@occitania Mal unabhängig davon, ob Irenäus mit dem Folgenden Recht hat oder nicht (und aus einer Perspektive hat er bestimmt Recht, aus der anderen aber nicht
;) ), finde ich es ziemlich unterhaltsam, was er über manche Gnostiker schreibt:
Denn solcherart ist bloß das Geschäft von Lügnern, Verführern und Heuchlern, wie es die Valentinianer sind. An die Menge nämlich richten sie mit Rücksicht auf die, welche von der Kirche kommen, und die sie auch gemeine Ekklesiastiker nennen, Vorträge, um die Einfältigeren einzufangen und anzulocken, indem sie immer aufs neue unseren Vortrag nachahmen, and beklagen sich dann über uns, daß wir uns ohne Grund von ihrer Gemeinschaft zurückhielten, da sie doch Ähnliches lehrten wie wir, und daß wir sie Häretiker nennen, obwohl sie dasselbe lehrten und dieselbe Lehre hätten. Einigen aber, die sie durch ihre gewöhnlichen Fragen vom Glauben abwendig und zu ihren willfährigen Hörern gemacht haben, erzählen sie dann privatim ihr unerzählbares Geheimnis vom Pleroma. Es täuschen sich aber alle, die da glauben, sie könnten das Wahrscheinliche in ihren Worten von der Wahrheit unterscheiden. Denn der Irrtum ist verlockend, hat den Schein der Wahrheit und liebt die Schminke — die Wahrheit ist ohne Schminke — und findet deshalb bei Kindern Glauben. Stellt aber jemand aus ihren Hörern Fragen oder widerspricht ihnen, dann heißt es, er könne die Wahrheit nicht verstehen, habe nicht den höheren Samen von ihrer Mutter, er sei einer aus der mittleren Region, d. h. ein Psychiker, und sie sagen ihm überhaupt nichts. Wenn aber jemand wie ein gutmütiges Schaf sich ihnen völlig ergeben hat und durch ihre Nachfolge auch ihre „Erlösung“ erlangte, dann ist er so aufgeblasen, daß er glaubt, nicht mehr im Himmel noch auf der Erde zu leben, sondern in das Pleroma eingegangen zu sein und schon seinen Engel umarmt zu haben, hebt die Nase gar hoch und schreitet einher stolz wie ein Hofhahn. Einige von ihnen sagen allerdings, ein guter Lebenswandel müsse den auszeichnen, der von oben her ist, und deswegen geben sie sich auch ein gewisses würdevolles Gepräge. Die meisten aber setzen sich darüber hinweg, haben als die Vollkommenen keine Scheu noch Achtung, nennen sich die Geistigen und sagen, sie kennen schon ihren Ort der Erquickung im Pleroma. (Contra Haereses, Buch III, Kapitel 15,2)