Warum Selbstbeobachtung nicht möglich ist
11.01.2012 um 01:34
Hier ein paar weitere Überlegungen zum Threadthema, warum man sich nicht selbst beobachten kann.
Jedes Beobachten bedarf eines Betrachtungsstandpunktes. Daher die berechtigte Frage:
Wo genau befindest du dich?
Von welchem Standpunkt aus bemerkst du dich selbst? Befindet sich dein Beobachtungsstandpunkt in deinem Knie? In deinem Gehirn? In deinem kleinen Finger? Wo genau befindest du dich? Würde man in einem aufwendigen Experiment dein Gehirn aus deinem Schädel entfernen, sämtliche Nerven- und Gefäßverbindungen zum Gehirn verlängern und es anschließend in ein Behältnis mit einer Nährlosung geben und dieses auf einen nebenstehenden Tisch stellen, würdest du dann behaupten, du befindet sich auf diesem zweiten Tisch? Oder würdest du behaupten, du befindest dich immer noch auf dem ersten Tisch, auf dem dein Körper liegt, weil du ja von dort aus hinüber zu dem zweiten Tisch auf dein eigenes Gehirn schaust? Wo genau wärst DU in dieser Situation?
Wir lokalisieren uns hauptsächlich als "hinter den Augen befindlich", weil der Gesichts- und der Hörsinn maßgeblich daran mitwirken, ein Bezugssystem aufrechtzuerhalten, ein System, in dem der eigene Körper zu anderen Dingen und Gegenständen in Bezug gesetzt wird, und erst dadurch das Ergebnis einer Lokalisation entsteht. Ohne dieses Inbezugsetzen gäbe es keinen "Ort an dem ich mich befinde".
Ich selbst bin nicht-lokal. Ich erschaffe mir mit Hilfe dieser schwingenden Ansammlungen von Energie, genannt materielle Dinge und Gegenstände, eine scheinbare Position in Bezug zu allem in der Nähe befindlichen. Doch ich selbst bin stets der Mittelpunkt an Aufmerksamkeit, von dem aus sich alles in einem ständig agierenden Bezugssystem entfernt befindet, was ich nicht bin.
Du bist überzeugt, wenn jemand zu dir spricht und du hörst es, dass es dann "Dich" als den Hörenden gibt, nicht wahr? Du irrst! Was du einen Hörenden nennst, ist in Wirklichkeit die Erfahrung des Hörens. Aus dieser Erfahrung schlussfolgerst du einen Sprechenden und dich als einen Hörenden. Deine Sinne tun ein Übriges, um dieser Illusion Formen zu geben. Die schwingende Ansammlung von Energie, welche du einen materiellen Körper nennst und sie als getrennt von dir empfindest, bezeichnest du als deinen Gesprächspartner. Und jene andere schwingende Ansammlung von Energie, welche du deinen eigenen materiellen Körper nennst, bezeichnest du als "ich". In Wirklichkeit findet diese Erfahrung, diese Vorgänge, im Bewusstsein statt, und du bist der Zeuge, der Beobachter all dieser Vorgänge, die du in der Gesamtheit als eine Welt bezeichnest, als ein Universum. Es gibt sie nur dann, wenn es dich gibt, wenn du weißt, dass du vorhanden bist. Ohne das Wissen, dass es dich gibt, gibt es all das für dich nicht!
Ist es nicht die Erkenntnis über deine Anwesenheit, welche dir sagt, dass es dich gibt? Ist es nicht ausschließlich dieses Wissen, welches dir die Gewissheit gibt, dass du dich als eine seiende Anwesenheit bemerkst? Es ist genau "dieses", welches dich verstehen lässt, dass es dich gibt. Etwas sagt dir, dass du bist. Lass alles andere los und bleibe in diesem Zustand des Wissens. Denn bevor du dieses Wissen noch nicht hattest, gab es da irgendwelche Bedürfnisse für dich? Ohne diese Gewissheit, ohne das bewusste Wissen, gab es da irgendwelche Wünsche, Absichten, Notwendigkeiten, Bedürfnisse für dich?
Dein Körper ist mehr zu verstehen als etwas, was dir geschah, was dir zu fiel, bevor du das Wissen um deine Anwesenheit erlangtest. Du selbst warst nicht involvierst in die Entstehung deines Körpers. Bevor es deine kommunikative Form (Körper) und das Wissen um diese Form gab, was hast du getan für dich? Hast du gelitten, warst du traurig, bevor du dich noch nicht mit deinem Körper identifiziert hattest? Oder fingen alle Leiden, alle Schmerzen, alle Fragen, alle Missverständnisse erst nach der Identifikation an?
Du willst herausfinden, was die Wahrheit ist, nicht wahr? Bist du dir im Klaren darüber, dass alle Erfahrungen eine Illusion im Sinne von etwas Konstruiertem sind? Hast du noch nicht bemerkt, dass alles, was du dein eigen nennst, alles, was du als dir zugehörig empfindest, zeitlich gebunden, konstruiert und damit vergänglich ist? Dass all das, was ist, eine Unwahrheit ist?
Hast du schon herausgefunden, dass die Erfahrbarkeit der Welt und deine eigene Erfahrbarkeit stattfindet, ohne dass du selbst etwas dafür tust? Was auch immer geschieht, in allen Fällen bist du der Beobachter dessen, was geschieht, einschließlich dem konstruierten Ich, welches du als "dich", als den Handelnden bezeichnest.
Jede Erfahrung ist zeitgebunden. Wie nennst du jenes, welches das Verschwinden eines Gedanken bemerkt? Nenne es, wie immer du willst, doch jeder gedankliche Prozess wird verschwinden. Du magst eine Menge an Wissen ansammeln, doch damit bist du ständig der Gefangene in der Falle des Körper-Bewusstseins. Gibt es irgendeinen Gedanken, irgendein Gefühl, irgendeine deiner Erinnerungen, in denen dein physischer Körper nicht involviert war und ist? In denen er nicht die ultimative Voraussetzung war, ohne den du weder denken noch fühlen noch dich an etwas erinnern könntest? Du bist untrennbar mit deinem Körper verbunden, weil nur er der kommunikative Ausdruck dessen ist, was du bist. Der Wissende um deinen Körper.
Jede körperliche Lebendigkeit ist zeitlich gebunden. Was immer zeitlich gebunden ist, ist unwahr. Du weißt, dass Lebendigkeit zeitlich gebunden ist und als Wissender weißt du, dass das die Wahrheit ist. Das einzige Kapital, was du besitzt, ist das Wissen darüber, dass es dich gibt. Bleibe in diesem Wissen und alle Rätsel und Verwirrungen lösen sich von selbst auf.