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Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?

1.829 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Glauben, Kritik, Muslime ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?

19.06.2008 um 11:34
@freestyler: Bei deinen Ausführungen sehe ich aber ein ziemliches Problem, nämlich das der Eigenverantwortung ! Jemand, der sich nur als Marionette einer höheren Macht sieht und dessen Befehle blind befolgt, ohne darüber nachzudenken, ob das richtig sein kann - nur weil es irgendwo in einem heiligen Buch steht, dessen Worte man aus Ehrfurcht nicht zu hinterfragen wagt, der kann so gesehen kaum Verantwortung für das was er tut übernehmen, er handelt immer im Namen seines Herrn, ausser wenn er sündigt. Ihr Muslime betrachtet euch als Diener Allahs, wenn nicht sogar als seine Slaven. Damit macht ihr euch zu seinen Werkzeugen, die Verantwortung dafür übernimmt Allah, in dem Maße wie er euch gebraucht.

Der Muslim hat aber, so hoffe ich, auch so etwas wie ein Gewissen, was ihm sagt, ob etwas (nach seinem eigenen Ermessen) richtig oder falsch ist. Und jeder Mensch muss letztendlich seinem Gewissen folgen, auch wenn es mit etwaigen heiligen Schriften in Konflikt gerät. Und das kann durchaus vorkommen. Das Handeln nach dem eigenen Gewissen, das bestreben sich selbst zu verwirklichen, ist aber bei bedingungslosem Gehorsam gegenüber den Weisungen des Korans und der totalen Unterwerfung des eigenen Ichs unter den Willen Allahs kaum möglich.

Die Christen haben wohl ein ähnliches Problem, allerdings sehen sie sich nicht als Diener Gottes, sondern wissen, dass sie zur Freiheit als Kinder Gottes berufen sind. Sie sind frei zu entscheiden was sie wollen. Und wer zu einer anderen Überzeugung gekommen ist, der kann auch einen anderen Weg gehen, da hindert man niemanden dran, geschweige dass man gegen sie Todesdrohungen ausspricht. Rechenschaft ist der Christ gegenüber seinem Gott schuldig und gegenüber sich selbst und seinem Gewissen. Damit steht er in absoluter aber freier Selbstbestimmung für sein Leben aber auch in völliger Selbstverantwortung da.


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Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?

19.06.2008 um 12:31
@Fabiano
Zitat von FabianoFabiano schrieb:Bei deinen Ausführungen sehe ich aber ein ziemliches Problem, nämlich das der Eigenverantwortung ! Jemand, der sich nur als Marionette einer höheren Macht sieht und dessen Befehle blind befolgt, ohne darüber nachzudenken, ob das richtig sein kann - nur weil es irgendwo in einem heiligen Buch steht, dessen Worte man aus Ehrfurcht nicht zu hinterfragen wagt, der kann so gesehen kaum Verantwortung für das was er tut übernehmen, er handelt immer im Namen seines Herrn, ausser wenn er sündigt. Ihr Muslime betrachtet euch als Diener Allahs, wenn nicht sogar als seine Slaven. Damit macht ihr euch zu seinen Werkzeugen, die Verantwortung dafür übernimmt Allah, in dem Maße wie er euch gebraucht.
Du hast mich glaube ich missverstanden. Ich meinte nicht, dass man nach Weisheiten/Gründen für dieses oder jenes Gebot/Verbot nicht suchen sollte, sondern das dies Willkommen und auch schon seit Jahrhunderten getan wird. Mit teilweise absolut genialen Schlussfolgerungen. Deswegen ist der Vorwurf "Marionetten" erst recht nicht haltbar.
Eigenverantwortung bedeutet sich aus freiem Willen einer Religion ergeben, in dem man die Dinge überprüft und für richtig befunden hat.
Aber ich finde es nicht akzeptabel, dass man das eigene Verständnis als höchste Priorität/Instanz betrachtet, um tatsächlich belegbare Gebote/Verbote missachten zu können, deswegen erwähnte ich das Beispiel mit Avicenna.
Zumal es wie erwähnt Themen gibt, die nicht mit dem Verstand zu ergründen sind und jeder irgendwo seine Ansicht als höher betrachtet. Ein Beispiel wäre das Schweinefleischverbot.

Der Mensch ist schon verantwortlich aus dem Grunde, da die Seele (Triebseele) zum schlechten neigt und im Falle, dass er sich ihr gebieterisch unterwirft, obwohl er abwägen kann, was falsch und was richtig ist. Weiterhin besitzt er noch ein Gewissen.

Es ist sogar äußerst notwendig über die Zeichen (Aya), über die Schöpfung über den Sinn von der Religionspraxis nachzusinnen und wir werden auch durch den Koran dazu angehalten. Ein Gläubiger ist man nicht nur durch blindes annehmen, sondern durch Prüfung, Kontemplation und Erkenntnis, was auch zu einem noch stärkeren Glauben führen kann, da einem sich dadurch auch Dinge erschließen können, für die man vorher vielleicht sogar blind war.


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Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?

19.06.2008 um 13:03
@freestyler: Mit dem Wort Marionette habe ich es wohl nicht gut ausgedrückt, es fiel mir nur gerade kein anderes Wort dafür ein. Natürlich hat jeder Mensch einen freien Willen. Sich aus freiem Willen einer Religion ergeben, wie du es sagst, ist eine freie Entscheidung. Aber danach ist man mehr oder minder an die religiösen Weisungen gebunden, denen man sich vormals aus freiem Entschluss ergeben hat. Hat man sich als Moslem entschlossen sich dem Islam zu ergeben und den Weisungen des Korans zu folgen und sich Allah zu unterwerfen, ist es aber weitestgehend aus mit der eigenen Freiheit - ausser man entscheidet sich aufgrund des Gewissens zu etwas anderem, gänzlich oder in Teilen - und dann hat man als Moslem ein Problem.

Für Gläubige an einen Gott ist, da sind wir uns glaube ich einig, Gott immer die höchste Instanz. Insofern ist unsere eigene Instanz, unser Ich, unser Gewissen, unser Verstand und was zu uns als Mensch nun einmal gehört, für einen Gläubigen alleine nicht maßgeblich, aber auch nicht ganz unerheblich. Der glaubende Mensch muss nicht nur vor sich selbst bestehen können, sondern eben auch vor seiner höchsten Instanz, also vor Gott. Sein Ich muss manchmal Entscheidungen treffen zwischen seinem Gewissen und dem was in heiligen Schriften geschrieben steht an was er glaubt.

Er sollte allerdings dann auch hinter alledem voller innerer, heißt eigener Überzeugung stehen können - und nicht etwas tun, weil er nur glaubt, dies tun zu müssen, weil Allah es so will. Das ist die Prüfung. Und das kann man nur dann, wenn man nicht einfach blind gehorcht und blind glaubt, sondern den Dingen auf den Grund geht und fragt "warum" will Gott das so - "warum" soll ich das tun. Wenn man dies begreift, dann handelt man selbst, als eigenständig denkendes Wesen und zwar aus eigener Überzeugung und nicht nur weil man glaubt zu müssen, weil Gott es so will. Das macht aber den Unterschied zwischen einem Diener und einem freien Menschenkind bzw. Gotteskind aus. Ein Diener fragt nicht warum soll ich das tun, er handelt nur nach Anweisung. Die dienende Funktion ist eher auf den Mitmenschen gerichtet, dass wir "einander" in Liebe zu Gott dienen sollen, um uns gegenseitig das Leben zu erleichtern. Wenn ich aber auch Gott, dem Herrn dienen soll und mich dazu entscheide, dies freiwillig auch zu wollen, dann will ich zumindest auch wissen "warum".


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19.06.2008 um 13:34
@freestyler:
Zitat von freestylerfreestyler schrieb:Es gab in der Vergangenheit einen sehr klugen Menschen namens Avicenna (Ibn Sina), der die Meinung vertrat Wein trinken zu dürfen, weil er genau wusste warum es eigentlich verboten war und sogar behauptete die Prophetie verstanden zu haben, da diese mit dem Verstand zu ergründen sei. Und irgendwelche logischen Rückschlüsse oder das individuelle Verständnis kann nicht Maßstab dazu sein, ein Gebot einzuhalten oder zu missachten.
Zitat von freestylerfreestyler schrieb:Aber ich finde es nicht akzeptabel, dass man das eigene Verständnis als höchste Priorität/Instanz betrachtet, um tatsächlich belegbare Gebote/Verbote missachten zu können, deswegen erwähnte ich das Beispiel mit Avicenna.
Zumal es wie erwähnt Themen gibt, die nicht mit dem Verstand zu ergründen sind und jeder irgendwo seine Ansicht als höher betrachtet. Ein Beispiel wäre das Schweinefleischverbot.
Die Erwähnung von Avicenna find ich mal schön... (auch wenn er dir hier eher als Negativbeispiel dient) - Sein wissenschaftliches Werk hat in etwa den Rang von Aristoteles, Galileo und der bekanntesten europäischen Gelehrten. Schade, dass er aufgrund solcher Sachen, wie du sie erwähnt hast, in der islamischen Welt als islamischer Philosoph offensichtlich nicht den Respekt gezollt bekommt, der ihm vielleicht zustünde. Die christliche Gesellschaft ehrt mittlerweile auch die kritischen Gelehrten!

Ich finde den Marrionettenvorwurf auch nicht gerechtfertigt. Aber das Hinterfragen und die Diskussion, die du zulässt, ist nicht offen. Es geht bei dir nicht darum, ob manche religiösen Gesetze überhaupt heute noch aktuell sind sondern nur darum zu begründen, dass sie es noch sind und zu verstehen, warum.

Jede prophetische Schrift und jedes Zeugnis sind auch historisch, von Gott zu einer Zeit gegeben und für eine Zeit gegeben. Es gibt Grundlagen in den Religionen, einen Kern: Christusglaube im Christentum, Prophententum Mohammeds im Islam etc. Darüberhinaus eine Reine von Gesetzen, Normen, Anweisungen. Die Frage ist, ob diese Anweisungen von Gott auch heute noch für diese Gesellschaft und diese Zeit so gegeben werden würden. Das gute im Islam ist, dass er eben sagt, Gott hat Propheten gehabt zu unterschiedlichen Zeiten. Der Koran ist sozusagen das jüngste Wort... aber ist es zwangsläufig das letzte. Würde Gott auch heute noch dieselben Regeln aufstellen oder würde er nach etwa 1400 Jahren Veränderung sagen. Wir brauchen ein paar alte Regeln nicht mehr und dafür einige Neue! Da kommt die Frage: Kannst du und können andere Angehörige des Islam diese Regeln als historisch wertvoll anerkennen und dennoch sagen, dass sie unter gegenwärtigen Bedingungen ihren Sinn verloren haben, da sich die Welt verändert hat??? Das ist vielleicht das größte Maß an Kritik, die ein Mensch bringen kann, wenn er weiterhin hinter der Relgion steht und religiös bleibt? Wäre das zuviel für dich als Muslim und hochmutig? Oder wäre das noch erlaubt?


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19.06.2008 um 13:58
@sunsettheory
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Die Erwähnung von Avicenna find ich mal schön... (auch wenn er dir hier eher als Negativbeispiel dient) - Sein wissenschaftliches Werk hat in etwa den Rang von Aristoteles, Galileo und der bekanntesten europäischen Gelehrten. Schade, dass er aufgrund solcher Sachen, wie du sie erwähnt hast, in der islamischen Welt als islamischer Philosoph offensichtlich nicht den Respekt gezollt bekommt, der ihm vielleicht zustünde. Die christliche Gesellschaft ehrt mittlerweile auch die kritischen Gelehrten!
Über seinen Intellekt möchte ich gar nicht urteilen. Ich halte ihn auch für einen sehr großen Philosophen. Es ging nur um einige Probleme, die entstehen könnten wenn man die griechische Philosophie in allen Punkten mit der islamischen Theologie zu verbinden versucht, wie es im Mittelalter unter einigen islamischen Philosophen geschah. Und dabei seinen Verstand teilweise sogar über die Offenbarung stellt...
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Ich finde den Marrionettenvorwurf auch nicht gerechtfertigt. Aber das Hinterfragen und die Diskussion, die du zulässt, ist nicht offen. Es geht bei dir nicht darum, ob manche religiösen Gesetze überhaupt heute noch aktuell sind sondern nur darum zu begründen, dass sie es noch sind und zu verstehen, warum.
Man kann über inhaltliche Dinge und rechtliche Maßnahmen, die evtl. aus dem gewohnheitsrechtlich getan wurden diskutieren, glaube ich.
Aber eine Diskussion ob man Dinge, die die Basis des Islams ausmachen, wie z.B. koranische Gebote/Verbote gänzlich ausklammert, erübrigt sich. Zumal man dann nicht mehr vom Islam sprechen kann.
Frage: Kannst du und können andere Angehörige des Islam diese Regeln als historisch wertvoll anerkennen und dennoch sagen, dass sie unter gegenwärtigen Bedingungen ihren Sinn verloren haben, da sich die Welt verändert hat??? Das ist vielleicht das größte Maß an Kritik, die ein Mensch bringen kann, wenn er weiterhin hinter der Relgion steht und religiös bleibt? Wäre das zuviel für dich als Muslim und hochmutig? Oder wäre das noch erlaubt?
Darf man deinen Beitrag so verstehen, dass er sich auf die Staatsführung bezieht?!
Ich meine, um den Islam zu leben benötigt man keinen Staat, nur die Religionsfreiheit ;)
Und ich finde das das islamische Leben in keinster Weise seinen Sinn verloren hat, sogar für mich sinnvoller denn je ist. Vielleicht auch als Ausflucht aus der Mainstreem-Welt, der Dekadenz und der Verbreitung atheistischer Wertvorstellungen.

Man darf den Islam nicht auf Strafen reduzieren. Zumal diese heute nicht anwendbar sind...


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19.06.2008 um 15:08
Zitat von freestylerfreestyler schrieb:Darf man deinen Beitrag so verstehen, dass er sich auf die Staatsführung bezieht?!
Eher so: Zu einer bestimmten Zeit, hat Gott ein bestimmtes Gebot erteilt oder ein bestimmtes Ideal verankert und das war ... Mittlerweile hat sich die Welt geändert und wir sollten deswegen anders damit umgehen.

Nehmen wir mal an, es sei ein Gesetz, dass man bestimmte Tiere nicht töten darf, die früher mal selten waren, und schließlich entwickelt sich eine Plage unter diesen Tieren. Vielleicht durch menschliche Schuld. Es wäre klüger die Tiere zu töten. Darf man unter bestimmten veränderten Bedingungen von religiösen Gesetzen abweichen!
Zitat von freestylerfreestyler schrieb:Ein Beispiel wäre das Schweinefleischverbot.
Schweine haben eine hohe Anfälligkeit für Parasiten. Es war im 7. Jh. eine gute Sache, dass es verboten war, sie zu essen, weil sie wirklich unrein waren. Daher ist das Schweinefleischverbot zur Zeit des Propheten sehr vernünftig und zwar tief bis in die Neuzeit. Mittlerweile sind die biologischen Kenntnisse besser und man kann die Schweine sozusagen besser prüfen. Wenn sich vielleicht jetzt unter anderen Tieren Krankheiten entwickelten, aber nicht unter den Schweinen, und man nicht genügend Pflanzen hat... um die Bevölkerung ausreichend zu versorgen, Schweinefleisch nutzen müsste, würdest du dann sagen: Das islamische Gesetz war nicht für diese Situation gemacht, wir können es übergehen oder würdest du sagen, dass nach wie vor das Schweinefleischverbot gelten muss und man sich andere Lösungen einfallen sollte. Darf man Gesetze kritisieren weil sie nicht zu der gegenwärtigen Situation passen? Nie? Nur in Ausnahmefällen? (Wenn es sozusagen um Tod oder Leben geht) Immer, wenn man gute gründe hat, ein gesetz für veraltet zu halten? (so wie es manche Protestanten mit der Homosexualität halten)
Zitat von freestylerfreestyler schrieb:Es ging nur um einige Probleme, die entstehen könnten wenn man die griechische Philosophie in allen Punkten mit der islamischen Theologie zu verbinden versucht, wie es im Mittelalter unter einigen islamischen Philosophen geschah. Und dabei seinen Verstand teilweise sogar über die Offenbarung stellt..
Naja, die Scholastik hat es ja dann ähnlich gemacht mit dem Christentum. Thomas v. Aquin besonders. In Philosophie steht der Verstand an nun mal an 1. Stelle!


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19.06.2008 um 15:23
Der Mensch ist schon verantwortlich aus dem Grunde, da die Seele (Triebseele) zum schlechten neigt und im Falle, dass er sich ihr gebieterisch unterwirft, obwohl er abwägen kann, was falsch und was richtig ist. Weiterhin besitzt er noch ein Gewissen.

___

Beweis?


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19.06.2008 um 15:23
@ Freestyler war das.


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19.06.2008 um 15:45
@sunsettheory
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Eher so: Zu einer bestimmten Zeit, hat Gott ein bestimmtes Gebot erteilt oder ein bestimmtes Ideal verankert und das war ... Mittlerweile hat sich die Welt geändert und wir sollten deswegen anders damit umgehen.
Man könnte in Bezug auf jedes Gebot so argumentieren. z.B. könnte man sagen, dass die Umstände sich geändert haben, weswegen die Almosenabgabe aufgehoben wäre etc. Mit so einer Argumentation könnte man viele Dinge nach Lust und Laune auslegen. Deswegen unterstütze ich sowas nicht. In Bezug auf ein Gewohnheitsrecht könnte man das anwenden, aber die Rechtsfindung berücksichtigt ohnehin solche Gegebenheiten.
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Nehmen wir mal an, es sei ein Gesetz, dass man bestimmte Tiere nicht töten darf, die früher mal selten waren, und schließlich entwickelt sich eine Plage unter diesen Tieren. Vielleicht durch menschliche Schuld. Es wäre klüger die Tiere zu töten. Darf man unter bestimmten veränderten Bedingungen von religiösen Gesetzen abweichen!
Das ist zwar ein schönes Beispiel. Jedoch ist die Gesetzgebung darauf ausgerichtet, indem sie auch Ausnahmefälle berücksichtigt.
Man bräuchte ein konkreteres Beispiel.
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Das islamische Gesetz war nicht für diese Situation gemacht, wir können es übergehen oder würdest du sagen, dass nach wie vor das Schweinefleischverbot gelten muss und man sich andere Lösungen einfallen sollte.
Wenn man aus der koranischen Sicht argumentiert, dann müsste denke ich auch ein Beleg vorhanden sein. Das ist es aber nicht. Das Schweinefleischverbot ist meines wissens nach absolut formuliert, nicht relativ und auch nicht abhängig vom Ort und die Umstände, was keinen Spielraum zulässt. Dieses wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass selbst Waren die aus Schweinsleder oder Borsten für uns verboten sind.

Deine aufgeführte Argumentation in Bezug auf das Schweinefleischverbot ist eine Annahme, was keinen Beleg darstellt.
Ähnlich könnte man auch widerum argumentieren in Bezug auf die Gebetszeit auf dem Polarkreis. Ein Gebet wird erst mit einer bestimmten Sonnenstand fällig, in solchen Ländern sind die Gebetszeiten nicht tatsächlich zu ermitteln. Deswegen wäre es unsinnig zu meinen, die Menschen dort wären nicht dazu verpflichtet zu beten.
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Darf man Gesetze kritisieren weil sie nicht zu der gegenwärtigen Situation passen?
Kommt immer darauf an, um was es sich dabei handelt.
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Nie? Nur in Ausnahmefällen? (Wenn es sozusagen um Tod oder Leben geht) Immer, wenn man gute gründe hat, ein gesetz für veraltet zu halten? (so wie es manche Protestanten mit der Homosexualität halten
In Notsituation gelten ohnehin andere Umstände.
Zitat von sunsettheorysunsettheory schrieb:Naja, die Scholastik hat es ja dann ähnlich gemacht mit dem Christentum. Thomas v. Aquin besonders. In Philosophie steht der Verstand an nun mal an 1. Stelle!
Was widerum auch der Anlass von muslimischen Scholastikern war, dass der Maßstab die Offenbarung selbst ist.


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19.06.2008 um 15:47
@shionoro

Ich argumentiere vom islamischen Standpunkt. Deswegen kann ich dir nur Beweise aus dem Islam/Koran bringen. D.h. irgendwelche wissenschaftlichen Arbeiten von Psychologen kann ich dir nicht vorlegen ;)


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19.06.2008 um 16:09
Na dann is ja ok, ich dachte die Triebseele würde jetzt als unantastbare Wahrheit gelten :p


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19.06.2008 um 17:41
Fabiano@

Plan A der "Islam- Kritiker"

Schweinefleisch ist verderblich, daher wurde es "damals" verboten. Heute dagegen ist es nicht weniger bedenklich als anderes Fleisch ... bla bla

Ich antworte:
Na ja das Schwein war im Hidschaz nicht gerade ein weit verbreitetes Haustier und auch die Christen hielten sich meines Wissens keine Schweine. Meines Wissens fehlt der Nachweis, ob überhaupt Schweinefleisch gegessen wurde!

Jetzt bringen "Islam- Kritiker" Plan B: Das zeige nur, dass Muhammad s.a.s. aus jüdischen Texten abgeschrieben habe ...

Ich antworte:

Aha zuerst war es verboten, weil Schweinefleisch schneller verderblich ist. Jetzt sagst du, dass es deswegen in jüdischen Texten verboten wird und dass diese im Koran übernommen wurden, obwohl sie für den Hidschaz von geringer praktischer Relevanz sind.

Dass der Koranvers, welcher den Verzehr von Schweinefleisch verbietet, eine universalere Bedeutung haben könnte, bleibt ihnen leider verborgen ...


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Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?

19.06.2008 um 18:03
@al-chidr: Ich halte weder etwas von Plan A noch von Plan B, aber so eine Vorgehensweise ist mir durchaus bekannt.

Man kann Gebote Gottes nicht aufweichen, sie gelten nun mal auf unbestimmte Zeit. Niemand würde von Moslems ernsthaft verlangen können Schweinefleisch zu essen - nur weil man nach rein Verstandesmäßigem Ermessen zu einem anderen Schluss käme als das was in etwaigen heiligen Schriften steht. Ebenso wenig sind gläubige Christen daran interessiert, die 10 Gebote neu zu überdenken und zu aktualisieren.

Darüber, etwaige göttliche Gebote in Frage zu stellen, rede ich hier auch nicht, sondern über mögliche Konsequenzen in Bezug auf gewisse Entscheidungen eines wie immer Glaubenden zwischen seinem Gewissen und dem was in Koran oder Bibel geschrieben steht, in besonderer Weise natürlich in Bezug auf den Muslim. Und die Frage, ob man das was geschrieben steht wirklich blind glauben und annehmen sollte, oder ob man nicht erst einmal (oder später) durch Prüfung zu der inneren Überzeugung kommen sollte, dass es für einen richtig bzw. falsch ist? Dann kann es allerdings durchaus sein, dass jemand zu einer anderen Überzeugung kommen kann - und als Moslem hat so jemand dann ein Problem, oder er wird schon gar nicht mehr als Moslem betrachtet.

Allgemein kann zB. das Schweinefleischverbot weder für Juden noch für Moslems aufgehoben oder aufgeweicht werden. Aber jeder einzelne Mensch muss auch für sich selbst prüfen, ob er dieses Gebot akzeptiert, ob er es annehmen kann und will und entscheidet letztlich für sich, wie er damit umgeht und wie er leben will - das hat allerdings u.U. auch Konsequenzen. Nehmen wir statt dem Schweinefleischverbot mal das Alkoholverbot, oder das Kopftuchgebot... Ich kenne keinen einzigen Moslem, der Schwein isst, aber ich kenne einige, die gern mal ein Bier oder Wein trinken oder auch Frauen die es mit dem Kopftuch nicht so genau nehmen und ich meine - dieses Recht steht ihnen auch zu. Aber sie müssen imstande sein, dies vor ihrem eigenen Gewissen und vor Gott zu rechtfertigen. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich.


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19.06.2008 um 19:19
Die Juden haben im Prinzip alles verboten, was bei den verhaßten Ägyptern praktiziert wurde. in Ägypten war das Schwein die Haupt-Fleischquelle des kleinen Manns, daher wurde es in der Bibel verboten.
Praktiziert wurde das aber erst viel später, denn im Königreich Israel lassen sich bis zur Erstürmung durch die Assyrer Schweinefarmen nachweisen.
Lediglich im kleinen Reich Juda wurde das Schweineverbot von Anfang an praktiziert...

Das nur mal als historischer Überblick. Übrigens haben Schafe viel üblere Parasiten als Schweine, es gibt nach aktuellen Forschungen keinen medizinischen Sinn eines Schweineverbots.


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19.06.2008 um 20:04
"es gibt nach aktuellen Forschungen keinen medizinischen Sinn eines Schweineverbots."

Tja ich als Muslim verzichte gerne auf Schweinefleisch, der der es essen mag, soll es tun..

aber bitte jeden nicht zu versuchen in Namen des Islams, Islamische Gebote/Verbote aufzuheben..

Uns reicht es wenn Allah (c.c.) es befielt, manche der gebote/Verbote können wir nicht immer einhalten und bitten Allah um Vergebung.

Leider kann man besonders im Christentum nicht mehr differenzieren, was ursprünglich von Got dem Allmächtigen kam und was dr Mensch verfälcht, entfremdet.. hat.

Die Christen würden gut beraten sein, wenn sie der Mitte zwischen dem Judentum und dem Islam folgen..

Verse/Gebote/Verbote - die offen sind und die nicht Unrecht, Gewalt.. aussagen.


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19.06.2008 um 20:14
randaji@

"..Gerade deine Antwort auf eine einfache 'offene' Frage hast du fast ausschließlich mit Kriegsgeschrei beantwortet: Schirk, Bidat usw. usw..."

Eine einfache Frage?

Aha! Dann bitte ich dir die Frage nochmal zu stellen,

oder

1. du musst diesen Vers, wo diese Behauptung/Beleidigung.. gegen den Propheten s.a.v.
angeblich vorkommt, hier posten

2. du musst die Auslegung diese Verses und ihrer Quelle hier nennen

3. da du an dieser Beleidigung weiter festhaltest, bist du auch gezwungen die Auslegung "mit deiner eigenen ERKENNTNIS" uns mal hier zu beschreiben.

Ansonsten muss ich dich wiedermal fragen,
bist du ein Druse, ein Ismailite, ein Nicht-Muslim oder ein Ex-Muslim oder ein Münafik ?

Es ist schon erstaunlich in welcher Weise du den Islam hier vetritts..


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20.06.2008 um 04:34
Zitat von al-chidral-chidr schrieb:Jetzt bringen "Islam- Kritiker" Plan B: Das zeige nur, dass Muhammad s.a.s. aus jüdischen Texten abgeschrieben habe ...
Ich würde mal sagen das es den Feldherren Muhammed durchaus angesprochen hat die monotheistische Sichtweise der Juden ,aus ihr ging auch das Christentum hervor.Aber wie gesagt auch die Araber sollten ihren eigenen ein Gott glauben bekommen und den Polytheismus hinter sich lassen.
Der Islam erfuhr in Medina seine gesellschaftliche Ausformung. Die medinensischen Suren des Korans nehmen immer stärker Bezug auf konkrete Regelungen des Lebens und der Organisation der islamischen Gemeinschaft; die Unterschiede zu den Juden und Christen werden betont und von den Un- und Nichtgläubigen geschieht eine stärkere Abgrenzung.

Gleichzeitig kommt es zur militärischen Konfrontation mit Mekka, in der Mohammed als militärischer Führer der Muslime auftritt. Mohammed führt seit 623 mehrere Feldzüge (majazi) gegen Mekka (Sieg der Moslems in der Schlacht von Badr (624), die Schlacht am Berge Uhud (625) und die Grabenschlacht (627)) bis im März 628 ein Waffenstillstand geschlossen wurde.



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20.06.2008 um 04:56
Ich würde einmal sagen das mann sich von der Expansions welle des Christentums fürchtete und von daher musste eine Eingebung von oben kommen , die Juden hatten nie einen Drang zur missionierung.


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20.06.2008 um 09:48
Wir kommen etwas vom Thema ab. Bleiben wir mal bei den göttlichen Weisungen, seien sie aus der Bibel oder aus dem Koran. Für einen Gläubigen gibt es daran nichts zu rütteln, es ist Wort Gottes. Die Frage ist, - was passiert, wenn ich frage: Warum ist das so? Warum darf ein Moslem kein Schweinefleisch essen? Antwort: Weil es im Koran steht. Warum soll eine Frau einen Schleier tragen? Antwort: Weil es im Koran steht. Warum darf ein Muslim keinen Alkohol zu sich nehmen? Antwort: Weil es im Koran steht. Warum soll man fünf mal am Tag Gebetszeiten halten? Antwort: Weil es im Koran steht...

Und genau das ist der Punkt. Es hat zumindest den Anschein, als wenn hier nicht weiter gefragt wird und nicht weiter nachgedacht wird. Der gläubige Muslim handelt und denkt so, wie es im Koran steht. Ob das mit seinem Gewissen, seinen Lebensumständen, seiner eigenen Kultur, seinem Wissen, oder was auch immer in Einklang zu bringen ist, ist sein Problem. Und deswegen ist mir auch kein anderes Wort als die Marionette eingefallen. Irgendwo sind alle Muslime scheinbar durch die Anweisungen des Korans gleichgeschaltet. Das ist im übrigen ein Phänomen, welches ich auch in anderen Glaubensgemeinschaften gefunden habe.

Wenn man mal die Gebote des Christentums nimmt, welche auch die Grundlage des Judentums zumindest zur damaligen Zeit waren, da sie von Moses gegeben wurden, kann man sie hinterfragen.

Warum man nicht töten soll, nicht ehebrechen, nicht stehlen und nicht lügen soll usw. leuchtet sogar einem Ungläubigen ein. Oder warum es sinnvoll ist, seinen Nächsten zu lieben und ihm zu vergeben statt zu vergelten, leuchtet bei näherer Betrachtung durchaus nachvollziehbar ein. Warum man aber kein Schwein essen soll, warum die Frauen verschleiert herumlaufen sollen, warum man fünf mal am Tage beten soll, das ist nicht auf Anhieb nachvollziehbar. Zudem muss man ganz klar sehen, dass der Islam, so wie er jetzt besteht, zu Beginn der Offenbarungen durch Mohammed noch gar nicht vorlag. Er entwickelte sich nach und nach durch immer weitere Suren.

Wenn es den Islam, wie behauptet wird, auch schon vor Mohammed gegeben hat, dann ist weiter die Frage: War dieser mit dem Islam wie er durch Mohammed offenbar wurde identisch? Wenn ja, woher wussten dann die vor Mohammed schon da gewesenen Muslime, was sie durften und was nicht? Es hätte so gesehen der Koran in einer ähnlichen Form sonst ja schon vorliegen müssen. Davon wissen wir aber nichts.

Aber alleine solche Fragen könnte ich unter einer Ansammlung von Muslimen in einem islamischen Land kaum stellen. Und schon gar nicht als Muslim. Also stellt man sich solche Fragen erst gar nicht und sagt immer nur: Weil es im Koran steht.

Es stehen so manch sonderbare Dinge im Koran, etwa wenn es um diese Dschinn´s geht, von denen ich ansonsten noch nie etwas gehört habe. An die muss ich dann auch glauben - weil es im Koran steht usw... Ich meine, Gott hat uns einen Geist gegeben und wir wägen bei allen unseren Entscheidungen doch ab, was uns unser Bauch sagt, was uns unser Kopf sagt. Aber es hat den Anschein als wenn der Muslim nur den Koran fragt. Schwierig wird es da, wo die Worte im Koran aber nicht mehr so ganz klar und deutlich sind, wo man fragen muss, wie dieses oder jenes wohl gemeint sein könnte. Und dann bekommt man verschiedene Antworten, weil der eine es so sieht und der andere so. Ich glaube das Gott bewusst nicht alles immer klar und eindeutig sagt, damit wir das eigene Denken nicht verlernen und uns auch immer wieder selber fragen sollen, nach dem richtigen Weg erkunden sollen, damit wir selbstständig denkende und handelnde Menschen bleiben.

Was wäre das für ein Verdienst, wenn Gott uns quasi alles vorsagen würde, was wir tun sollen? Was wäre das für eine Entwicklung? Der Mensch steht in einem freien Feld und überall werden wir von Kräften beeinflusst, teils positiv, teils negativ. Ohne jegliche Hinweisschilder, wo es lang geht, um ans Ziel zu kommen oder zu wissen, dass es überhaupt ein Ziel gibt, weswegen unser Leben auch kein Zufall ist, sondern einen Grund hat und einen Sinn hat - wären wir hoffnungslos verloren. Hinweisschilder als Orientierungspunkte brauchen wir also. Aber es ist ein Unterschied, ob einem quasi der ganze Weg von A bis Z schon sozusagen vorgemalt worden ist und man braucht ihn nur abzulaufen, oder ob man lediglich hie und da gewisse Orientierungsmarken findet und dazwischen das spannende Bewährungsfeld des eigenen Lebens liegt.


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Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?

20.06.2008 um 11:00
Link: www.nzz.ch (extern) (Archiv-Version vom 04.08.2008)

Dürfen Muslime ihre Religion kritisieren?

Der Islam zeichnet sich dadurch aus, dass er weder eindeutig als Religion agiert, noch eindeutig als politische Ideologie. Das macht es auch für Muslime besonders schwierig, sich dem Islam kritisch zu nähern. Ich denke, die Muslime können nicht auf die Unterstützung des Westens verzichten, einen kritischen Blick zu wagen, denn "Der Feind hat einen Namen":
Islamismus. Die Kader dieser radikal utopischen Variante des Islam, die Islamisten, zielen auf die Schaffung einer globalen islamischen Ordnung ab, in der die Scharia, das islamische Strafrecht, zur vollumfänglichen Anwendung kommen soll. Sie bewerkstelligen dies, indem sie einen persönlichen Glauben in eine totalitäre Ideologie transformieren.

Ist diese Definition einmal formuliert, ist auch die richtige Gegenstrategie klar. Sie umfasst zweierlei: Der Islamismus muss besiegt und die Muslime müssen darin unterstützt werden, eine alternative Form des Islam zu entwickeln. Es ist kein Zufall, dass dieser Ansatz an die Leistung der Alliierten bei der Überwindung zweier früherer radikal utopischer Bewegungen – des Faschismus und des Kommunismus – erinnert.

Lehren aus der Geschichte
Die erste, schwere Aufgabe besteht im Sieg über die gegnerische Ideologie. Wie in den Jahren 1945 und 1991 geht es darum, eine kohärente, attraktive und aggressive ideologische Bewegung so weit zu marginalisieren und zu schwächen, dass sie keine Anhänger mehr anzieht und keine weltweite Bedrohung mehr darstellt. Der Zweite Weltkrieg, mit Blut, Stahl und Atombomben ausgefochten, steht für die eine Art eines solchen Sieges; der Kalte Krieg, mit seinen Abschreckungsmassnahmen, seiner Komplexität und dem beinahe friedlichen Kollaps, der sein Ende markierte, ist ein ganz anderes Modell.

Im Kampf gegen den Islamismus wird man vermutlich auf dieses doppelte Erbe zurückgreifen und seine Ingredienzien zu einer neuen Kombination aus konventioneller Kriegsführung, Terrorismusbekämpfung, Propaganda und zahlreichen anderen Strategien mischen müssen. Einerseits hat ein klassischer Angriffskrieg dem Taliban-Regime in Afghanistan ein Ende gesetzt; anderseits müssen die Islamisten zurückgedrängt werden, die sich ohne Verletzung des rechtlichen Rahmens in Bereichen wie Erziehung, Religion, Medien, Rechtsprechung und Politik betätigen.

Unterstützung der Moderaten
Bei diesen Bemühungen müssen auch Lehren aus den in Afghanistan und im Irak begangenen Fehlern gezogen werden. Insbesondere dürfen wir uns nicht mehr vom Glauben leiten lassen, dass ein militärischer Sieg auch das Ende des Konflikts bedeutet; vielmehr ist offensichtlich geworden, dass er lediglich die Vorbedingungen für ein wohl ungleich längeres politisches Ringen schafft.

Die zweite Zielsetzung erfordert Unterstützung für diejenigen Muslime, die sich den Absichten der Islamisten entgegenstellen und eine Alternative zu deren Irrlehre schaffen wollen, indem sie den islamischen Glauben mit den besten Errungenschaften der Moderne versöhnen. Aber diese Muslime sind noch schwach; es sind verzettelte Einzelkämpfer, die erst gerade mit der harten Arbeit des Recherchierens, Kommunizierens und Organisierens, der Finanzbeschaffung und der Mobilisierung begonnen haben.

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/der_feind_hat_einen_namen_1.763081.html (Archiv-Version vom 04.08.2008)



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