@Elsbeth_M Elsbeth_M schrieb:Wenn er die Ehe nicht annullieren kann und er sein Eheversprechen ernst nimmt, dann muss er es meiner Meinung nach.
Aber muss Er sein Eheversprechen noch ernst nehmen, wenn der andere die Ehe schon längst gebrochen hat?
Sie existiert ja gar nicht mehr! Eine Doppelehe ist in Deutschland nicht statthaft (ausser in Ausnahmefällen, wenn jemand der schon mit zwei Frauen verheiratet ist nach Deutschland einreist).
Wenn einer den Bund gebrochen hat, ist der andere nach meinem Dafürhalten auch nicht mehr an den Bund gebunden. Dass Gott das in Bezug auf seinen Bund mit uns anders handhabt, haben wir allein der Güte Gottes zu verdanken. Er bräuchte das nämlich nicht!
Elsbeth_M schrieb:Da die erste Ehe unauflöslich ist, kann eine zweite Ehe aus Sicht der katholischen Kirche nicht gültig geschlossen werden. Katholisch heiraten kann man in so einem Fall ohnehin nicht.
Wieso ist denn nur die erste Ehe unauflöslich? Entweder ist eine Ehe grundsätzlich unauflöslich oder sie ist es nicht. Man kann doch nicht einfach sagen, nur die erste?
Und was die zivilrechtliche Ehe angeht, da hatten wir doch vor ein paar Seiten noch herausgearbeitet, dass die katholische Kirche diese sehr wohl akzeptiert. Sie ist sogar erforderlich bevor man katholisch heiraten will! Eine kirchliche Heirat ist nur in Ausnahmefällen ohne eine vorherige zivilrechtliche Eheschließung möglich.
Wie kann die Kirche einmal sagen, die zivilrechtliche Ehe ist sogar höchst notwendig für eine anschließende kirchliche Trauung, sie wird von uns auch anerkannt bei der ersten Eheschließung, bei einer zweiten aber nicht? Das finde ich irgendwie inkonsequent.
Elsbeth_M schrieb:Wenn jemand nach einer zweiten zivilrechtlichen Ehe wieder zu seinem früheren Ehepartner zurückkehren will, muss er sich zivilrechtlich scheiden lassen und den ersten Partner erneut zivilrechtlich heiraten. Die kirchliche Ehe hatte aber durchgehend Bestand, so dass eine erneute kirchliche Heirat nicht nötig ist
Die Eheregelung hier in Deutschland sieht das so vor, ja. Das liegt daran, weil Polygamie hier verboten ist. In anderen Ländern könnte so jemand theoretisch einfach dann zwei Frauen heiraten. Und interessant ist, dass dies auch damals im Judentum durchaus nicht unüblich war. Es stellt also biblisch gesehen gar keinen Widerspruch dar.
Die kirchliche Ehe hat nur im Konstrukt der katholischen Kirche diesen durchgehenden Bestand. Denn de Fakto bestand sie ja gar nicht mehr, wurde auch nicht mehr gelebt. Eine nicht gelebte Ehe ist für mich keine Ehe, das hatten wir ja schon.
Jetzt mal ganz ab von der katholischen Betrachtungsweise. Wenn eine Ehe in die Brüche geht und einer bleibt sitzen, dann ist das in meinen Augen viel schlimmer aufgrund des Verstoßes gegen die Nächstenliebe, als der Verstoß gegen dieses rein formale Konstrukt einer unauflöslichen Ehe. Sofern man sich nicht einmütig voneinander trennt. Wenn also einer, der den anderen immer noch liebt und die Ehe gerne hätte fortsetzen wollen, dies aber nicht kann, weil der andere sich wegen einer neuen Frau getrennt hat, dann tut man so einem Menschen damit doch ganz schön weh! Und dieses Herzeleid was man seinem Partner damit zufügt ist für mich nicht mit der Nächstenliebe vereinbar.
Und genau dasselbe Problem taucht auf, wenn er die zweite Frau wieder verlassen würde um wieder zu seiner ersten zurück zu kehren. Damit wird dann gleich noch ein zweites Herz gebrochen, nämlich das der zweiten Frau, die dann genauso zurück gelassen wird, wie vormals die erste. Wenn, dann sähe ich darin einen Verstoß gegen die Nächstenliebe, der für mich viel schwerer wiegt als etwa diese rein formalen Verstöße gegen eine von der katholischen Kirche aufgestellte Unauflöslichkeit der Ehe.
Eine zivilrechtliche Ehe ist für den Staat nicht unauflöslich, daher kann man sich scheiden lassen und neu heiraten, so oft man will. Da die katholische Kirche die Ehe als unauflöslich betrachtet, erkennt sie nur eine Ehe an - nämlich die erste.
Auch eine evangelisch geschlossene Ehe ist nicht unauflöslich, auch da kann man sich scheiden lassen und neu heiraten, so oft man will.
Mir scheint, dass die katholische Kirche nur ihre eigenen katholisch geschlossenen Ehen anerkennt! Und deren gibt es zumindest bis zum Tode eines Ehepartners eben nur eine.
Weil erstens Polygamie auch in der Kirche verboten ist und zweitens eben weil die Ehe als unauflöslich gilt.
Aber dann müsste sie auch so konsequent sein und sagen, dass sie die zivilrechtlichen Ehen grundsätzlich nicht anerkennt! Auch nicht die erste solche, wenn sie eine zweite auch nicht anerkennt!
Dann allerdings kann sie nicht sagen: Eine katholische Trauung ist nur möglich, wenn vorher eine zivilrechtliche Ehe bereits geschlossen wurde. (Von Ausnahmen mal abgesehen). Denn das widerspricht sich, weil für die katholische Kirche die zivilrechtliche Ehe ja gar keine Bedeutung hat. Dann müsste es auch möglich sein, direkt katholisch zu heiraten ohne vorherige oder nachträgliche zivilrechtliche Trauung. Das geht aber eben nicht.
Und würde es gehen, würde wiederum der Staat sagen: Diese rein katholisch geschlossene Ehe erkennen wir nicht an. Kann man sich dahingehend zwischen Staat und Kirche nicht mal ein bisschen besser verständigen, dass der Staat eine rein kirchlich geschlossene Ehe auch genauso akzeptiert wie eine rein zivilrechtliche Ehe? Es muss ja nicht gleich soweit gehen, dass auch gleich sämtliche Trauungen in einem Hippi-Keller ebenfalls anerkannt werden müssen...