@thomaszg2872„Das Standardmodell des heißen Urknalls beruht auf Annahmen über die Anfangsbedingungen, die rätselhaft sind“, befand der amerikanische Teilchenphysiker Alan Guth bereits 1981. Er schlug deshalb das Modell der kosmischen „Inflation“ vor. Mit Hilfe von Teilchentheorien entdeckte er einen Effekt, der bei hohen Energien und Temperaturen, wie sie beim Urknall geherrscht haben müssen, wie eine abstoßende Kraft wirkte und damit die Schwerkraft überwiegen konnte.
Der russische Astrophysiker Andrej Linde hat diese Inflationstheorie mitentwickelt. Doch mit der Vorstellung eines einmaligen Urknalls als Keim der Welt kann er sich inzwischen nicht mehr identifizieren. Er macht derzeit mit einem Weltmodell Furore, das den Streit um die Hubble-Konstante überflüssig machen könnte. Nach seiner Theorie besteht das Universum aus unzähligen voneinander unabhängig expandierenden Blasen.
Nach seinem neuen Modell erfüllt das Universum ein ständiges Wabern unberechenbar kleiner und großer Energieschwankungen, sogenannte Quantenfluktuationen. Wie in einem Schaum-bad bilden sich daraus laufend kleinere und größere Blasen und vergehen wieder – jede Blase ein eigener Kosmos. „Ich nenne dies das selbstreproduzierende Universum“, sagt Linde. Innerhalb einer Blase gilt das Urknallmodell. In jeder Blase würden die Himmelskörper jedoch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auseinanderschießen. Die Suche nach einer einheitlichen Hubble-Konstante wäre sinnlos.
Das für uns sichtbare Universum könnte eine unter vielen solcher Blasen im Schaumbad sein, die seit einigen Milliarden Jahren anschwillt. In manchen Nachbarblasen mögen Naturgesetze herrschen wie bei uns, in anderen könnte jedoch eine völlig andere Physik gelten – da gibt es dann vielleicht kein Licht oder keine schweren Atomkerne, dafür andere Dinge, die wir uns nicht vorstellen können.
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