Psychedelische Drogen - Tor zu einer anderen Dimension?
29.05.2012 um 00:37
Hier mal meine Gedanken:
Meiner Meinung nach hängt Religion, unser Gesellschaftskonstrukt und die Welt, die wir mit Substanzen wie LSD betreten zusammen.
Ich glaube, dass es einen Urzustand gibt, eine Art absoluten Einklang mit dem Universum, der Welt. Einen Bewusstseinsstrom, der durch alles und jeden fließt. LSD ist sozusagen ein Schlüssel für das Tor in diesen ursprünglichen Zustand. Jeder, der LSD mal in entsprechender Dosis konsumiert hat weiss, wovon ich spreche. Allerdings glaube ich, dass es auch andere "Schlüssel" bzw. Wege gibt, die einem an diesem Bewusstseinsstrom teilhaben lassen, wie z.B. auch andere Substanzen, Holotropes Atmen, Meditation, Schamanismus, Asketismus etc. Man spürt, was der Begriff Pantheismus meint: Gott fließt durch alles und durch jeden, auch durch einen selber. Die Plastizität, von der immer gesprochen wird lässt alle Dinge, die vorher leblos waren lebendig erscheinen, der Mensch ist nicht mehr Fremdkörper in der Natur, sondern ein Teil von ihr, biblisch gesprochen: der Mensch ist im Paradies, das ist für mich diese sog. andere "Dimension", auf die dieser Thread zu sprechen kommen möchte. Der Mensch entwickelt plötzlich sein volles geistiges, kommunikatives und im wahrsten Sinne des Wortes sinnliches Potential. Der Mensch kann im Normalzustand angeblich nur 10% seiner Sinnesfähigkeiten nutzen, was soviel heisst, dass die Sinneswahrnehmungen auf die wesentlichen 10% reduziert sind, die er zum Überleben braucht, sprich ein Apfel schmeckt eben nur so gut, wie er gut schmecken muss, um als Nahrungsmittel erkannt zu werden. Wer aber einmal auf Acid in einen Apfel gebissen hat, wird vom vollen Geschmack des Apfels und der Empfindlich- und Empfänglichkeit seiner Geschmacksnerven überwältigt sein. Ich habe das Gefühl, dass mein System von 10% auf 100% hochfährt.
Ebenso habe ich die Erfahrung gemacht, dass in diesem Urzustand Sprache völlig überflüssig ist, Kommunikation durch andere Dinge entsteht, der Mensch entwickelt telepathische Fähigkeiten, mit sich, mit Anderen, mit Anderem. Man könnte auch sagen, dass Kommunikation hinfällig wird, da man sich selbst als Teil eines Ganzen fühlt und in gar keine Interaktion treten muss.
Betrachtet man unser Leben heute, das von Ego- und Konsumwahn, von Oberflächlichkeit und Bestätigungsdrang und Poserkultur, von Süchten und Ängsten, von Kriegen und Disharmonie geprägt ist und war - man kann die gesamte Menschheitsgeschichte hinzuziehen -, so bedeutet im Umkehrschluss dies alles für mich, dass der Mensch im Laufe seiner Evolution für sein egoistisches Verhalten gegenüber seinesgleichen und der Natur von eben dieser abgestraft wurde und ihm eben nur diese lächerlichen 10% gelassen wurden, die er zum scheissen und fressen braucht, ähnlich wie Wasser und Brot für einen Häftling, das Fünf-Gänge-Menü kriegen aber andere. Meiner Meinung nach sind diese Anderen die Tiere, Insekten und alle anderen Organismen. Sie haben weitaus ausgeprägtere Sinne, als wir Menschen. Wir können vielleicht reflektieren, nachdenken, ja. Aber ist dies wirklich ein Gut? Mal ehrlich: Reflexion bedeutet Distanz zu unserer Existenz, die Natur und alle ihr zugehörigen Organismen müssen nicht nachdenken, weil sie keine Distanz zu ihrer Existenz kennen, sie sind kongruent mit ihrem Dasein, sie SIND einfach.
Nur mal so: auf LSD hab ich das Gefühl besser riechen zu können, als Hunde. Will sagen: der Mensch ist nicht weiterentwickelt, als die Tiere - he's a fucking retard, würden die Amis sagen.
Zurück zu Adam und Eva: er wurde durch sein eigenes Verschulden aus dem Paradies vertrieben. Und eben diese Geschichte gibt die Bibel mittels der Parabel Adam und Eva wieder, und der Kreis schließt sich. Der Mensch hat sich entschieden von der verbotenen Frucht zu essen, er hat sich für sein Ego entschieden, dafür, sich von seiner Herkunft und seinem Ursprung loszusagen dafür, seinen eigenen Weg zu gehen, Tourist in seiner eigenen Welt zu sein. Übrigens klaren für mich durch diese Hypothese auch Begriffe wie Erbsünde auf, denn scheinbar bessert sich der Mensch doch nie wirklich. Das Gegenteil von gut ist eben gut gemeint. Und wer glaubt, heute sei doch alles besser, der ist fest gefangen in der Konsummatrix unserer Zeit und ein Paradeopfer des Systems.
Wer schon mal wirklich in der Natur war, in den Bergen, wo auch immer, der wird in Ansätzen eine Spiritualität verspürt haben, auch ganz ohne Drogen. Ich glaube, dass es Wege gibt, sich diesem Zustand anzunähern, siehe oben. Substanzen wie LSD sind lediglich ne Art "cheating".
Ich habe das Problem, dass ich durch diese Erkenntnisse, die ich für mich ganz persönlich gewonnen habe, nicht nur durch LSD, aber auch durch viele andere Überlegungen und Gedankenreisen, den Weg zurück in diese oberflächliche Gesellschaft nicht mehr finde. Solange man nur in diesem oberflächlichem System lebt und nichts anderes sieht, funktioniert es auch. Aber wenn man erst einmal hinter die Kulissen schaut, unter die Oberfläche taucht, die rote Pille nimmt, gibt es kein Zurück.
Das Bewusstsein, was ich über dieses Leben mittlerweile gewonnen habe und die große Kluft zwischen dieser Erkenntnis und unserem scheiss oberflächlichem Miteinander oder besser gesagt Gegeneinander machen mich depressiv. Ich fühle mich manchmal ziemlich allein, weil ich nicht, wie früher, unbeschwerter an diesem Spiel, wie es die Menschen tagtäglich nichtswissend spielen beteiligen kann. Aber ich lebe nunmal auf dieser Welt, also muss ich Kompromisse eingehen. Mein Weg ist es, kreativ zu sein, möglichst in meinem Element zu sein. Ich hoffe, ihr findet auch euren.
Freue mich über Reaktionen und Anmerkungen.
Herzlichst,
Refraktärphase