@dakarnoirdakarnoir schrieb:Wenn du sagst, das wenn man aufwacht sich für ein Ich bin dies, oder Ich bin das hält, und dies als eine Illusion bezeichnest, Du dir die Fähigkeit nimmst, unterscheiden zu können, ob nun dies Wahrhaftig ist, oder nur eine vorgespielte Illusion.
Es ist äußerst schwierig, herauszufinden, ob etwas eine Illusion ist, oder nicht. Illusionen haben ja gerade die Eigenschaft und das Bedürfnis "echt" zu wirken. Deswegen möchte ich hierzu noch mal ein paar grundsätzliche Anmerkungen machen:
Eine Möglichkeit, um herauszufinden, ob man sich nur etwas vorstellt oder ob es um eine aktuelle Sinneswahrnehmung geht, ist die, dass man überprüft, ob möglicherweise eine Erinnerung zugrunde liegt. Denn Vorstellungen basieren alle ausnahmslos auf Erinnerungen. Jede Vorstellung ist eine Erinnerung, die man verändert und als Ergebnis etwas Neues bekommt, eben die Vorstellung. Auf diese Weise kann man prüfen, ob das, wovon man überzeugt ist, eine Sinneswahrnehmung oder etwas Vorgestelltes ist.
Eine weitere Möglichkeit ist das Überprüfen von Sinneswahrnehmungen selbst. Jeder weiß, es gibt nichts was einen mehr täuschen kann, als unsere Sinne. Wir "sehen" Dinge, die gar nicht da sind, weil unser interpretierender Verstand ständig den Vorgang des Sehens abschließen will um ein Ergebnis für eine daraus sich ergebende Handlung zu haben. Unsere allermeisten Sinneswahrnehmungen basieren allerdings ebenfalls auf Erinnerungen. Wir können nur "er"-kennen, was wir kennen, und das bedarf eben einer Erinnerung. Wir können aber auch etwas bemerken, was wir zum allerersten Mal sehen, sofern es für unsere sinnlichen Wahrnehmungsbereiche zugänglich ist. Aber das können wir dann nicht erkennen im Sinne von Wiedererkennen. Jemand der nicht weiß, was ein PC-Monitor ist, und zum ersten Mal ein solches Ding sieht, der wird sich fragen: Was könnte das sein? Es hat ein 4-eckiges Fenster, könnte ein Fernseher sein, oder eine Waschmaschine, etc. - Das heißt, wir können innerhalb der Wahrnehmungsbereiche durchaus etwas bemerken, was wir aber nicht erkennen können.
Woher weiß ich nun, das mein "Ich bin" eine Illusion ist? Das Wort "Illusion" hat einen sehr negativen Beigeschmack. Deswegen füge ich meist auch immer sofort hinzu "aber nicht im Sinne einer Täuschung". Das ist ganz wichtig. Denn es gibt das "Ich bin" nicht deswegen, um jemanden zu täuschen. Wer das denkt, der hat hier nichts verstanden.
Mit "Illusion" ist vielmehr etwas Vergängliches gemeint. Alles, was vergänglich ist, kann nicht wirklich real sein. Denn, um es mal vereinfacht zu sagen, man braucht lediglich dazusitzen und abzuwarten, bis es von selbst vergangen ist, und wird dann zwangsläufig zu der Schlussfolgerung kommen "Okay, war nichts Echtes, nur eine vorübergehende Erscheinung". Eine Illusion leitet sich also aus der Beständigkeit heraus ab.
Nun ist es so, dass alles, was sich im Bewusstsein befindet, es nur deswegen gibt, weil es einem Raumkonzept unterliegt. Das heißt, etwas, von dem wir sagen, dass es existiert, besitzt eine Form und ein Volumen, damit es von etwas anderem unterschieden werden kann, sowie eine Dauer, innerhalb derer es bemerkt werden kann. Ohne eine Form oder Volumen gibt es kein Etwas, und ohne eine zeitliche Dauer, während der es bemerkt werden könnte, ebenfalls nicht. Dieses Raumkonzept ist primär und fundamental.
Damit kann ich nun hergehen und alles überprüfen, was ich mag, ob sich damit eine Existenz herleiten lässt. Ich kann mich fragen: Ist mein "Ich bin" etwas Unveränderliches oder nur eine Illusion (=Vergängliches)? Ich werde unverzüglich bemerken, dass es nicht immer vorhanden ist, sondern nur manchmal. Denn wenn ich schlafe und nicht träume, dann gibt es für mich absolut nichts, weder eine Welt, noch weiß ich dann selbst, wer ich bin oder ob es mich jemals gegeben hat.
Sobald ich wieder aufwache kann ich das unzweifelhaft bemerken, dass es einen solchen Zustand von "Abwesenheit" gab, den wir Schlaf nennen. Wir sagten: Eine Illusion ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie etwas Vergängliches ist. Und genau das trifft auf das "Ich bin" zu. Denn wäre das "Ich bin" nicht vergänglich, dann würde jeder von uns sich selbst beim Schlafen bemerken können. Das kann aber niemand. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht doch eine Instanz gibt, welche das Schlafen unter ständiger Beobachtung hält. Diese Instanz hätte eine deutlich höhere Wertigkeit, um nicht als eine Illusion bezeichnen werden zu müssen, denn sie wäre in allen drei Phasen Wachsein, Träumen und Schlafen ununterbrochen anwesend. Diese Instanz ist aber nicht das "Ich bin", sondern dieses "Ich bin" ist vielmehr das "Instrument", welches für diese Wechselphasen zuständig ist. Die dahinter liegende unveränderliche Instanz dagegen, muss etwas mit mir zu tun haben. Sie muss ein qualitativ höherwertigeres Ich/Selbst/Seele oder was auch immer sein, welches aber unzweifelhaft etwas mit mir zu tun hat, welches ich jedoch nicht nach Belieben "steuern" kann.
So weit erst mal hierzu.
Aus diesen fein säuberlichen und akkuraten Beobachtungen, bei denen man sowohl die Sinneswahrnehmungen wie auch den denkenden Verstand benutzt, gelangt man zu der unausweichlichen Schlussfolgerung: Das "Ich bin" ist etwas Konstruiertes! Da müssen Konzepte zugrunde liegen, welche diese Wechselphasen erzeugen und möglich machen, noch bevor ich etwas darüber weiß, warum und wieso es diese Phasen überhaupt gibt. Viele denken an dieser Stelle, dass der Körper, das Gehirn, diese Phasen erzeugt. Aber das ist das Allerletzte, was stimmt. Der Körper, das Gehirn, ist vielmehr die ausführende Instanz, welche diese Phasen kommunikativ umsetzt. Übrigens hat mein Körper während meines gesamten Daseins noch niemals geschlafen. Ganz im Gegenteil. Die moderne Schlafforschung hat zweifelsfrei nachgewiesen, dass das Gehirn, der Körper an sich, während des Schlafens zeitweise noch aktiver ist, als beim sogenannten Wachsein, und damit meine ich keinesfalls das Träumen.
Allein das Bemerken des Vorhandenseins dieser Wechselphasen ist ein mehr als deutlicher Hinweis darauf, dass es etwas geben muss, welches diese Phasen hervorruft und aus denen heraus sie stattfinden.
Diese Beobachtungen und Erfahrungen kann jeder selbst vornehmen, wenn er genügend aufmerksam ist, und wenn er aufrichtig und ehrlich zu sich selbst ist, dann wird er auch bestätigen müssen: Mein "Ich bin" ist nichts Unveränderliches und deswegen ist es eine Illusion.
dakarnoir schrieb:Mich würde mal interessieren, woher Du diese Anschauungen hast, denn es deutet alles auf immaterielles derterministisches Denken hin, welches den Zweck hat, Dir einzureden, daß Du eigentlich garnicht bist, ja geschweige denn eine Persönlichkeit besitzt, also daß Du nicht die Krone der Schöpfung bist, oder Gottes Ebenbild. Also eine völlige Umkehrung des eigenlichen Sinns. das Du eben nicht jemand persönliches bist, sondern reine Illusion.
Alles, was du hier auflistest, bin ich nicht.
Ich bin stattdessen das, aus dem das alles hervorgeht.
:)