Hallo
@vincent Du fragst:
vincent schrieb:Versteh echt nicht, wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, der Islam wäre friedlich. Hat er überhaupt den Anspruch an sich selbst, friedlich zu sein?
Wozu das Ganze?
Islam ist nicht Islam. Und jeder hat da seine eigene Vorstellungen. Was aber eigentlich nicht geschehen sollte, und sich seine Neigungen zum Gott zu machen, sei falsch, und außerdem die Fitna und sich in Gruppierungen zu spalten, wie die sogenannten Früheren. Den Islam und seine Begründung finde ich an sich schon eine interessante Sache. Ich persönlich sehe es derzeit so, dass der Islam als politisch utopische Ideologie gegründet wurde, unter dem Eindruck, dass alle vorangegangenen Religionen sich auch irgendwo spalteten, Kriege führten und doch entgegen ihrem Anspruch Unheil auf diese Erde brachten und vielleicht unter dem Eindruck auch der Dekadenz mancher arabischer Stämme. Wobei man vorsichtig sein sollte, alles zu glauben, was so über die vorislamischen Araber erzählt wird. Denn was wissen wir schon wirklich über sie? Und über Feinde setzt man halt gerne auch überhaupt mal gerne negative Gerüchte in die Welt. Ich will das aber auch nicht ohne rechtes Wissen einfach unterstellen. Ich weiss kaum etwas über das vorislamische Arabien.
Aber zum eigentlichen Thema. Ja, auch die orthodoxe und klassische Ullamah von Sunniten, Schiiten und Charidschiten erhebt meines Wissens durchaus den Anspruch darauf, Frieden zu schaffen. Nur wie ich es verstehe, so war die islamistische Ideologie so geplant gewesen, dass der Frieden wenn nötig eben durch Krieg und Herrschaft der Scharia etabliert werden müsse. Dabei bedenke man auch, dass die arabische Wortwurzel von sowohl Islam als auch Salam SLM ist. Salam bedeutet Friede und Islam bedeutet Ergebung, Hingabe, Unterwerfung. Scharia bedeutet übrigens schlicht Weg. Meiner Meinung nach nun wurde der Islam vielleicht nicht zuletzt darum gegründet, um durch eine ganz bestimmte Rechtsvorstellung damit Friede zu schaffen, indem man eben befriedet, weil sich alles dieser einen Rechtsvorstellung bedingungslos zu unterwerfen habe; der Tauhid. Alles was sich dann davon abwende oder sich darüber erhebt und davon abweicht, dem sei die diesseitige und/oder jenseitige Strafe angesagt. Und da nur die eigene Rechtsvorstellung, welche mit dem Tauhid einhergeht und dem koranischen Dogma, als friedlich und den Friede zu stiften angesehen wird, wird alles Andere als unfriedlich und zu bekriegen angesehen, zu strafen, hoffentlich zu unterwerfen. (Die Umkehr, die Reue, die Gnade, die Vergebung.)
So liest man im Koran gerade auch:
Sura 10.9-10:
9Diejenigen aber, die glauben und rechtschaffene Werke tun, leitet ihr Herr wegen ihres Glaubens recht. Unter ihnen werden Flüsse strömen in den Gärten der Wonne.
10Ihr Ausruf darin wird sein: „Preis sei Dir, o Allah!“ und ihr Gruß darin: „Friede!“ und ihr abschließender Ausruf: „(Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Weltenbewohner!“Der Friede spielt also durchaus eine Rolle. Aber man muss sich auch die Mühe machen, was eben halt hierbei eigentlich mit Friede gemeint sein könnte. Wir sprachen also auch über Fitna. Und Fitna bedeutet soviel wie Prüfung, Versuchung, Verführung, aber auch Verfolgung. Der Begriff kommt im Koran an unterschiedlichen Stellen zur Anwendung. Und so haben wir als unterschiedliche Übersetzungen etwa auch zu Sura 8.39:
Und kämpft gegen sie, bis niemand (mehr) versucht, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, und bis nur noch Allah verehrt wird! Wenn sie jedoch (mit ihrem gottlosen Treiben) aufhören (und sich bekehren), so durchschaut Allah wohl, was sie tun.Oder:
Und kämpft gegen sie, bis es keine Verfolgung mehr gibt und (bis) die Religion gänzlich Allahs ist. Wenn sie jedoch aufhören, so sieht Allah wohl, was sie tun.Man sieht, das ist etwas schwieriger zu übersetzen. Aber wir lesen in Sura 9.29-33:
29Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und nicht an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben, und nicht die Religion der Wahrheit befolgen – von denjenigen, denen die Schrift gegeben wurde –, bis sie den Tribut aus der Hand entrichten und gefügig sind!
30Die Juden sagen: „ʿUzair ist Allahs Sohn“, und die Christen sagen: „Al-Masīḥ ist Allahs Sohn.“ Das sind ihre Worte aus ihren (eigenen) Mündern. Sie führen ähnliche Worte wie diejenigen, die zuvor ungläubig waren. Allah bekämpfe sie! Wie sie sich (doch) abwendig machen lassen!
31Sie haben ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren genommen außer Allah, sowie al-Masīḥ ibna Maryam, wo ihnen doch nur befohlen worden ist, einem einzigen Gott zu dienen. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Preis sei Ihm! (Erhaben ist Er) über das, was sie (Ihm) beigesellen.
32Sie wollen Allahs Licht mit ihren Mündern auslöschen. Aber Allah besteht darauf, Sein Licht doch zu vollenden, auch wenn es den Ungläubigen zuwider ist.
33Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der Religion der Wahrheit gesandt hat, um ihr die Oberhand über alle Religion zu geben, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist.
Also soll durchaus dem Islam die Oberhand über alle (andere) Religion gegeben werden? Wenn dem so ist, so rundet sich das Bild auch wieder recht schnell ab. Denn die Scharia wird als Frieden angesehen, als Teil des Tauhid bzw. der Tauhid, und da sei die Unterwerfung zu. Es ist also meiner Meinung nach nicht zuletzt eine utopische Ideologie, wie sie die Menschheit vorher schon und auch danach noch oft bekommen sollte. Er sollte ein politisch in sich geschlossenes Gesellschaftsmodell werden. Aber unter Ausschluss von Anderem. Und das ist meiner Meinung nach der Fehler darin.