LocoMariachi schrieb:Das war das erste mal, das ich von Seiten der katholischen Kirche gehört habe, wie Sie auf die Einnahmen der Kirchensteuer verzichten würde.
Kann ja sein, das er damit sagen wollte, das die Kirche unter diesen Umständen bereit wäre, auf die Erhebung der Kirchensteuer zu verzichten.
Das Problem ist doch sehr vielschichtiger. Es geht nicht einfach um den Verzicht auf Einnahmen, sondern um die Frage, wie Aufgaben, die zu einem großen Teil Aufgaben des Staates sind, finanziert werden.
Auch in Ländern, in denen es offiziell keine Kirchensteuer gibt, läuft die Finanzierung ähnlich ab wie hier: Der Staat delegiert Aufgaben an die Kirche und steuert einen erheblichen Geldbetrag zur Finanzierung dieser Aufgaben bei. Dieser Geldbetrag resultiert im Endeffekt aus Steuereinnahmen; auch in den Ländern, in denen es keine Kirchensteuer gibt.
Nehmen wir z.B. mal den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude, das Betreiben von Beratungsstellen, Kindertageseinrichtungen, Gehälter aller Art (ein großer Posten davon Lehrergehälter).
Das sind Aufgaben, die eigentlich vom Staat wahrgenommen und finanziert werden müssten. Der Staat kann sich diese aber nicht leisten (und die Kirchen auch nicht, nebenbei bemerkt).
Darum gibt es diese Mischform, die sich bisher eigentlich recht gut bewährt hat: Der Staat delegiert solche Aufgaben an kirchliche Träger, bezahlt einen Großteil der Kosten aus eigener Tasche und lässt den Rest von den Trägern bezahlen, die diese Ausgaben selbst wiederum zu einem großen Teil aus Kirchensteuern finanzieren.
Dieses System hat sich zwar bewährt, ist aber nicht bis in Ewigkeit festbetoniert. Wenn jemandem ein besseres System einfällt, haben weder Staat noch Kirchen etwas dagegen, ein besseres (oder zumindest gleichwertiges) System einzuführen.
Und nichts Anderes sagt der Bischof in diesem Leserbrief.