@FabianoFabiano schrieb:Es ist die Frage, ob man sich des Mitschwingens überhaupt entziehen kann, also der Resonanz, wenn man deiner Theorie mal folgt. Was kann die Saite eines Instrumentes dafür, wenn sie durch eine im Raum erzeugte Schwingung, zum Mitschwingen angeregt wird? Missbraucht kann man sich fühlen, so oder so. Ob wirklich ein Missbrauch stattgefunden hat, liegt aber meiner Ansicht nach nicht alleine darin begründet, ob das jemand so empfindet, sondern ob der andere solches beabsichtigt. Das bedeutet, ob jemand absichtlich einen anderen zum Schwingen bringen will. Das wäre für mich Missbrauch. Und diesen gibt es in vielfältiger Hinsicht, oft merkt es der andere nämlich gar nicht. (...)
Entschuldige bitte, ich habe Dich offenbar verkannt. Mit diesem Post hast Du bewiesen, daß Du sehr wohl prima verstanden hast, um was es mir geht.
:)Lassen wir den Begriff "mißbrauchen" mal außen vor, ersetzen wir ihn meinetwegen mit "benutzen". Das ist ja einfach nur eine Gefühlssache.
Die Schwingung, also das, was der eine aussendet, ist einfach da, automatisch. Bei einer passenden Person kommt sie an, stellt einen Reiz dar, der eine bestimmte Reaktion auszulösen vermag. Nicht jeder Mensch ist passend, um darauf der "Provokation entsprechend" zu reagieren, bei manchen kommt es zu keiner Resonanz.
Wenn es aber zu einer kommt, verspürt der andere also den Impuls, in einer bestimmten Weise zu re-agieren. In diesem Moment kommt der Unterschied, oder sagen wir, der
potentielle Unterschied zwischen dem Menschen und der Stimmgabel/ Saite zum Tragen: der Mensch hat die Wahl, er kann bemerken, daß die Reaktion, die da provoziert wird, nichts ist, was er wirklich will, und daß eine solche provozierte Reaktion nicht seiner Persönlichkeit entspricht, sondern der des anderen.
Jeder Mensch hat über sich und die Welt Ansichten, Überzeugungen, tief verwurzelten Glauben, und all das ist zumeist unbewußt, wird größtenteils in der frühen Kindheit geprägt. Diese Ansichten, die ein Mensch hat, läßt er sich von seiner Umwelt permanent bestätigen, und solange die Mitmenschen auf ihn reagieren wie er es gewohnt ist, fühlt er sich sicher, weil er mit vertrauten Situationen umgehen kann. Sogar wenn das bedeutet, daß er ständig bestätigt bekommt, ein Versager und Außenseiter zu sein, ist das aufgrund der Vertrautheit angenehmer, als wenn jemand was anderes durchblicken läßt. Alles was anders ist, ist bedrohlich, oder zumindest irritierend. Sein evtl. sehr negatives Bild von sich und der Welt kann erschüttert werden, wenn ein Mitmensch nicht in diesem unbewußten Resonanzspiel mitspielt, sondern zentriert bleibt und in seiner Re-Aktion sich selbst anstatt den "Provokateur" ausdrückt.
Wenn man sich also durch bewußtes Wahrnehmen und Handeln aus dem Resonanzprinzip befreit, dient man damit nicht nur sich selbst, sondern auch den Mitmenschen, die die Chance bekommen, sich und ihr Selbst- und Weltbild in Frage zu stellen.