Warum Gott auch böse ist.
12.03.2008 um 14:27
Bukowski,
Du willst damit also sagen die Möglichkeiten der Bewegung sind unbegrenzt.
Nein, im strengen Sinne nicht, aber für unser kleines Vorstellungsvermögen kann das schon mal als „unbegrenzt“ aufgefasst werden. Auch wenn die Bewegungen im strengen Sinne begrenzt sind, so handelt es sich hier immer noch um eine unheimliche Freiheit, die viele, viele Möglichkeiten offen lassen.
Es bewegt sich, oder besser gesagt, es kann sich praktisch überall und nirgends hin bewegen, und ebenso in Bereiche die Jenseits von Sein und Nicht-Sein liegen (auch wenn wir uns das wohl schwer, ich jedenfalls gar nicht, vorstellen können).
Wie gesagt, ein Nicht-Sein oder ein Jenseits von Sein, ist mir nicht bekannt, Bukowski, wie kommst Du denn darauf? Handelt es sich hier lediglich um Gedanken oder eine neue/alte These?
Lucia,
Hmm, im großen uns Ganzen seh ich das ja so wie Du, je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr klärt sich das alles für mich.
Schön Lucia und das freut mich, ansonsten wie gesagt, bin ich sehr offen und habe keine Probleme das was IST auch annehmen zu können, nur mit dem was NICHT IST, da sehe ich keinen Handlungsbedarf. :)
Also, das menschliche Hirn mit seiner Möglichkeit zu denken und zu erfassen, ist begrenzt, ist meistens polar, und sollte nicht das Maß aller Dinge sein.
Grundprinzipiell ja, nur würde ich auch hier gerne ein bisschen mehr differenzieren Lucia. Manches Denken ist subversiv oder auch aporetisch, dass heisst die Argumentation führt entweder nirgendwohin oder bewegt sich im Kreis und das kann kein Mass aller Dinge sein…
Doch um zu wissen, was irgendetwas ist, müssen wir zuerst wissen, was Wissen ist und über das Wissen Bescheid zu wissen, müssen wir eine vorgängige Vorstellung vom Wissen haben. Folglich: Ein Mensch kann nicht zu entdecken versuchen, was er weiss oder nicht weiss. Wenn er weiss, fehlt das Bedürfnis für eine Untersuchung; wenn er nicht weiss … weiss er nicht einmal, wonach er suchen soll.
Das was IST enthält durchaus Polaritäten, aber das was IST kann nie und nimmer auf eine Polarität, wie Schwarz/Weiss reduziert werden.
Dazu Sokrates Gedankenwelt:
Es liegt in seinem Wesen, das, was die Sprache, das Medium des Denkens, zum Gedanken gefroren hat, wieder zunichte zu machen, sozusagen aufzutauen – Worte (Begriffe, Sätze, Definitionen, Lehren) nämlich, deren „Schwäche“ und Unbeweglichkeit Plato so hervorragend im Siebten Brief kritisiert.
Die Folge dieser Eigenart ist, dass das Denken im Hinblick auf alle etablierten Kriterien Werte, Masseinheiten für Gut und Böse, kurz jene Sitten und Regeln des Betragens, die wir in Moral und Ethik behandeln, unvermeidlich eine destruktive Wirkung hat und diese unterminiert.
Gefrorene Gedanken, scheint Sokrates zu sagen, kommen so leicht daher, dass Du sie in Deinem Schlaf benutzen kannst; aber wenn der Wind des Denkens, den ich jetzt in Dir erregen werde, Dich aus dem Schlaf gerissen und ganz wach und lebendig gemacht hat, dann wirst Du sehen, das Du nichts weiter in den Händen hast als Perplexitäten, und das Äusserste, was wir tun können, ist, sie miteinander zu teilen.
Die gedankliche Lähmung also ist eine doppelte: Sie ist der Aufforderung zum Anhalten und Denken, zur Unterbrechung aller anderen Tätigkeiten, inhärent, und es mag sich eine lähmende Wirkung einstellen, wenn Du aus dem Denken heraus kommst und dann Dich dessen nicht mehr sicher bist, was für Dich über alle Zweifel erhaben schien, als Du gedankenlos mit was auch immer beschäftigst warst.
Wenn Deine Tat darin bestand, allgemeine Regeln des Betragens auf besondere, im gewöhnlichen Leben sich ergebende Fälle anwendet hast, dann wirst Du Dich gelähmt vorkommen, weil keine dieser Regeln dem Wind des (echten) Denkens standhalten kann.
Denn dieses Denken ist übergreifend, ist [B]gezogen von der Wahrheit, die nur in Formen [B]wissendem Nichtwissen berührt wird, [B]getragen von dem Vertrauen, dass sich dem [B]redlichen Denken Wahrheit und Wirklichkeit zeigen.
Daher vollzieht dieses Denken sich in einem Raum der mehr als Denken bedeutet (Praxis). Das Denken ist verantwortlich dafür, in [B]sich selbst dieses Andere zu hören und [B]schuldig, wenn es abgleitet in blosse Gedanklichkeit von Begriffen und [B]deren bodenloses Spiel.
Dieses Denken sieht sich vor Irrwegen, die es zu meiden vermag. Es kann einerseits abgleiten in einem [B]Moralismus als abstrakte Rechtfertigung des Richtigen.
Es kann andererseits seine [B]Rechtfertigung aus dem Irrationalen suchen.
[B]Beides vermeidend bleibt es gerichtet auf die Denkbarkeit dessen was als Gewissheit und Unantastbarkeit in jedem echten Denkakt gegenwärtig wird.
Das führt dann zu Deinem nächsten interessanten Einwurf, Lucia:
Sehen wir uns also außerhalb unseres Intellekts um, wenn das möglich ist:
Aber natürlich… :)
die Natur unseres Planeten muß wohl "fehlerfrei" sein, denn sie ist nicht ausgestorben, sondern überdauert schon länger als der Mensch.
Hier handelt es sich um einen gefrorenen Gedanken Lucia, welcher dem Wind des Denkens nicht standhalten kann… aber hast Recht indem unser Planet den Menschen überdauert und so wie es IST, ebenso bereits Vollkommen IST, zu jedem Zeitpunkt sogar. :)
Ihr Zyklus ist ein ewiges sich-fortbewegen, ist ständige Bewegung, Wachstum, Geburt, teilweise Vernichtung, die neuem Raum gibt usw., und doch sind da Phasen des Stillstands, die das Wachstum letztlich nicht behindern - im Winter frieren die Gewässer zu Stillstand ein, die Natur kann dann weder wachsen noch blühen noch sich fortpflanzen, aber wenn sie es doch versuchte, würde sie sterben.
Ja, das ist das was IST.
Also, Stillstand, wie z.B. den Winter, mit einem Gegensatz zum Lebensfluß gleichzusetzen, ist m.E. nicht immer korrekt, er kann auch lebenserhaltend wirken, auch wenn das äußerlich gar nicht ersichtlich ist.
Da bin ich mit absolut einig, liebe Lucia, dies habe ich aber mit keinster Weise suggerieren wollen, sonst werde ich missverstanden. Der Winter dient zur Erholung, damit wenn im Frühling der immense Schub kommt, die Natur nicht aus den Sandalen kippt…
Es ist was anderes mit dem Begriff "Blockade", aber nicht jeder Stillstand ist eine solche.
Ja Lucia, völlig wertfrei also, aber eine Blockade bleibt eine Blockade und wäre dann das was IST. Im Gesamten keine Bewegung, sondern Stillstand. Wenn die Blockade selbst verursacht wird (Mensch), dann hat dies nicht denselben Grund, wie der wie z.B. des Ruhens in einem Winter. ;)
Ich glaube, es gibt eher keine lineare Fortbewegung auf ein Ziel hin, sondern bei der Bewegung des Universums geht es um ein zyklisches Pulsieren, einen ständigen Wechsel zwischen plus und minus, eine ständiges sich-ausdehnen und -zusammenziehen.
Wunderbar, meine liebe Lucia, sehr schön formuliert! :)[/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b][/b][/b][/b]