmsweise die Zeugschaft von Zaid alleine akzeptierte, obwohl eigentlich mindestens zwei Männer bezeugen mussten.
Nach der islamischen Überlieferung wurden fünf Abschriften des uthmanischen Kodex in die verschiedenen Städte versandt, und zwar nach Medina, nach Mekka, nach Kufa, nach Basra und nach Damaskus. Gleichzeitig erging die Anordnung, alle privaten Koranaufzeichnungen zur Vorbeugung falscher Überlieferungen zu verbrennen. Man nahm früher an, dass die Abschrift, die nach Medina gesandt wurde, sich heute in Taschkent befindet und ein zweites Exemplar im Topkapi-Museum in İstanbul verwahrt wird. Beide Exemplare sind aber in kufischer Schrift, die sich in das 9. Jahrhundert n. Chr. datieren lässt, aufgeschrieben worden und somit wohl frühestens 200 Jahre nach Mohammed entstanden.
Auch die heutige Anzahl und Anordnung der Suren gehen auf die Redaktion von Uthman zurück. Der Koran-Kodex des ʿAbd Allāh ibn Masʿūd, der nach der Einführung des uthmanischen Kodex noch eine Zeit weiter benutzt wurde, hatte nur 110 oder 112 Suren, die anders angeordnet waren.[13] Charidschitische Gruppen in Iran bestritten, dass Sure 12 und Sure 42 Bestandteil des ursprünglichen Korans gewesen seien.[14] Handschriftenfunde in der Großen Moschee von San'a deuten an, dass Korankodices aus dem ersten muslimischen Jahrhundert (7. Jahrhundert n. Chr.) bedeutende Unterschiede in der Orthographie, in den Lesarten (d. h. im Inhalt) und den Anordnungen der Suren aufweisen.
Die arabische Schrift, in dem der uthmanische Kodex erstellt war, hatte noch keine diakritischen Punkte, wie sie in der heutigen arabischen Schrift verwendet werden, um die ansonsten gleich aussehenden Konsonanten zu unterscheiden. Deshalb war das mündliche Beherrschen des Textes wichtig, und die Schriftform diente vor allem als Gedächtnishilfe.
In den Orten mit Abschriften des uthmanischen Kodex entwickelten sich verschiedene Lesarten des Korans. Die islamische Tradition hat später sieben solcher Lesetraditionen als „kanonisch“ anerkannt.[15] Erst Anfang des achten Jahrhunderts wurden die Buchstaben im Korantext mit diakritischen Zeichen versehen. Die Initiative dazu ging auf al-Haddschādsch ibn Yūsuf zurück, den Statthalter des umayyadischen Kalifen Abd al-Malik im Irak, der auf diese Weise alle Uneindeutigkeiten in der Überlieferung des Korans ausräumen wollte. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Belege für die Bedeutung des Korans im öffentlichen Leben der Muslime, denn Abd al-Malik ließ die von ihm geprägten Münzen sowie die Inschriften des von ihm errichteten Felsendoms mit Koranzitaten (insbesondere Sure 112) versehen.[16]