@Elsbeth_M Aber warum ein Ehebrecher nicht zu den Sakramenten zugelassen wird, das ist reine Willkür.
Elsbeth_M schrieb:Wie ich bereits sagte, sind nicht nur Ehebrecher von den Sakramenten ausgeschlossen, sondern alle Sünder, die ihre Fehltritte nicht bereuen. Es ist also keine Willkür, sondern Konsequenz.
Dass man überhaupt Sünder, weil sie nicht bereuen von gewissen Sakramenten ausschließt, ist Willkür. Denn das steht nirgends in der Bibel. Abgesehen davon: Woher will der Priester oder der Kommunionhelfer das überhaupt wissen? Er kann es dem Menschen, der vor ihn steht ja nun nicht ansehen
:)Elsbeth_M schrieb:Man kann eben nicht munter drauf los sündigen, das nicht bereuen, aber dennoch in der Eucharistie eins werden wollen mit Jesus.
Hat auch keiner gesagt. Und dass man mit Jesus eins wird, durch die Eucharistie, steht auch nirgendwo geschrieben. Wenn jemand, der mit seiner Frau absolut nicht klar gekommen ist, erkennt, dass eine Eheschließung mit ihr wohl ein Fehler gewesen ist, sich dann konsequenterweise trennt, worüber selbst die Frau glücklicher ist und später mit einer anderen Frau glücklich wird und diese dann heiratet, wäre ich der letzte, der so jemandem die Eucharistie vorenthalten würde. Wenn ich mit ihm sprechen würde, könnte er mir sagen, dass er ein tiefgläubiger Mensch sei und sich entweder gar nicht als Ehebrecher fühle, oder dass er einfach nicht anders handeln konnte. Da er nun glücklich sei mit seiner zweiten Frau, wolle und könne er diesen Schritt auch nicht bereuen, obwohl er sich darüber im klaren ist, aus Sicht der Kirche ein Ehebrecher zu sein. Dennoch habe er ein großes Verlangen, an der Eucharistie teilnehmen zu wollen.
Bin ich hier Richter über diesen Menschen, oder sollte ich das nicht eher Gott überlassen?
Elsbeth_M schrieb:Das denke ich auch. Natürlich wird sich jede Sünde von selbst rächen - egal, ob Staat oder Kirche sie sanktionieren. Das macht aber m.E. nach Sanktionen nicht überflüssig.
Naja, wie ich schon sagte, es ist aber nicht Aufgabe der Kirche, Sünden zu sanktionieren. Vom Staat allerdings wohl. Der Staat sanktioniert aber nicht die Übertretungen der Gebote Gottes, sondern die Übertretungen seiner eigenen Gesetze. Und das darf er. Die Kirche darf auch ihre eigenen Kirchengesetze sanktionieren, aber nicht die Gebote Gottes. Das ist nicht Aufgabe der Kirche!
Elsbeth_M schrieb:Der Staat war nur ein Beispiel. Man kann es auch auf andere gesellschaftliche Gruppen übertragen - Familien, Unternehmen, Vereine usw. Auch in einer Familie müssen Regeln beachtet werden und bei Übertretung Konsequenzen eintreten, sonst sind die Regeln sinnlos. Das gleiche gilt in Unternehmen, Vereinen usw.
Das Beispiel hast Du hier selbst eingebracht. Also bin ich auch genau darauf eingegangen. Natürlich kann man es auch auf Familie, Vereine, Unternehmen usw. anwenden. Natürlich haben auch diese Institutionen ihre Regeln. Aber das bestimmen sie selbst! Wenn Papa sagt, um 22.00 Uhr bist du gefälligst immer Zuhause, dann ist das eine Regel. Wenn ich diese nicht einhalte, kann er Sanktionen aussprechen. Aber es sind seine eigenen Regeln! Das ist der Unterschied. Dasselbe gilt für Vereine oder Unternehmen genauso. Die Kirche ist aber nicht dazu angehalten, Polizei und Richter für die Einhaltung der Gebote Gottes zu spielen! Sie soll Menschen zum christlichen Glauben führen, sie in ihrem Glauben bestärken und mit Rat und Tat im Rahmen der Nächstenliebe den Menschen seelsorgerlich begleiten. Sie soll Sünden vergeben aber nicht den Sünder verurteilen!
Wenn ich es aber zu entscheiden hätte oder mit zu entscheiden hätte, dann würde ich grundsätzlich jeden Menschen zur Kommunion zulassen.
Elsbeth_M schrieb:Das widerspricht meiner Meinung nach der Bibel. In 1. Kor 11,23 ff ist dargelegt, dass jemand, der unwürdig von dem Brot isst, sich schuldig macht am Leib und Blut des Herrn. Ich finde, die Kirche kann und sollte sogar darauf hinweisen, dass der Empfang der Eucharistie würdig zu erfolgen hat. Wenn sich jemand nicht dran hält, dann ist das seine Sache. Aber die Regeln müssen klar sein.
Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden! Kirche ist kein Hort unmündiger Christen! Wenn ich für mich selbst erkenne: Hui, da ist aber noch so einiges im Argen, was ich noch nicht bereinigt habe, ich fühle mich nicht würdig, das Brot zu essen, oder vom Kelch zu trinken - dann lasse ich es.
Es ist aber ein Unterschied, ob mir ein Priester die Teilnahme verbietet, oder ob er mir lediglich ins Gewissen redet und mir sagt: Entscheiden darfst du es selbst, aber prüfe dich vorher, ob du auch würdig bist. Das eine in Bevormundung, das andere Freiheit und Selbstbestimmung. Ich bin für letzteres. Wer es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der soll die Kommunion auch empfangen. Alles andere hat er selbst mit sich und Gott auszumachen, aber nicht mit der Kirche.
Elsbeth_M schrieb:Ich bin Kommunionhelferin, d.h. ich teile ab und zu gemeinsam mit dem Priester die Kommunion aus. Ich würde keinem die Kommunion verweigern, wenn er sie unbedingt haben möchte. Oft weiß ich gar nicht, ob derjenige überhaupt katholisch ist. Oder ob möglicherweise ein Schwerverbrecher vor mir steht, der seine Verbrechen nicht bereut. Aber ich sehe einen Unterschied darin, ob man es nicht weiß, oder ob man sie grundsätzlich zulässt.
Na eben. Man weiß es ja gar nicht! Also wie soll man diese rein kirchliche Regelung überhaupt tatsächlich in der Praxis umsetzen können? Der Unterschied besteht im Grunde nur darin, dass es eine gewisse Menge Menschen gäbe, die von sich aus nicht zur Kommunion gehen, weil sie brav sind und wissen, dass sie es nicht dürfen. Wenn sie aber dürften, auch hin gehen würden.
Man kann trotzdem sagen: Die Ehe ist unauflöslich nach katholischer Lehre, aber wir sanktionieren es nicht mehr. Wir überlassen das Gott.
Elsbeth_M schrieb:Das müsste man dann bei allen Sünden machen, sonst wäre es Willkür. Halte ich aber nicht für gut. Denn es würde dazu führen, dass die Sünde nicht mehr ernst genommen wird. Jesus ist für unsere Sünden gestorben - das sollte man sehr ernst nehmen!
Das sollte man auch bezüglich aller Sünden so handhaben. Man kann sagen, was kirchlich erlaubt ist und was nicht. Ob und wer sich daran hält, ist aber nicht Sache der Kirche, sondern Sache des Einzelnen!
Man kann daher sagen: Macht das mit euch, eurem Gewissen und Gott aus. Wir als Kirche sind nicht die bestrafende Instanz in diesem Falle, sagen aber trotzdem was bei uns erlaubt ist und was nicht.
Wer wirklich ein christliches Leben führen will, der nimmt das auch ernst. Egal ob Sünden von der Kirche nun sanktioniert werden oder nicht. Und wem das sowieso egal ist, dem ist es auch egal, ob er nun an der Kommunion teilnehmen darf oder nicht, der geht eh nicht hin!
Elsbeth_M schrieb:Ich sehe einen Unterschied darin, ob Jesus etwas zu seinen Jüngern sagt oder zu allen Menschen, also zum Volk. Ich meine damit nicht nur die damaligen Jüngern, sondern auch die heutigen, also alle Menschen, die ihm nachfolgen. Häufig ist in der Bibel die Rede davon, dass Jesus nur seinen Jüngern Gleichnisse erläuterte, die nicht verstanden wurden. Er macht also durchaus einen Unterschied.
Jesus sprach im Grunde genommen nie zu allen Menschen. Er war kein Weltgelehrter. Er war nur eine kleine unbedeutende Person im damaligen Israel.
Ich bin aber der Ansicht, alles was Jesus sagte, gilt für alle Menschen. Jeder kann davon etwas für sich entdecken, beherzigen, annehmen. Auch persönliche Gespräche unter den Jüngern haben uns heute etwas zu sagen!
Jesus mag einen Unterschied gemacht haben, wem er was sagte. Aber ich mache heute in der Retrospektive keinen Unterschied. Wenn vieles davon reine Privatsache der Jünger gewesen wäre, die uns heute nichts mehr zu sagen hat, wäre es nicht aufgeschrieben worden! Wozu hat man es denn überhaupt aufgeschrieben, wenn es eh nur für die Jünger gewesen wäre?
Er hat allerdings etlichen die Sünden vergeben! Er hat der frisch herbei gezerrten Ehebrecherin die Sünden in den Sand geschrieben! Ob sie diesen Ehebruch bereute und den Vorsatz fasste, ihn nie wieder zu begehen, wissen wir gar nicht!
Elsbeth_M schrieb:Aber wir wissen, dass Jesus zu ihr sagte "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!"
Ob sie sich dran hielt, wissen wir aber nicht.
Elsbeth_M schrieb:Ob Jesus die Sünden der Ehebrecherin in den Sand schrieb, wissen wir nicht, denn in der Bibel steht nur, dass er in den Sand schrieb, aber nicht was er schrieb. Ich glaube eher, er schrieb die Sünden derjenigen in den Sand, die die Ehebrecherin steinigen wollten. Aber das ist natürlich auch nur Interpretation.
Na, wenn du es so genau nimmst, dann wissen wir rein gar nichts. Dann wissen wir noch nicht einmal ob sich diese Geschichte überhaupt tatsächlich zugetragen hat. Denn keiner von uns war damals dabei
:)Auf jeden Fall hat Jesus nicht die Sünderin verurteilt. Darum ging es mir! Er hat sie ziehen lassen! Und obendrein hat sie auch kein anderer verurteilt, da sie alle nicht ohne Sünde waren und so getraute sich auch keiner, den ersten Stein zu werfen! Der einzige, der es hätte tun können, war Jesus. Und genau der tat es nicht!
Wenn schon Christus selbst die Sünder nicht verurteilte, was will sich die Kirche dann über Christus stellen und anfangen, Sünder zu verurteilen?
Elsbeth_M schrieb:P.S. Vielleicht erinnerst du dich an die Trauerfeier für den verstorbenen Papst Johannes Paul II im Jahre 2005. Bei diesem Gottesdienst hat der damalige Kardinal Joseph Ratzinger die Kommunion auch Frère Roger Schutz gereicht - einem bekanntermaßen evangelischen Christen.
Ich erinnere mich zwar noch dunkel an die Trauerfeier des verstorbenen Papst Johannes Paul II, aber daran, dass Ratzinger dem Begründer der Taize-Bewegung, Frere Roger, der bekanntlich evangelisch war, die Kommunion erteilte, das weiß ich nicht mehr. - Finde ich aber gut!
Elsbeth_M schrieb:Es zeigt, dass bei allen Regeln, die es so gibt in der katholischen Kirche, Ausnahmen möglich sind. Im Einzelfall kann man von der festgelegten Regel abweichen, wenn es aus pastoralen Gründen notwendig ist und wenn man diese Abweichung verantworten kann.
Das wird ja in der Praxis auch längst schon so gehandhabt.
Elsbeth_M schrieb:Also kann auch ein Wiederverheirateter die Kommunion empfangen, wenn der Priester dies aus seelsorgerischen Gründen verantworten kann.
Kann er. Aber es sind eben immer noch Ausnahmen. Warum macht man es nicht einfach zur Regel: Jeder der ein inneres Bedürfnis danach hat, dem wird sie auch gegeben? Ausmachen soll das nicht die Kirche, sondern jeder einzelne mit seinem Gewissen und Gott. Wer´s dann kann, der darf auch zur Kommunion.
Elsbeth_M schrieb:Solche Abweichungen im Einzelfall sollten aber kein Freibrief werden für eine grundsätzliche Freigabe der Eucharistie für alle.
Doch, sollte es!
Wenn Jesus schon niemanden davon ausgeschlossen hatte, warum sollten wir dann strengere Regeln einführen als Jesus?