@mitrasmitras schrieb:Du könntest wenigstens mal sagen, woher du diese Ideen nimmst, die Hindus haben die auch. Alles ist realtiv. Der Relativismus führt aber zum Nihilismus.
Ich übernehme keine Ideen von anderen, die ich dann hier nur aufsage. Ich spreche aufgrund eigener Erfahrungen. Natürlich habe ich auch die Ideen, Überzeugungen und Denksysteme von anderen gelesen. Aber niemals ungeprüft. Ich gehe dann her und überlege, ob ich eine persönliche Erfahrung zu einer bestimmten Idee erlangen kann. Denn es gibt für mich keine höhere Gewissheit als die einer persönlichen Erfahrung.
Der Relativismus, den du erwähnst, ist eine Form, welche die relativen Erscheinungen beschreibt. Nur deswegen gibt es ihn und nur das ist sein Anliegen. Er führt keineswegs zwangsläufig zum Nihilismus, wie du vermutest, weil Nihilismus nicht die Erscheinungen zum Gegenstand hat, sondern ihre Abwesenheit.
Ein Nihilismus dagegen, konsequent gedacht, negiert auch einen Relativismus. Ein Nihilismus ist deswegen falsch, weil er das Ergebnis einer Inkonsequenz ist. Er ist deswegen inkonsequent, weil er zwar eines Beobachters im Sinne eines Wahrnehmenden bedarf, der bezeugt, dass es nichts wirklich gibt, aber andererseits alles andere für nicht existent hält. Doch so etwas gibt es nicht. Es gibt keinen Beobachter, der nicht beobachtet, der allein und für sich steht, ohne etwas zu Beobachtendes, ohne mit irgendetwas anderem in Bezug zu stehen. Anders gesagt: Es ist nicht möglich die Erfahrung "Ich erfahre nichts" zu machen. Jede Beobachtung bedarf grundsätzlich dieser zwei Faktoren, den Beobachter und das was er beobachtet. Beide bedürfen einander und es kann das eine nicht ohne das andere geben. Deswegen ist der Nihilismus falsch, weil er schlichtweg nicht möglich ist.
Doch dahinter, und damit meine ich, hinter allen relativen Erscheinungen, gibt es einen Hintergrund, vor dem sich alle Erscheinungen zeigen. Und dieser Hintergrund bin ich. Ohne mich gibt für mich keine Erscheinungen. Ohne mich gibt es für mich keine Welt.
Die einzige Gewissheit, die ich habe, ist, dass es mich gibt, dass ich bin. Ich kann auch keine Vorstellung sein, - eine Aussage, die viele Philosophen in ihren Werken hinterfragt haben. Denn wäre ich nur eine Vorstellung, könnte ich auch das mit einer Erfahrung selbst herausbekommen, und zwar, in dem ich hinreichend genug aufmerksam bin. Denn eine Vorstellung benötigt in jedem Fall eine Erinnerung, die man verändert und als Ergebnis die Vorstellung erhält. Anders sind Vorstellungen nicht möglich. Sie bedürfen Erinnerungen. Ich kann also, mit hinreichender Aufmerksamkeit, ganz konkret die Erfahrung machen, ob ich mir nur etwas vorstelle, oder nicht. Daher stelle ich mir nicht vor, dass ich bin. Sondern ich weiß, dass ich bin.
Ich bin, das ist die einzige Gewissheit, die ich habe. Alles andere sind relative Erscheinungen in meinem Bewusstsein, die aber nicht ich sind. Denn ich bin nicht das, was ich bemerken kann. Ich bin z.B. manchmal ärgerlich, manchmal glücklich, manchmal wütend, manchmal gelassen. Oder sonst was. Doch nichts von alledem bin ich wirklich. Ich bin nicht mein Ärger. Ich bin nicht mein Glücklichsein. Ich bin nicht meine Wut und auch nicht meine Gelassenheit. Oder sonst etwas. Denn wäre ich beispielsweise mein Glücklichsein, dann wäre ich es nicht nur manchmal, sondern auch während die Erscheinungen wechseln. Eine solche Erfahrung des Nicht-Wechseln kenne ich jedoch nicht. Daher bin ich weder dies noch das. Denn in einem "dies" oder "das" bin ich nicht enthalten. Es ist vielmehr das, was ich vorübergehend vorgebe zu sein. Ich bin stattdessen der unwechselhafte Hintergrund, vor dem sich dieses Schauspiel der wechselnden Erscheinungen abspielt, die ich vorübergehend für mich halte. Ich vermute, ich erlebe sie genau so intensiv und relativ, wie du und jeder andere auch. Doch ich betrachte sie als das, was sie sind. Sie kommen und gehen und damit sind sie nichts Reales. Solltest du jetzt denken, es gibt nur diese Welt der relativen Erscheinungen, dann hast du die Welt des Realen, des sich nicht Verändernden, nur deswegen noch nicht persönlich erfahren, weil du von den relativen Erscheinungen so fasziniert bist, dass du nichts anderes bemerkst.
Jetzt kennst du einige meiner persönlichen Erfahrungen, und weißt, warum ich weder ein Relativist, ein Nihilist, ein Sophist noch ein sonstiger "...ist" bin.