@Fabiano Fabiano schrieb:Aber was hat die Denkweise der (ursprünglich Nichteuropäischen) Muslime mit dem Islam zutun? Wieso reicht es nicht, den Koran gelesen zu haben? Was sind das für andere Methoden, womit anders bei euch an die Materie heran gegangen wird?
Wenn du mit mir redest, dann sprich mich nicht mit "euch" an, weil du hier nur mit mir redest. Ich spreche hier nicht stellvertretend für die Muslime, damit das klar ist. Sondern ich spreche aus meiner persönlichen menschlichen Erfahrung heraus.
Es gibt Muslime die das was ich sage nicht vertreten, deswegen bitte ich dich nur mich anzusprechen.
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Fabiano schrieb:Die Denkweise sollte sich innerhalb eines Glaubens von der Religion bestimmen lassen und nicht von der kulturellen Prägung ! Wenn dazu der Koran nicht ausreicht, warum hat Allah ihm Mohammed dann wohl offenbart? Damit die kulturellen Sitten und Gebräuche weiterhin im Vordergrund stehen? Damit die Muslime daraus ihre Denkweise bilden und eine kulturelle Einheit bilden, anstatt sie im Glauben mit allen Nationen durch die Religion zu bilden?
Endlich mal ein halbwegs annehmbarer Ansatz.
Du redest vom Ideal, nach dem Koran und nach der Lebensweise des Propheten s.a.w. zu leben. Der Koran und das Vorbild des Propheten s.a.w. sind ausreichend.
Aber entspricht das was die Muslime leben auch wirklich dem Ideal? Warum sind die Ansichten von Menschen die in einem "islamisch"-geprägten Kulturkreis leben in Bezug auf Themen wie beispielsweise Ehrenmord salonfähig? Warum sind z.B. die Muslime im Großteil eher konservativer Ausrichtung?
Um es kurz Anhand eines Beispiels zu umreißen:
Den Koran zu lesen und leben ist eine Sache. Und in einem islamischen Kulturkreis aufzuwachsen eine andere Sache. Um uns dieser Thematik zu nähern, müssen wir schauen warum einige Muslime so sind, wie sie sind. Und ich rede hier nicht ausschließlich von theologischen Themen, sondern kulturell und gesellschaftlichen Umständen (Missständen).
Die Türkei ist in meinen Augen ein Vorzeigemodell:
Nach der Einführung des Laizismus und der Verbannung des islamischen Lebens aus der Öffentlichkeit wurde der Bevölkerung regelrecht der Boden unter den Füßen weggezogen.
Die Menschen haben kaum, so gut wie gar nichts vom Islam gelehrt bekommen, bis auf eine handvoll Suren die man auswendig lernt und Infos die man von Imamen erzählt bekommt.
Den Islam und islamische Inhalte kannte man vom hören sagen und das Lehren des Islams war teilweise bis in einfache Dörfer verboten. Dazu kam dann auch die Erstarkung der links-rechts Bewegungen, die auch nicht sonderlich gut auf den Islam zu sprechen waren.
Die Generation meiner Großeltern und die meines Vaters, haben kaum islamische Bildung vermittelt bekommen. Sie sind zwar zu den Feiertagen in die Moscheen gegangen, haben den Islam jedoch sehr viel später gelernt. Das Muslime in der Türkei heute vermehrt Zugang zu islamischen Büchern haben ist ein Phenomän der Neuzeit, vielleicht noch nicht einmal 20 Jahre alt.
Das sich dadurch bis heute sehr viel Unwissenheit verbreitet hat, ist wohl selbstverständlich.
Und anderen islamischen geprägten Staaten ging es auch nicht anders. Solche Auswüchse gab es sogar im europäischen Jugoslawien, aber auch Albanien (30 jähriges Religionsverbot).
Und um es noch einmal außerordentlich zu betonen:
"Die islamischen Quellen (Koran und Sunna) sind ausreichend", aber es gibt Umstände die einen zwangsläufig davon wegführen, siehe oben erwähntes Beispiel.
Das ist jetzt nur ein Beispiel warum die geschichtliche Betrachtung wichtig ist, um die Muslime und die unterschiedlichen Denkweisen verstehen zu können.
Und da reicht es eben nicht aus so einfach gestrickte Aussagen wie der deinen:
"Die Denkweise sollte sich innerhalb eines Glaubens von der Religion bestimmen lassen und nicht von der kulturellen Prägung !"
aus der eigenen "Zeitzone" zu tätigen und mit einem schwachen Blick, oberflächlich die Lage der Muslime zu beurteilen. Sondern man muss sich auch wie oben erwähnt die geschichtliche Entwicklungen vor Augen führen. Und versuchen wieder zum Ideal zurückzukehren.
Genauso auch, warum es den Salafismus gibt. Und das wird auch im geschichtlich, kulturellen Kontext analysiert. Weiterhin ist es auch erforderlich, zu schauen warum teilweise im Kern der islamischen Religion ein starker Hang zur Prophetenzeit gegeben ist. Und in diesem Sinne ist ein Vertiefen gefragt, sowohl in Bezug auf islamische Inhalte, theologische, aber auch geschichtliche Entwicklungen Inhalte. Wir aber neigen dazu einfach aus der Situation heraus die Menschen zu beurteilen. Das ist aber falsch!
Die Konvertiten sind mehr oder minder befreit von diesen Zwängen und haben in dieser Hinsicht beachtliche Vorteile.
Und deswegen sage ich. Es reicht nicht aus ein paar Abdelsameds oder Hirsis als Befreier aufzuführen, wenn man noch nicht einmal die Probleme an sich kennt.
Vielleicht gibt es noch nicht mal ein Allheilmittel und man muss schauen, dass man überall verschiedene Methoden ansetzt....
Und das war es was ich lilit schrieb. Meine Diskussion mit lilit war keine theologische Diskussion.
Du hast aber leider meinen Beitrag ausschließlich auf islamische Inhalte bezogen, wobei ich mich größtenteils auf
"muslimische" Umstände bezog.
Und ich betone es glaube ich jetzt zum letzten mal, nicht das du jetzt wieder in deinem nächsten Beitrag mir sagst - Der Koran sollte doch ausreichen? - Warum bestimmt die Kultur die Muslime und nicht der Koran? Was sind das für komische Leute die den Koran nicht leben und ihre Kultur vorhalten? Warum sind die Muslime so komsich das man sie studieren muss?:
Der Islam ist einfach, jeder der den Koran liest wird eine ganz einfach Inhalte wiederfinden. Man braucht kein Studium dafür und der Koran ist für alle Menschen offenbart worden.
Aber warum einige Muslime falsch denken ist damit noch lange nicht geklärt, sondern man sich vor Augen führen das dort eine Abwesenheit vom Ideal gegeben ist, verursacht durch teilweise aufgezwungene Veränderungen.
Man benötigt auch kein Studium. um sich damit zu befassen.
Und wenn ich mit lilit über die Lage der Muslime sprechen, dann versuche ich im Hinterkopf zu behalten, warum es so ist wie es ist und welche Möglichkeit es gibt den Idealzustand wiederherzustellen.
Ich hoffe, nun ist klar was ich versucht habe zu sagen....Und nimm es mir nicht Übel, dass ich bewusst so viele Wiederholungen in meinen Beitrag gepackt habe. Ich halte es für notwendig.