Naja wenn das so ist, dass man hier auf irgendwelche schon weiter zurückliegende Beiträge immer noch posten kann und darf. (warum auch nicht?)... Dann möchte ich auch noch was los werden...
@AidaDu hattest mich letztens noch gefragt, was mich an dem Glaubensbekenntnis der evangelischen Freikirche der „Arche“, welche du in deinem Link vorgestellt hast, stört. Da könnte ich einiges nennen. Ich beschränke mich mal auf folgendes:
„Wir glauben, dass die Bibel vom Heiligen Geist wörtlich inspiriert und deshalb Gottes unfehlbares Wort ist.“
Wohlgemerkt, da steht: „wörtlich inspiriert“ – und das glaube ich nicht! Das bedeutet, dass man die Bibel hier tatsächlich Wortwörtlich nimmt, dass jedes einzelne Wort sozusagen aus dem Munde Gottes kommt. Und dass sich keine Fehler in den tausenden von Jahren der überlieferten Texte dabei eingeschlichen haben !
„Die Heilige Schrift ist bezüglich Lehre und Praxis verbindliche Norm und Leitlinie für das gesamte christliche Leben.“
Da steht „verbindliche Norm“, bedeutet: Hier werden keine Kompromisse gemacht, alles was da steht, wird wie ein unumstößliches Gesetz betrachtet. Und das bezieht sich auf das gesamte christliche Leben, also bis hin in jede Einzelheit.
„Deshalb stirbt beispielsweise ein Mensch nicht erstursächlich an seiner Krankheit oder aufgrund eines Unfalls, sondern am Willen Gottes.“
Auch das stößt bei mir ziemlich auf. Bedeutet nämlich, wenn jemand an einer Krankheit oder durch einen Unfall stirbt, dann ist es Gottes Wille ! Und so ein Urteil maße ich mir nicht an. Möglicherweise war eine Krankheit aufgrund von Lebensführungsfehlern ein Eigenverschulden und lag gar nicht in Gottes Willen. Und selbst Unfälle müssen nicht gleich Gottes Willen entsprechen, denn das hieße, wenn Gott es nicht wollte, müsste er laufend mit Wundern in jedes Geschehen eingreifen. Unsere Erfahrung lehrt uns, dass dem nun mal nicht so ist.
„Als Gläubige sind wir also nicht dem freien Spiel von Menschen, Teufeln, Zufällen oder Kräften der Natur ausgesetzt, sondern allein den weisen Fügungen der göttlichen Vorsehung.“
Halte ich ebenfalls für sehr bedenklich. Auch hier spricht meiner Ansicht nach schon eine gewisse Überheblichkeit in meinen Augen heraus, denn jeder Mensch ist, ich will jetzt nicht sagen dem freien Spiel, aber durchaus den Umständen des Lebens, den Menschen, den guten wie den bösen Einflüssen, Zufällen und sehr wohl auch den Kräften der Natur ausgesetzt – Nicht völlig hilflos ausgeliefert, aber durchaus ausgesetzt. Das ist so und das ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit einer göttlichen Vorsehung. Vielleicht kann man von göttlicher Zulassung sprechen, aber es als Vorsehung zu bezeichnen, geht mir persönlich zu weit.
„Dennoch voll verantwortlich für den Einbruch der Sünde verlor der Mensch die wesentlichsten Elemente seiner Gottesebenbildlichkeit, sodass er nicht mehr rein, heilig, unschuldig und gerecht war und deshalb bis heute unter Gottes Zorn, ewigem Tod und Verdammnis steht.“
Den ersten Teil kann ich akzeptieren, den zweiten Teil des Satzes nicht. Wir Menschen stehen nicht bis zum heutigen Tage ausschließlich unter Gottes Zorn, denn wenn dem so wäre, wäre es Gott eine Kleinigkeit uns in einem Augenblick zu vernichten. Alleine die Tatsache, dass wir leben, zeigt mir eher, dass Gott uns liebt – Nicht wegen unserer Sünden, sondern trotzdem.
Diese Haltung oder Sichtweise gefällt mir nicht, dass Gott uns bis heute zornig sei und wir unter dem Tod und der Verdammnis stehen. Von „so“ einem Gott will ich nichts wissen und mit so einem Gott, kann ich nichts anfangen.
„Durch diese Verdorbenheit seiner Natur ist jeder Mensch geistlich so tot, dass er das göttlich Gute hasst und alles Böse liebt.“
Auch das Menschenbild gefällt mir nicht, was hier dargestellt wird. Hier wird grundsätzlich davon ausgegangen, der Mensch sei von Natur aus schlecht und böse. Auch da bin ich anderer Ansicht. Jeder Mensch kommt als kleiner unschuldiger Säugling zur Welt, völlig jenseits von Gut und Böse. Kein Mensch kommt so zur Welt, dass er von Natur aus alles Gute hasst und alles Böse liebt.
„Da jeder Mensch aufgrund der Sünde geistlich tot ist, braucht es einen souveränen göttlichen Eingriff.“
Auch hier spiegelt sich wieder diese Ansicht wider, der Mensch sei von Grund auf Böse, hier wird behauptet, er sei geistlich tot. Und nein, das sehe ich nicht im geringsten. Und wohl gemerkt, da steht „jeder Mensch“ !
„Bezüglich der geistlichen Dinge, die mit der Erlösung verbunden sind, hat der Mensch jedoch jegliche Willensfähigkeit verloren, sich für geistlich Gutes zu entscheiden.“
Auch das sehe ich anders. Auch hier wird davon ausgegangen, der Mensch sei von Natur aus Böse, sei gar nicht fähig Gutes zu tun, hätte gar keine Willensfähigkeit dazu. Nein, das kann man so wirklich nicht sagen.
„Alle Menschen sind verpflichtet, an den einen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde zu glauben.“
Das, ehrlich gesagt geht mir zu weit ! Eine Verpflichtung an einen Gott zu glauben, gibt es nicht ! Das wäre Glaubenszwang ! Und im Glauben darf es keinen Zwang geben ! An Gott zu glauben ist eine rein freiwillige Entscheidung. Niemand ist dazu verpflichtet und niemand darf dazu verpflichtet werden ! Hier zeigt sich die Radikalität, der Fanatismus und der Fundamentalismus meiner Ansicht nach sehr deutlich !
„Auch wenn nur der Glaube heilsnotwendig ist, soll jeder Christ dennoch die Taufe begehren, da sie unerlässlich ist zum Erweis unseres Gehorsams und unserer Hingabe Christus gegenüber.“
Das halte ich ehrlich gesagt für Quatsch ! Wenn nach deren Glaubensauffassung ohnehin nur der Glaube allein heilsnotwendig ist, kann man nicht behaupten, dass die Taufe aber dann dennoch unerlässlich sei, nur als Zeichen des Gehorsams und der Hingabe gegenüber Christus. Abgesehen davon gilt für diese Gemeinschaft auch nur die Erwachsenentaufe. Von der Babytaufe, so wie sie in den drei großen Kirchen, der katholischen, evangelischen oder orthodoxen Kirche praktiziert wird, ist hier gar nicht die Rede. Die gilt so gut wie gar nichts.
„Denn auch die noch so gut gemeinten Werke der Ungläubigen werden nicht zur Ehre Gottes, sondern aus einem ungereinigten Herzen heraus getan, das sich grundsätzlich im Unglauben und Widerspruch zu Gott befindet. Deshalb kann kein Mensch durch gute Werke gerettet werden, auch dann nicht, wenn sie aus bester Absicht heraus getan werden.“
Hier findet sich auch wieder ein völlig absurdes Menschenbild wieder, dass der Mensch, solange er Ungläubig ist, keinen Wert vor Gott habe, selbst wenn er noch so gut sei !
Jedes gute Werk kann sich gar nicht im Widerspruch zu Gott befinden, wenn Gott Gut ist !
Aber es kommt noch besser...
„Auch Christen erbringen aus sich selbst keine guten Werke, die vor Gott gelten, die schafft ausschließlich der Heilige Geist.“
Mit anderen Worten: Diejenigen, die Ungläubig sind, aber gute Werke tun, haben vor Gott keinen Wert. Und diejenigen die Gläubig sind, können gar keine guten Werke vollbringen. Also alle Menschen, ob Gläubig oder nicht, werden als Böse und Schlecht dargestellt. Gott schaut gar nicht auf die guten Werke, die scheinen offensichtlich überhaupt keine Rolle zu spielen. Dann kann man´s ja auch gleich lassen...
Was gut ist, wird alleine durch Gott bewirkt. Ist also Gottes Verdienst und nicht der des Menschen. Wozu sich dann überhaupt noch bemühen, ein guter Mensch zu werden? Nach dieser Ansicht ist es völlig unwichtig !
„Die Seelen der Gottlosen werden in die Hölle geworfen, wo sie in Qualen und äusserster Finsternis bleiben, aufbewahrt für den großen Tag des Gerichts.“
Das ist das typische Bild, mit denen schon immer gedroht worden ist und das zieht heute einfach nicht mehr ! Gott wirft niemanden aus Zorn in die Hölle, sondern die Menschen bereiten sich ihre Hölle durch ihre ungute Gesinnung, ihre schlechten und bösen Taten selbst. Aber hier wird noch diese mittelalterliche Vorstellung vom zornigen Rachegott nach wie vor weitergegeben, der die Gottlosen mit voller Absicht selbst in die Hölle wirft ! Diese Ansicht vertrete ich zumindest so nicht !
Es gäbe noch einiges mehr zu sagen. Vor allem wird auch immer wieder die sogenannte „Wiedergeburt“ erwähnt und die sogenannte „Heilsgewissheit“ und die „Errettung“. Fast alle diese evangelikalen Christen halten sich alleine aufgrund dessen, dass sie Christen sind, für im Geiste völlig Wiedergeboren und behaupten, die Heilsgewissheit zu besitzen und damit Errettet zu sein ! Das ist ein ganz typisches Zeichen, welches man fast ausschließlich nur bei den Evangelikalen wiederfindet. Diese halten sich nämlich im Gegensatz zu den anderen Christen fast alle für sogenannte Wiedergeborene Christen, Errettet und mit der Heilsgewissheit. Und wer diese Merkmale bei diesen nicht aufweist, wird auch gar nicht erst als echter Christ betrachtet !
Da kann man hin gehen wo man will, die Grundbotschaft ist da fast überall einheitlich. Du bist von Natur aus ein böser, schlechter Mensch. Du brauchst Jesus ! Er ist der einzige Weg, der dich vor dem ewigen Höllenfeuer und der Verdammnis erretten kann. Du musst nur an ihn glauben, seinen Kreuzestod als für dich Heilsnotwendig annehmen und damit bist du dann Errettet – Durch deinen Glauben bist du dann Wiedergeboren und bekommst die Heilsgewissheit. Bedeutet: Dann kommst du in jedem Falle ganz sicher in den Himmel ! Egal was du ansonsten für ein Leben führst... Alle anderen die diesen Weg nicht gehen, gehören zu den Verdammten.
Das ist, auf einen Nenner gebracht, alles, worum es sich bei diesen Christen dreht ! Und zwar ausschließlich und unentwegt ! Das ist deren Grundbotschaft und Grundanliegen ! Und es ist im Tenor immer gleich. Nur die Methoden sind jeweils andere...