@iotuodio Naja, da müssen wir wohl akzeptieren, dass wir da verschiedener Ansicht sind.
Wahrnehmung ist das erste Glied der Kette (aus meiner Sicht), sie ist die Informationsaufnahme aus meiner Umwelt. Um mir z.B. denken zu können, draußen wäre es hell, muss zuerst das Licht auf mein Auge treffen. Das wird wohl jeder bestätigen können, der z.B. mal von außerhalb seines Sichtbereiches, beim Fußballspielen 'nen Ball an den Kopf bekommen hat. Was macht man da nämlich? Man erschreckt sich, weil man eine Wahrnehmung hat die eindeutig vor dem Denkprozess steht.
Zuerst bekommst du den Ball ab, und weil du nochgarnicht erkannt hast, worum es sich handelt reagiert dein Körper mit dem Erschrockensein. Dann kommt die zweite Wahrnehmung, du siehst den Ball. Und durch diese erneute Informationsaufnahme erst beginnst du die Situation zu interpretieren, und erkennst, dass es sich nur um einen Ball handelte, wodurch du dich wieder beruhigst.
Selbes gilt auch für jegliche Reflexhandlungen. Die eine direkte Reaktion auf das, aus der Umwelt, Wahrgenommene sind, und ohne das zutun des Denkens passieren. Denn genau dafür sind sie da.
Natürlich erschaffst du dabei auch etwas, aber es handelt sich dabei nur um die Interpretation der wahrgenommenen Information.
Was du machst ist, du stellst den Prozess des Denkens als etwas ganz tolles und ultimatives dar. Aber so toll ist er garnicht, was man daran erkennen kann wie leicht sich das Denken durch einen äußeren Einfluss in eine falsche Richtung lenken lässt.
Beispiel: Du begegnest einem Mann, der wirklich finster aussieht (wieder eine Informationsaufnahme aus der Umwelt), und denkst dir: "Mist, jetzt krieg ich eins auf die Fresse". Aber dann kommst du mit ihm ins Gespräch und stellst fest, dass er eigentlich recht freundlich ist, und ihr euch gut versteht.
Was hast du nun gemacht? Du hast dir durch den ersten Sichtkontakt deine erste Interpretation zu ihm erschaffen, dann musstest du feststellen, dass diese nicht richtig ist, und hast dir eine neue korrigierte Interpretation erschaffen.
Oder aber auch das Lügen. Mit dem Lügen erschaffe ich, als Umwelteinfluss, bei jemandem gezielt eine Falsche Interpretation. Und um diese zu korrigieren muss derjenige erst den tatsächlichen Sachverhalt als Information aus seiner Umwelt wahrnehmen. Das kann er nicht aus sich heraus.
Wenn ich dir sage, im Kühlschrank ist noch Bier, dann bleibt dir nichts anderes übrig als hinzugehen und nachzusehen, ob dem auch wirklich so ist.
Fazit:
Die Annahme man würde sich die Realität selbst erschaffen bedeutet: Man möchte sich selbst in den Mittelpunkt von allem stellen. Sich vom Reakteur zum Akteur erheben. Man redet sich ein, über alle Dinge die Kontrolle zu haben, weil man sich nicht damit abfinden möchte, dass man die meisten Dinge einfach nicht kontrollieren kann. Desweiteren will man sich selbst irgendeine Bedeutung beimessen, weil man tief im inneren weiss, dass die eigene Existenz eigentlich ohne eine solche Bedeutung ist. Dem einen fällt es leichter diese Tatsache zu akzeptieren, der andere erschafft sich eine Interpretation der Dinge, die ihn selbst in den Mittelpunkt stellt.
Und unter uns gesagt, es ist doch schon eine recht eklige Vorstellung, dass du z.B. einem Kind das seine Eltern in einem Bürgerkrieg verloren hat, und jetzt kurz vor dem Verhungern dahinsiecht, erzählen willst, es habe sich diese Umstände ja so erschaffen. Bzw., dass du dir eine Realität erschaffen würdest, in der du das tätest.