Alduin schrieb:Nach dieser Logik ist das Nichtsammeln von Briefmarken ein Hobby.
Die Aussage, dass Atheismus ein Glaube sei, ist natürlich Unsinn. Nichtsdestotrotz bezeichnet Atheismus einen Standpunkt, und zwar die Leugnung (Verneinung) der Existenz von Gott bzw. Göttern.
Im Folgenden setze ich mal voraus, dass der Unterschied zwischen
'von einer Sache nicht überzeugt sein' und
'vom Gegenteil einer Sache überzeugt sein' hoffentlich klar ist...
Einige Atheisten vertreten etwa die Ansicht, Atheismus erschöpfe sich lediglich im
Fehlen eines Glaubens an Gott/Götter, sei folglich also gleichbedeutend mit Nicht-Theismus. Demzufolge gäbe es also auf der einen Seite Theisten (die an Gott/Götter glauben) und auf der anderen Seite eben den Rest (Menschen, die keine Theisten sind), der dann dem Atheismus zuzurechnen sei. Eine solche Lesart ist allerdings ziemlich undifferenziert und sinnfrei. Undifferenziert, weil sie alle Menschen in lediglich zwei Gruppen einteilt und jeglichen Meinungspluralismus bzgl. der Frage nach der Existenz Gottes (etwa und bspw. den Agnostizismus, Deismus, Pantheismus usf.) ignoriert. Und sinnfrei, weil es den Begriff des Atheismus schlichtweg überflüssig macht. In der deutschen Sprache haben sich zwar bspw. ähnlich sinnfreie Begriffe wie Nichtraucher und Nichtschwimmer eingebürgert, aber die wenigsten Menschen wären so verrückt, die Welt bspw. in Demokraten und Nicht-Demokraten, Neoliberale und Nicht-Neoliberale, Sozialisten und Nicht-Sozialisten, Evolutionsbefürworter und Nicht-Evolutionsbefürworter, "Klimawandel-Gläubige" und Nicht-Klimawandel-Gläubige" usw. einzuteilen. Und es wäre bspw. auch bar jeglicher intellektuellen Redlichkeit, würden etwa jene Menschen, die den Klimawandel (oder etwa die Evolution) vehement leugnen und die dafürsprechenden Argumente und Fakten rigoros ignorieren bzw. abstreiten, nun darauf bestehen, dass ihr Standpunkt sich doch lediglich darin erschöpfe,
nicht von der Faktizität des Klimawandels
überzeugt zu sein (ohne also aber gleichzeitig davon
überzeugt zu sein, dass es
keinen Klimawandel gäbe). Unredlich wäre es, würden sie sagen, die Beweispflicht läge voll und ganz bei den Befürwortern des Klimawandels, während sie (die Klimaskeptiker) hingegen keinerlei Argumente usf. vorzulegen bräuchten, sondern lediglich nur nicht überzeugt zu sein bräuchten, solange die Beweislage eben nicht absolut stichhaltig und überzeugend (für sie) sei.
Es gibt insgesamt gute Gründe, innerhalb der Gruppe von Menschen, die
von einer Sache nicht überzeugt sind weiter zu differenzieren und vor allem den Standpunkt,
vom Gegenteil einer Sache überzeugt zu sein, als einen noch einmal eigenständigen Standpunkt, der nun eben auch einer weiteren Begründung bedarf, hervorzuheben. Das gilt in Bezug auf die Frage nach dem Klimawandel, der Evolution, dem Neoliberalismus uvm. natürlich genauso wie in Bezug auf die Frage nach der Existenz von Gott/Göttern.