ElsbethM schrieb:Das mag bei manchen Eltern so gewesen sein. Aber aus meiner eigenen Erfahrung heraus - ich bin in den 1970er Jahren Kind gewesen - kann ich sagen, dass meine Eltern und auch die von Freunden usw. uns nicht pauschal Lüge unterstellt haben, wenn wir etwas gegen Lehrer und Lehrerinnen gesagt haben. Das waren bei mir zum Glück keine schlimmen Sachen und erst Recht keine Straftaten, aber eben gewisse Ungerechtigkeiten, Strafarbeiten o.ä. Ich glaube nicht, dass alle Eltern - wenn sie von dem Missbrauch wussten - ihrem Kind Lügen unterstellt haben.
Und wie hätten diese Eltern auf Mißbrauch reagiert, wären sie den Weg der Klage gegangen oder hätten sie sich doch vor der kirchlichen Übermacht geduckt und alles im Sand verlaufen lassen? Ich schätze mal, letzteres. Denn wieviele Klagen gab es vor der großen Outing-Welle der 90er Jahre, als das zum großen öffentlichen Thema wurde, wegen priesterlichem Mißbrauch? Die kann man, schätze ich, erstens mit der Lupe suchen und sie endeten zweitens meistens verhuscht und totgeschwiegen unter den Teppich gekehrt.
Meine Mutter war nicht so wie Deine Eltern, die hätte in so einem Fall mir die Schuld zugeschrieben und mich eher totgeschlagen, als daß so eine "Schande" in die Allgemeinheit kommt. Denn Obrigkeit generell und Priester speziell waren etwas heiliges, unantastbares. Übrigens die typische Einstellung der meisten Kleinbürger in der Nachkriegszeit, als man die Autoritätshörigkeit des 3. Reiches noch lange nicht überwunden hatte, man wollte mit Justiz und Gerichten und der ganzen Obrigkeit am liebsten nichts zu tun haben, lieber hat man die Kinder als billige Opfer überlassen. Zivilcourage - Fehlanzeige.