T.Rick schrieb:Du meinst also, wenn ich von jemandem erfahren sollte, er hat einen Mord begangen, dann muß ich das nicht anzeigen, weil es dem Opfer ja sowieso nicht mehr hilft oder so? Das erscheint mir als hochgradiges Unrecht. Nämlich dem Opfer gegenüber, ggf. seinen Hinterbliebenen, die ein Recht darauf haben, daß Recht gesprochen wird. Lieber spät als nie.
Nein, das meine nicht ich. Das ist die Gesetzeslage.
Würdest du denn - entgegen dem klar geäußerten Willen des Opfers - einen Kinderschänder anzeigen?
T.Rick schrieb:Die Eltern der betroffenen Kinder haben oft genug alle Hühneraugen zugekniffen, wenn sie Bescheid wußten. Schließlich waren das Priester, Respektspersonen, die per Amt keine Fehltritte begehen können, und hinter den Priestern stand die ganze Übermacht der Katholischen Kirche einschließlich Gott. Wenn jemand der Böse war, dann sicher das Kind, die böse "Lolita". Deswegen haben viele Opfer so lange geschwiegen, bis sie erwachsen waren, weil sie sonst von zwei Seiten bestraft worden wären für die "Lügen", nicht nur von den Tätern denen sie oft lange ausgeliefert waren, sondern auch von ihren eigenen Eltern her.
Ja, ein in jeder Hinsicht perfides System.
Ich habe eine andere Vermutung. Die Eltern der betroffenen Kinder wollten - wenn sie denn Bescheid wussten - kein Aufsehen erregen. Ich glaube nicht, dass die Eltern eher ihren Kindern die Schuld gegeben haben. Manche vielleicht, aber sicher nicht viele. Ich vermute, sie wollten sich und auch ihrem Kind polizeiliche Ermittlungen und auch Ärger mit den Vorgesetzten des Täters ersparen. Es war ja nicht nur die katholische Kirche, ein weiteres prominentes Beispiel ist auch Odenwaldschule, die lange Zeit als Vorzeigeprojekt der Reformpädagogik galt. Die Eltern wollten nicht, dass ihr Kind die schlimmen Erfahrungen möglicherweise -zigmal bei Polizei, Gericht usw. schildern musste. Und am Ende wäre eine viel zu milde Strafe für den Täter herausgekommen.
Den Eltern hat es möglicherweise ausgereicht, dass der Täter versetzt wurde und ihr Kind somit in Sicherheit war. Eine Anzeige mit allem, was das nach sich zieht, erschien ihnen möglicherweise angesichts der traumatischen Erlebnisse ihres Kindes als Überforderung.
Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung.