@Freakazoid Wo ist erstmal dein geschriebener Beitrag ?
Da ich den gelesen habe, bringe ich ein Auszug aus Peters Hahnes Buch.
"Warum lässt Gott das zu "
Am Ende der Zeiten versammeln sich Millionen Menschen vor dem Thron Gottes. Die einen schauen ängstlich in das gleißend-helle Licht. Die anderen kümmert das alles nichts. Sie stehen in Gruppen zusammen und diskutieren hitzig miteinander.
Sie haben nur ein Thema: Wie kann Gott das Leid zulassen, das die Menschen jetzt im Lebensrückblick so aufgehäuft und erdrückend sehen. "Das soll ein Gott der Liebe sein? Wie kann er über uns zu Gericht sitzen. Was versteht er schon von unserem Leid? Hat er denn jemals leiden müssen?" faucht eine alte Frau mit schneidender Stimme. Sie zieht ihren Ärmel hoch und zeigt die eintätowierte Nummer eines Konzentrationslagers.
Ein farbiger junger Mann öffnet aufgeregt seinen Hemdkragen: "Schaut euch das an", fordert der die Umstehenden auf und zeigt seine Wundmale am Hals, Male eines Strickes: "Gelyncht haben sie mich, nur weil ich schwarz bin und nicht weiß. In Sklavenschiffen hat man uns verschleppt. Von unseren Liebsten wurden wir getrennt. Wie Tiere mussten wir arbeiten. Soll das ein Gott der Liebe sein?"
Ein junges Mädchen starrt still und teilnahmslos vor sich hin. Auf ihrer
Stirn ist das Wort zu lesen: "Unehelich".
Überall kommt jetzt ärgerliche Stimmung auf. Die Leute sind empört. Und
jeder richtet seine Klage gegen Gott, weil er das Böse, das Leid, das
Unrecht in der Welt zugelassen hat. Das will ein Gott der Liebe sein?" Wie
gut hast du es doch, Gott", sagen sie alle. "Wie gut hast du es in deinem
Himmel in all der Schönheit und Helligkeit. Bei dir gibt es keine Tränen,
keine Angst, keinen Hunger, keinen Hass, kein Leid. Ja, du hast es gut.
Aber wir? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was der Mensch auf dieser
Erde alles erdulden muss? Was es heißt Leid zu ertragen und Tränen zu
weinen? Schließlich führst du Gott, doch ein behütetes und beschauliches
Dasein..." So reden die Leute vor dem Thron Gottes.
Und plötzlich hat jemand eine Idee: "Wir wollen Gott den Prozess machen.
Wir wollen ihn verurteilen". Jeder der Gruppe wählt sich einen Sprecher.
Es ist immer derjenige, der in seinem Leben am meisten gelitten hat. Da
ist ein Jude, ein Schwarzer, eine uneheliche Tochter, ein Unberührbarer
aus Indien, ein entstellter Leprakranker, ein Bombenopfer, ein Gefolterter
aus den Arbeitslagern Sibiriens. Sie diskutieren aufgeregt miteinander. Und dann sind sie alle bei der Formulierung der Anklage gegen Gott einig: Bevor Gott das Recht hat, über uns zu Gericht zu sitzen, soll er erst mal ertragen, was wir Menschen auf Erden an Leid erdulden mussten. Gott soll dazu verurteilt werden, auf dieser Erde zu leben. Als Mensch.
Weil Gott aber Gott ist, stellen die Menschen in ihrem Prozess bestimmte
Bedingungen: Er soll keine Möglichkeit haben, sich aufgrund seiner
göttlichen Natur selbst zu helfen. Er soll als Jude geboren werden. Damit
soll er sehen wie das ist, als Jude leben zu müssen. Die Legitimität
seiner Geburt soll zweifelhaft sein. Unehelich im weltlichen Recht soll er
geboren werden. Niemand soll wissen wer eigentlich sein Vater ist. Als ein
solcher Mensch soll er versuchen, seinen Mitmenschen zu erklären, wer Gott ist. Ja, er soll mit dem Anspruch auf Erden kommen, selber Gott zu sein. Von seinen engsten Freunden soll er schließlich verraten werden, nachdem er nur drei Jahrzehnte unter Entbehrungen, Verfolgung, Hunger und Anfechtung gelebt hat. Mit falschen Anschuldigungen soll ihm der Prozess gemacht werden.
Ja, die Leute vor dem Thron Gottes übertrumpfen sich förmlich gegenseitig mit Vorschlägen, wie man Gott bestrafen soll. Schließlich soll er ja das erleiden, was ihnen in ihrem Leben widerfahren ist. Und zwar in geballter Form. Sein Prozess soll mit falschen Anschuldigungen geführt werden. Von einem voreingenommenen Gericht soll er verhört werden. Ein feiger Richter soll ihn aburteilen. Er soll erfahren, was es heißt, von allen Menschen verlassen und total einsam und hilflos zu sein. Er soll brutal gequält werden und dann grausam sterben. Und das in aller Öffentlichkeit. Eine Menge von Zeugen soll dabei sein; lachend, spottend, höhnend.
Die Menschen vor dem Thron Gottes sind sich einig: Gott soll auf dieser
Erde alles das erleiden, was ihnen in der Zeit ihres Lebens widerfahren
ist. Jeder Sprecher verkündet sein Urteil gegen Gott. Hart und
erbarmungslos. Ein Prozess ohne Gnade.
Und während ein Urteilsspruch nach dem anderen vorgetragen wird, geht
plötzlich ein Raunen durch die Menge. Als der letzte sein Urteil fällt,
wird es ganz still. Ein großes Schweigen macht sich breit. Ein betretenes
Schweigen. Eine Stecknadel könnte man fallen hören. Alle, die Gott so
grausam verurteilt haben, senken ihre Köpfe. Beschämt und erschüttert
wenden sie sich ab. Keiner wagt mehr zu sprechen. Plötzlich weiß jeder
dieser Leute, um was es hier geht. Jedem ist plötzlich klar: Gott hat die Strafe ja längst auf sich genommen. Das Urteil hat er ja längst getragen.
Jesus kam in diese Welt.