Jesus ist vollständig Gott UND vollständig Mensch
17.10.2007 um 20:12
Auf der vorherigen Seite habe ich mitgekriegt, wie man sich gegenseitig mit Bibelversen bekloppt.
Früher hab ich das selbst getan.Heute ist mir so ein Handeln unverständlich - zumindest bei Menschen mit historischen Kenntnissen.
Als ich meinen Glauben verlor befand sich "zufällig" ein Lexikon in meinem Haus - seit gerade mal einem halben Jahr!
Das pack ich heut noch nicht ganz, denn ohne das Lexikon wäre ich lediglich verwirrt gewesen, doch durch dieses Lexikon, erkannte ich deutlich einige Zusammenhänge, die mir zuvor völlig unbekannt waren.
Ich zitier hier mal aus dem Buch, dass ich nach meinem Religionsverlust geschrieben habe:
Zum Werkeln der Schriftgelehrten.
Die Menschen der damaligen Zeit verehrten viele Götter und es war nicht leicht, plötzlich einen Gott zu installieren, der sich anmaßte, der Einzige sein zu wollen. Das erlebte schon Paulus.
So wurde aus dem einen Gott des Volkes Israel der dreieinige Gott der Christen und zugleich eine Erwartung der Philosophen und Stoiker erfüllt. Die nahmen ein letztes Eines als Urprinzip an (1.Prinzip: Demiurg – Weltschöpfer). Diesem wurde ein zweites Prinzip, selbst göttlich, aber niederen Ranges zugeordnet, das die Aufgabe der Weltschöpfung hatte (2.Prinzip: Logos – Wort). Dazu kam ein drittes Prinzip der zusammensetzenden innewohnenden Gliederung der Welt (3. Prinzip: Nus – Geist). Hab ich aus meinem „weltlichen“ Lexikon!
So beginnt das Johannes-Evangelium mit der Beschreibung des 1. und 2. Prinzips: „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war am Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Das 3. Prinzip wird gegen Ende dieses Evangeliums eingeführt: Der „Heilige Geist“. Dieser wohnt in den Gläubigen und setzt sie zu einem Leib zusammen, wie die Glieder eines Leibes und gibt die verschiedenen Gaben. ( Der allen alles gewordene Paulus war der eigentliche Urheber dieser Lehre.)
Heute sprechen wir Christen von dem dreieinigen Gott und meinem damit den gleichen Gott, dessen erstes Gebot lautet: Ich bin der Herr, dein Gott ......Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Gehen wir zur nächsten Gruppe, die es zu befriedigen galt: Die Mystiker.
Im Lexikon heißt es zum Begriff „Mystik“:
In der Religionsgeschichte weit verbreitete Sonderform religiösen Verhaltens, die einen bestimmten Frömmigkeitstypus hervorbrachte, der vor allem durch folgende Merkmale zu kennzeichnen ist: Das Ziel der erfahrbaren Verbindung mit einer Gottheit bis hin zu einer als Vereinigung bzw. Identität mit ihr erlebten Nähe.
Das Johannes-Evangelium beschreibt Jesus als einen Mystiker, der das Ziel erreicht hat: In dieser Schrift spricht Jesus: „Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ Und „Der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes.“ Und „Ich tue nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“
In Kapitel 17 dieses Evangeliums erscheint dann noch das sogenannte „hohepriesterliche Gebet Jesu, worin Jesus letztendlich darum bittet, dass alle, die an ihn glauben, das mystische Ziel erreichen mögen: Die vollkommene Einheit mit Gott, in der Jesus sich bereits befindet.
In der Bibel-Konkordanz sieht man deutlich, dass die Schreiber der Briefe des Neuen Testaments dieser Mystik anhängen:
Neunundsechzig mal ist dort die Rede vom „in Christus sein“, einundvierzig mal lesen wir „in dem Herrn sein“ und fünfundzwanzig mal heißt es „in ihm sein“. Gleichermaßen wimmelt es von „Christus in mir“ –Aussagen.
Das Alte Testament kennt solche Ausdrucksweisen nicht und Jesus warnte vor Menschen, die solche Aussagen machen würden.
Vor allem durch das hohepriesterliche Gebet wird nebenbei ein weiteres Bedürfnis gestillt, nämlich, das – nach der damals auch verbreiteten – Gottesanschauung Platons; welcher meinte, dass jede zu rechtfertigende Gottesvorstellung vom Ideal eines ethisch vollkommenen, unveränderlichen und selbstgenügsamen Gottes ausgehen müsse.
Diesen selbstgenügsamen Gott fördert keiner so klar zu Tage, wie der Schreiber des Johannes – Evangeliums durch das hohepriesterliche Gebet, das angeblich aus dem Munde Jesu gekommen sein soll: „Nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien ..... , dass sie eins seien, wie wir eins sind – ich in ihnen und du in mir, dass sie in eins vollendet seien.....“ und Paulus beschreibt das letzte Ziel Gottes so: „... damit Gott alles in allem sei.“
Auch den Artemisanhängern versuchten sie in ihrer Normschrift entgegen zu kommen. Artemis war damals Göttin der Fruchtbarkeit. Wieder finden sich passende Sätze in den Schriftstücken des Johannes: „Eine Frau, bekleidet mit der Sonne und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz aus zwölf Sternen. Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen ....... Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den Übrigen ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.“
Dieser Text stammt aus der sogenannten Offenbarung des Johannes. Und im Evangelium des Johannes ist zu lesen, wie der erstickende Jesus am Kreuz hängend seine eigene Mutter – Maria - zur Mutter des Jüngers macht, den er liebt. Es sollte seine letzte Anweisung sein, bevor er starb.
So wurde Maria die Mutter vieler Jünger, die Jesus liebt und - somit auch sehr fruchtbar. Früher nahmen die Artemisverehrer, die weiter von ihrem Tempel entfernt wohnten, kleine Statuen mit zu sich nach Hause. Der diesbezügliche Handel blühte. Und heute ..... ?
Wen hatten die eifrigen Schreiberlinge noch zufriedenzustellen?
Die Anhänger der Gnosis.
Das Lexikon beschreibt den Gnostizismus so: Mensch und Kosmos enthalten Teile einer jenseitigen guten Lichtwelt, die aus der gottfeindlichen bösen Materie erlöst werden müssen. Diese Erlösung geschieht durch Gesandte des Lichts.
Wieder weiß der Schreiber des Johannes-Evangeliums auch zu diesem Thema etwas und – nachdem Philosophen und Stoiker gleich zu Anfang seines Berichts erfreut wurden – nahm er sich auch der Gnostiker an und schrieb: „In ihm (Jesus) war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“
Auch der nächste Abschnitt dieses Evangeliums ist eine Glanzleistung.
Gnosis und Philosophie werden vereint: „ Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, dass er zeugte von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, das in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. Er war in der Welt und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Eigene und die Eigenen nahmen ihn nicht an, so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines einzig in seiner Art geborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. – Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: „Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir, denn er ist eher als ich.“ – Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen; der einzig in seiner Art geborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat kund gemacht.“
Ich kann mit diesem Buch - das vor allem geschrieben wurde, um verschiedene Bedürfnisse der umgebenden Bevölkerung unter einen Hut zu bringen - nichts mehr anfangen.
Ich war zweiundzwanzig Jahre lang sehr naiv (kindlich) und nur naive Menschen glauben an eine von Gott offenbarte Schrift. Wie kann ein Mensch, der Vernunft und Verstand mit einbezieht, an ein "Buch Gottes" glauben?