Ich denke beide Parteien könnten tagelang darüber diskutieren und trotzdem würde man zu keinem Ergebnis kommen.
Anstatt vor lauter Geltungsbedürfnis immer wieder eine Diskussion vom Zaun zu brechen, so sehe einen Ansatz darin, dass mal weniger diskutiert und dafür sich mehr informiert und sich zugehört wird.
Grundlegend ist es aber ratsam, eine Diskussion in diesem Kontext erst zu wagen, wenn man auch ein möglichst weitreichend Bild von beiden Seiten hat, denn innerhalb einer jeden Diskussion und im Austausch von Argumenten wird man mit der Materie der jeweils anderen Seite konfrontiert, weswegen Vorbildung einfach notwendig ist.
Ich vermute früher oder später einen weitreichenden Übergang oder Wandel von Religionen zu Philosophien, was man auch schon heute in Ansätzen sehen kann.
Die Religionen, die sich nicht mit den zwischenmenschlichen Entwicklungen mitentwickeln wollen oder können, die verschwinden irgendwann auch wieder. Dafür gibt beispielsweise die Mythologie genügend Beispiele.
Sobald erst einmal ein Verständnis hinsichtlich von Philosphien aufgebaut ist, so braucht es weiterführend einer Sensibilisierung für das Verständnis der Aussagen der Philosphie und ihrer möglichen Relevanz im heutigen Alltag. Ein Anhänger irgendeiner Philosphie wird zu seinen Lebzeiten andere Aussagen getroffen haben als ein Anhänger, der 200 Jahre später gelebt hat. Beispielsweise kann man heute zwar immer noch an mancher Stelle den guten Kant zitieren, aber eine Aufklärungsepoche im 21. Jahrhundert anzetteln zu wollen, dafür reicht das, was er im 18. Jahrhundert formulierte, eben nicht aus, weil sich in der Zwischenzeit die Gesellschaften und der Zeitgeist massiv gewandelt haben.
Religionen oder geistliche Phiolosophien (wie auch immer man das jetzt bezeichnen mag) sehe ich da in ähnlicher Pflicht. Es mag durchaus Menschen geben, die die Bibel nach wie vor beim Wort nehmen und diese Worte auch 1:1 und uninterpretiert weiterreichen. Jedoch drängt sich grundlegend einfach die Frage auf, wie viel von einer 2000 Jahre alten Schrift, heute wirklich noch relevant oder plausibel ist.
Vor 2000 Jahren war so vieles völlig anders als heute. Und auch wenn sich über die Jahrhunderte bestimmte Grundsätze erhalten konnten, so sehe ich nicht, dass ein Jesus der heutigen Zeit, die Bibel heute noch einmal inhaltlich genauso formulieren könnte wie damals.
Ungeachtet dessen, was in irgendeiner religiösen Schrift geschrieben steht, was heute noch genauso ist, wie auch schon vor 2000 Jahren, ist die Frage woher wir kommen, warum wir hier sind, was unsere Existenzberechtigung ist.
So aufgeklärt sich mancher auch halten mag, mir liegt die Vermutung nahe, dass wir, hätten wir in der damaligen Zeit gelebt, auch ähnliche Antwortversuche gewagt hätten. Man schaue sich nur das unsagbar breite Spektrum solcher Versuche in der heutigen Zeit an, neben dem Gottmodell und wissenschaftlichen Theorien haben wir mittlerweile noch das große Feld der Außerirdischen oder die unterschiedlichsten Seelenmodelle und was es nicht noch alles gibt oder angeblich geben soll.
So verschieden, ja manchmal sogar gegensätzlich, diese Ansichten auch sein mögen, grundsätzlich verbindet uns alle, dass wir einfach keine wirkliche Ahnung haben, welche Antworten nun wahrhaftig sind.
Ich weis nicht, welches Adjektiv es am besten beschreiben würde, aber ich versuche es einmal mit interessant, denn es ist doch interessant zu sehen, wie breit gefächert die Antwortversuche auf die elementaren Fragen unseres Daseins sind.
Was wenn die Naturwissenschaftler sich irren?
Da ist immer die Frage in wie fern sie sich irren oder wer davon einen Vorteil hätte, sollten sie sich, wie auch immer, irren?
Wissenschaft hat das Ziel Erklärungsmodelle aufzustellen, die beweisbar, für jeden, der sich damit beschäftigt nachvollziehbar und allgemeingültig sind. Dahingehend hat sie bisher in Recht vielen Teilgebieten verdammt gute Arbeit geleistet.
Unabhängig der Religion/Weltanschauung kann jeder erfahren, warum wir nicht haltlos durch die Gegend fliegen und stattdessen am Boden haften, warum es im Sommer im Schnitt wärmer ist als im Winter, was bestimmte Krankheitserreger in unserem Körper anstellen oder warum die mathematischen Formeln in einem Tafelwerk so sind wie sie sind.
Hinsichtlich der vermutbaren möglichen Irrungen der Wissenschaft ist ja der Witz, dass die Innenwinkelsumme des Dreiecks auch noch 180 Grad sein wird, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass es ein Gott war, der uns erschuf.
Man beobachtet, verknüpft und beweist im besten Falle, was man beobachtet und verknüpft hat und da kann in einem Hunderte oder Tausende Jahren Buch stehen was will.
Selbst wenn der christliche Gott sich zeigen sollte, so wird die Aussage biblicher Schriften, dass die Erde eine Scheibe sei, trotzdem nicht plötzlich wahr.
Das was sich wissenschaftlich beobachten lies und lässt, das wird sich auch mit einem nachweisbaren Gott immer noch beobachtbar sein, höchstens die Erklärung, warum das Beobachtete da ist, verändert sich.
Gewisse religiöse Erklärungen sind ja auch wissenschaftlicher Sicht nicht unmöglich, sie sind nur auf Grund der bisherigen Sachlage einfach unwahrscheinlicher oder unplausibel - aber nicht eben nicht vollends ausgeschlossen. Von daher kommt hier wieder die Eingangsfrage dieses Absatzes zum Zug, in wie fern sie sich denn irren könnten.