@felixkrull:
Nun fängst du auch schon so an, wie @nurunalanur...
:DAllerdings glaube ich es jetzt ein wenig besser verstanden zu haben.
Mal der Reihe nach.
Ich fragte: "Was ist denn die Scharia? Ein Werk Gottes? Oder ein Menschenwerk?"
Darauf sagst du: "Sie ist Beides. Es gibt die Shari´a zweimal"
Ich denke, es gibt sie nur einmal. Wenn sie als die ursprüngliche Scharia das ist, was man unter den "Weisungen Gottes" versteht. Das wäre dann auch das, was man unter "Weg zur Tränke" versteht. So wie ja auch das jüdische Volk Weisungen Gottes durch Moses erhalten hatte. (Da nennt man es nur nicht Scharia, sondern die 10 Gebote)...
Und das ist erst mal das Werk Gottes. Wie diese Weisungen Gottes dann auch Menschenwerk wurden, ist ein eigenes Kapitel. Aber auch dieses Menschenwerk wird ja von den ursprünglichen Weisungen Gottes abgeleitet, sonst hätte es ja überhaupt keine religiös legitimierte Grundlage.
Genau genommen sprichst du aber nun schon von drei Scharia´s:
"Einmal die "wahre" Shari´a- das ist sozusagen das, was DU als Gläubiger fundiert aus deinem Glauben heraus für Recht zu erkennen vermagst. Sie ist wie alles wirklich Religiöse eine Sache zwischen dir und Gott" - Das wäre die erste !
"Weltlich gewissermassen wird natürlich versucht aus dem Quran auch redlich einen Gesetzeskanon zu entnehmen.
Allerdings wird man leicht sehen, das alle "juristischen" Teile des Quran nicht wirklich "stehende" Maßregeln beinhalten, sondern - im historischen Kontext betrachtet- Verbesserungen zu bestehendem Recht bewirken wollen: Er legt nicht zu überschreitende Höchststrafen fest oder schafft überhaupt erst Rechtsbereiche, wo bisher Willkür herrschte." - Das wäre schon die zweite !
"Und dann gibt es das Gebilde, das sich "islamische" Shari´a nennt, das aber garnicht sein KANN. Einfach, weil es Gesetze enthält, die der Quran nicht hergibt. Deshalb zieht man listigerweise die "Ahadith" et al. hinzu: Legenden über Muhammad, erfundene Ayat (Steinigungsvers z.B.) usw.." - Das wäre dann die dritte !
Die zweite und die dritte Variante kann man aber zusammen ziehen. Obwohl die zweite noch näher an der ersten, ursprünglichen liegt, zumindest inhaltlich. Aber in Bezug auf die Anwendung, also im praktischen Bezug eher zur dritten Variante tendiert.
Bleiben wir aber mal bei der ursprünglichen Weisung Gotts aus dem Koran. Die existiert also in Buchform. So wie die 10 Gebote (nur eine andere Weisungsform) in einem anderen Buch steht...
Das ist - und da gebe ich dir (und denen die es auch so verstehen, wahrscheinlich auch nuru) Recht, die Ursprungsversion. Und das ist eine alleinige Sache zwischen dem Menschen und Gott !
Interessant ist nämlich zB. dass die 10 Gebote nicht sagen, was geschieht, wenn man sie nicht einhält ! Es steht nur geschrieben, was der Mensch soll bzw. nicht soll.
Das ist die Orientierung für einen Gläubigen, Gottes Willen zu erkennen. Was ich aus meinem Glauben hieraus für Recht erkenne, dass wäre dann sozusagen meine ganz persönliche Scharia. Diese betrifft nur mich und meinen Gott. Und da hat nichts und niemand hinein zu reden und schon gar niemand etwa Sanktionen zu verhängen, wenn ich das eine oder andere aus meinem Glauben heraus noch nicht für Recht erkenne und folglich einigen Weisungen zB. also auch nicht folgen kann.
So könnte das ursprünglich mal angedacht gewesen sein, ja. Und was der Mensch schließlich daraus gemacht hat, nämlich ein islamisches Rechtssystem, welches ALLEN Menschen in einem solchen islamischen Staat sozusagen übergestülpt werden soll, und wo Verstöße entsprechend so wie Gesetzesübertretungen geahndet werden und dazu noch mit drakonischen und barbarischen Strafmethoden, das ist die, ich will es mal so ausdrücken: "abgewandelte", daraus hervorgehende "weltliche Scharia". Damit ist dann das was du wie folgt beschrieben hast, geworden:
"ein machtpolitisches Instrument der Unterdrückung, das seine Wirksamkeit zu potenzieren sucht, indem es sich der Religion bedient."
Soweit ja, glaube ich das, mal in meinen Worten ausgedrückt, verstanden zu haben.