yoyo,
yoyo schrieb:Ich hab mich immer schon gefragt, wieso manche Menschen ein Wesen wünschen und akzeptieren würde, das über ihnen stünde.
Da ergeht es mir wie Dir, yoyo, habe das auch nie wirklich begreifen können -ein höchstes Wesen mit eigenem Bewusstsein, Wille und Tatkraft- und finde diese Vorstellung ebenso völlig absurd und zeigt deutlich eigentlich auch die Abwesenheit des Selbstwertgefühles und des Selbstvertrauens der Betroffenen auf, was ebenso zu einer Bevormundung des eigenen Selbst schnurstracks führt, auch wenn es da erdachte EGO selbst oder eine Institution ist. ~^
Ebenso eine weitere Variante wäre hier, wenn das Alles was IST oder das Universum -das Universum ev. als Bestandteil des Alles was ist- nun auch noch als eigenständiges Wesen betrachten werden will, obwohl auch dafür nicht die geringsten Indizien vorliegen, so ist dies eine seltsame Denkart so genannter Menschen, wie sie sich ja selbst bezeichnen, sich also auch noch gerade auch, als etwas Besonderes selbst ersehen wollen.
Wenn wir hingegen die Relation eines einzelnen Lebewesens –oder auch alle zusammen genommen- zum Leben an und für sich, zum Kosmos/Universum oder zu Allem was tatsächlich ist (auch wenn wir nicht in der Lage sind, dieses wahrnehmen zu können) anschauen, so zeigt diese Betrachtung die immense Unbedeutsamkeit eines Lebewesens -inkl. Physik und Psyche- dazu auf und ist eigentlich nicht wirklich der Rede Wert in diesem Kontext und Bescheidenheit wäre hier durchaus nicht fehl am Platze…
:D ;)Immanuel Kant meinte –was gemeint wird- dazu folgendes:
„Der Mensch ist ein Tier, das, wenn es unter andern seiner Gattung lebt, einen Herrn nötig hat. Denn er missbraucht gewiss seine Freiheit in Ansehung anderer Seinesgleichen; und ob er gleich als vernünftiges Geschöpf ein Gesetz wünscht, welches der Freiheit Aller Schranken setze: so verleitet ihn doch seine selbstsüchtige tierische Neigung, wo er darf, sich selbst auszunehmen.
Er bedarf also einen Herrn, der ihm den eigenen Willen breche und ihn nötige, einem allgemeinen Willen, dabei jeder frei sein kann, zu gehorchen. Wo nimmt er aber diesen Herrn her? Nirgends anders als aus der Menschengattung. Aber dieser ist eben so wohl ein Tier, das einen Herrn nötig hat.
Er mag es also anfangen wie er will; so ist nicht abzusehen, wie er sich ein Oberhaupt der öffentlichen Gerechtigkeit verschaffen könne, das selbst gerecht sei; er mag nun in einer einzelnen Person, oder in einer Gesellschaft vieler dazu auserlesener Personen suchen. Denn jeder derselben wird immer seine Freiheit missbrauchen, wenn er keinen über sich hat, der nach Gesetzen über ihn Gewalt ausübt.“
Ein konstruierter Gott, ein übergeordnetes erdachtes Wesen, eine Institution liegt natürlich so gesehen auf der Hand und die dazugehörige Religion wäre dann auch die Konsequenz einer solchen Annahme und die fatalen/zerstörerischen Auswirkung eines solchen Aberglaubens oder besser Irrglaubens, können wir anhand der letzten 4'500 Jahren eindrücklich ersehen…
Das System für unser soziales Zusammenspiel ist nicht aus dem Kontext riesengrossen Gruppen und abstrakten Institutionen wie Staaten, Unternehmen, Vereinigungen oder sozialen Schichten hervorgegangen.
Wir entwickelten als Wildbeuter kleine Banden und diese Art der Existenz ist der Kontext in welcher Art und Weise wir die besonderen Eigenschaften/Charakterzüge für den gesellschaftlichen oder sozialen Sinn hervorbrachten.
Sesshafte Siedlungen, umfangreiche Sippenzusammenschlüsse, Königreiche, und andere solche moderne Institutionen sind erst SO NEU in der Evolution der Menschheitsgeschichte, so dass wir bis heute keine zuverlässige Intuition darüber (wirkliches soziales Verständnis für unser Selbst und unsere Mitwelt) entfaltet/Entwickelt haben und stattdessen nach erhaltenen Anweisungen –durch Institutionen-, welche eine gewisse Langlebigkeit versprechen wollen, diese „Kultur“ ständig reproduzieren, sie sich ebenso ständig konkurrenzieren untereinander, aber die Lerninhalte so eben nicht durch eigenständiges Lernen im Lebensprozess erworben wird.
Hallo rasco oder Alter Ego Geraldo,
;)rasco schrieb:Das 'Ganze' ist für mich nicht 'ganz', weil ich meine, dass es schlicht und einfach grenzenloses Bewusstsein ist - ohne Anfang, ohne Ende. Die einzelne menschliche Existenz halte ich für eine Aufmerksamkeit innerhalb dieses Bewusstseins. Aber zugleich ist diese Aufmerksamkeit auch das 'Ganze'.
Wie soll denn das gehen, rasco? Die Bewusstsein welche gang und gäbe sind, sind sich nicht einmal bewusst, was hinter dem Mond abgeht oder nicht einmal was dem Nachbarn bewusst ist und was nicht, ebenso oftmals auch nicht einmal sich Selbst bewusst sind. Kann es nicht gerade sein, dass Du schlicht das Bewusstsein völlig überbewertest, so wie es auch in der Eso- Szene, in den verschiedenen Religion oder anderen Ideologien am laufenden Band getan wird?
Natürlich trifft Deine Aussage nur dann für Dich persönlich zu, rasco, wenn Du Dich lediglich auf Dein Bewusstsein beschränkst und alles was Du nun wahrnimmst, als DEIN Ganzes bezeichnest, aber natürlich nicht DAS Ganze an solches sein kann, weil Du Dich (Dein ICH) freiwillig abtrennst
;)rasco schrieb:was soll diese Egoverurteilung? Mal abgesehen, dass hier schon wieder zur Nicht-Annahme aufgerufen wird, halte ich es für eine immens überflüssige Sicht, sich in verschiedene Instanzen aufzuteilen, wovon die eine niedrig ist, und eine andere höher. Damit schafft man sich unnötige Entitäten und Mächte in sich selber.
Das stimmt, aber das haben eben Gedankenkonstrukte und Einbildungen eben so an sich und Descartes lag mit seiner Aussage völlig falsch, eigentlich sollte es ja heissen: Ich denke, also bin ich nicht.
:Drasco schrieb:Jo, es gibt wirklich keinen Anlass, davor Angst zu haben - was du danach vorfindest, ist das Vertrauteste überhaupt, weil du erkennst, dass es nichts gibt, das nicht du ist. Einzig was das Sterben betrifft könnte Angst begründet sein, aber auch das ist ein Teil von Dir, ist Ausdruck von Dir, nichts, wovon du Opfer bist, auch wenn wir es aufgrund unseres Glaubens gegenwärtig noch anders wahrnehmen.
Ja, dazu besteht in der Tat nicht der geringste Anlass, Angst vor dem Tod zu haben, gehört er doch als sehr wichtigen Bestandteil zum Leben. Diese Unausweichlichkeit des Todes, hat bis heute noch kein einziges Lebewesen –welche sterben müssen- jemals überlebt und hätte den Lebenden davon berichten können. „Leben“ nach dem Tode, sind reine Glaubenskonstrukte und Dogmen, an die man nur glauben kann, nichts aber darüber Aussagen wie es tatsächlich ist.
rasco schrieb:Es kommt darauf nicht an; was du hier ansprichst, sind unsere menschlichen Maßstäbe und letztlich Definitionen, was Leben und Tod ist, und ab wann Leben vorbei ist und Tod da ist. Diese Maßstäbe wiederum gründen auf dem, was wir Menschen gegenwärtig glauben, und dieser Glaube gründet hier allen voran in naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese naturwissenschaftliche Erkenntnisse wiederum sind ausschließlich materialistisch veranlagt - sie negieren Bewusstsein außerhalb einer Hirnaktivität.
Es gibt nicht den geringsten Hinweis, ein Bewusstsein als ein eigenständiges Etwas auszumachen, wissenschaftliche Erkenntnis hin oder her, ist für eine solche Betrachtung nicht einmal notwendig.
Lange zeit war ja das Bewusstsein ausschliesslich Thema in den „Geisteswissenschaften“, doch in den letzten Jahrzehnten ist das Bewusstsein auch in empirischen Wissenschaften zu einem Thema geworden und es präsentieren sich heute drei grundlegende Alternativen, wie in der Philosophie über Bewusstsein nachgedacht wird und alle drei Sichtweisen werden in gewissen Varianten heute vertreten.
- Materialistischer Monismus: gemäss einer heute insbesondere in der angloamerikanischen Philosophie weit verbreiteten Auffassung ist das Bewusstsein eine Eigenschaft natürlicher, insbesondere aber biologischer Systeme. Bewusstsein kann daher von den Naturwissenschaften erforscht werden.
- Bewusstseinsphilosophie: gemäss dieser Tradition, die in den meisten Darstellungen etwa mit Descartes einsetzt, ist das Bewusstsein etwas ganz besonderes und keineswegs einfach ein weiterer Gegenstandsbereich, welcher der wissenschaftlichen Aufklärung harrt. Im Zentrum dieser Auffassung steht das Phänomen der Intentionalität. Intentionalität besagt, dass alles Bewusstsein immer Bewusstsein von etwas ist. Die Intentionalität ist somit eine Struktur, die auch alle Wissenschaft zu Grunde liegt, auch wenn man das nicht wahrhaben will. Nach dieser Auffassung sind das primär Gegebene also nicht Gegenstände der äusseren Wahrnehmung, sondern eben diese Urbeziehungen des Gegenstandsbewusstseins.
- Semiotische Auffassung des Bewusstseins: Es handelt sich um die Auffassung des Bewusstseins, wie sie in Ansätzen in der neueren Sprachphilosophie und der Semiotik, etwa bei Peirce und Wittgenstein, entwickelt worden ist, eine semiotische Bewusstseinskonzeption. („Lehre von den Kennzeichen“ – was aber nichts über „das Ding“ selbst aussagt)
rasco schrieb:Nimm mich als Beispiel - ich bin da schon wieder völlig anders gestrickt. Ich meine, es gibt kein 'falsches' Ego, und kein 'wahres übergeordnetes göttliches Selbst'; ich meine, beides ist ein- und dasselbe.
Ja, beides sind lediglich Gedankengebilde, an die man glauben und danach handeln kann, mehr aber nicht.
rasco schrieb: Ich sehe es auch nicht, dass der Einzelne sich um das Wohl irgendeiner Gesamtheit zu kümmern hat, sondern um sein eigenes.
Wenn ein ICH/EGO sich um sein vermeintliches Wohl kümmert, so wie es bereits in unseren Gesellschaften flächendeckend der Fall IST, dann ist dies vorwiegend stets auf Kosten anderer. (westliche Gesellschaften basieren auf der Ausbeutung von Mensch und Umwelt)
Wenn jedoch man sich nur auf sein Selbst achtet, ihm auch 1:1 entspricht, das Selbst ist das was man tatsächlich auch IST, dann trägt man automatisch zum Wohl der Gesamtheit bei, anders ist es gar nicht möglich.
;)