@Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Nun ja, das mag auch sein, aber wie ich schon sagte denke ich, dass die klassische Kosmologie eben nur einen Teil davon beschreibt, nicht das System als ganzes. Es wäre jedenfalls nicht sehr logisch.
Nun, das ist insofern stimmig, als das die klassische Kosmologie in sich nicht abgeschlossen ist. Es gibt offene Fragen.
Mr.Dextar schrieb:Ich beschreibe es zwar nicht als etwas mit "unendlicher Größe" (wäre ebenfalls schwachsinnig), sondern nur als etwas fundamentales, das keiner Ursache benötigt, weil sie selbst eine ist.
Das ist sehr schwer nachzuvollziehen, ich weiß, aber man muss sich mal im Kopf folgendes klarstellen:
Nein, das finde ich ehrlich gesagt nicht schwer nachvollziehbar, auch, wenn ich das Konzept als solches im Grunde kenne und verstehe.
Es gibt im Grunde gar nicht so viele Konzepte, die die Existenz des Universums begründen wollen. Du nennst eben eines davon, das aber eine grundlegende Frage nicht beantworten kann. Der Haken an einer sich selbst begründeten Ursache liegt einfach darin, das wir so etwas noch nie in freier Wildbahn beobachten konnten. Wir kennen Kausalketten, und wir können rückwärts ablaufende Kausalketten immerhin mathematisch beschreiben (und somit zumindest im Grundsatz nachvollziehen). Das abschneiden der Kausalkette mit einer wie auch immer beschriebenen Begründung lässt sich aber nicht nachvollziehbar begründen. Es ergibt auch auf mathematischer Ebene keinen Sinn. Real existierende Systeme (oder auch nur solche, die wir uns vorstellen) benötigen Zeit, mithin also Kausalität.
Die Idee, diese Kette abzuschneiden, dürfte anthropologisch begründbar sein. Evolutionsbiologisch betrachtet ist unser Gehirn hervorragend dafür geeignet, Sex zu haben, von Baum zu Baum zu schwingen und Bananen zu verzehren, um es mal leicht überspitzt darzustellen. Bei Konzepten auf höheren Ebenen stößt man immer wieder auf zwei ganz grundsätzliche Ideen: Endlichkeit und Unendlichkeit. Beides sind Konzepte, die wir glauben, unmittelbar wahrnehmen zu können. Bei Endlichkeit ist das Beispiel simpel: Wenn Du immer weiter irgendwo langläufst, landest Du irgendwann an einer Mauer - der Weg ist zu Ende, die Strecke endlich. Dinge, die uns begrenzen, sind uns also bekannt, und die Frage danach, was hinter dieser Grenze steckt, der Wesenszug der Neugier, steckt tief in unseren Genen.
Unendlichkeit ist als Konzept etwas schwieriger, lässt sich aber durch gewisse biologische Begrenzungen leicht erklären. So erscheint uns der Himmel unendlich, eine Grenze können wir zumindest nicht sehen. Klar, wo der Himmel aufhört, können wir wissenschaftlich beschreiben, aber ich rede ja auch von atavistischen Gefühlen einer Sache gegenüber. So ähnlich ist es mit unserer Existenz. Unser Ende sehen wir in der Regel nicht kommen. Und an unsere Geburt können wir uns auch nicht erinnern. So fühlt man sich (speziell in jungen Jahren) irgendwo inmitten der Unendlichkeit.
Allerdings stellen sich bei beiden Fragen - der nach dem Himmel und dem Umfang unseres Lebens - immer wieder die Frage nach dem größeren Kontext. Wenn man glaubt, die Welt wäre unendlich, so wäre die Antwort auf die Frage, was hinter einer Mauer ist, die einen umgibt, die Antwort "Die unendliche Welt". Darauf folgt natürlich die Frage, worin die Welt sich befindet und wie groß dieses etwas sein muss, wenn die Welt schon unendlich ist.
Wie gesagt, weder Dein Konzept noch mein Hinterfragen desselben ist wirklich neu. Tatsächlich ist es ein uraltes Spiel.
Mr.Dextar schrieb:Sehe ich ja genau so, jedoch findet Kausalität innerhalb der Existenz (bzw. des Raums) statt. Es (die Frage nach dem Kosmos und dem Raum) ist von daher genauso sinnlos wie die Frage: Wer hat die Kausalität "erschaffen"? Einfache Antwort: Keiner, sie ist etwas so grundlegend und logisch bedingtes, dass sie keine weitere "Ursache" braucht; wäre ja erneut ein infinite regress. Und selbst ein Gott unterläge ihr (Idee -> Wille -> Schöpfung)!
Oha, schon wieder die Schöpfung. Oder besser, die "Warum-Frage". Ich frage nicht nach dem warum. Ich frage nach dem woher - woher kommt der Stein, der die Wellen im Teich verursacht hat? Ob es ein Schöpfer war oder aus Komplexität erwachsener Emergenz begründet, ist im Prinzip nebensächlich. Zumal beide Konzepte sich nicht zwingend beissen müssen, sofern man nicht das "Glaube-gegen-Atheismus-Spiel" spielt. ;-)