Wie ist die Stellung der Frau im Islam und Christentum
13.01.2007 um 13:58
Titel: "Ich bin so frei"...die Frau im Westen
die Frau im Westen :
Bis ins letzte Jahrhundert war es in einem bestimmten Land, nennen wir es
zunächst xy, legal, daß ein Mann seine Ehefrau verkaufte. Schließlich und
endlichgehörte sie ja zu seinem Hausstand. Die letzte diesbezügliche
Verkaufsurkunde stammtaus dem Jahre 1815. Würden wir nun in dieser Urkunde den
Namen eines gewissen Ahmadfinden, der seine Frau für sagen wir 20 Dinar an einen Herrn namens Hasan verkaufte - imIran, der Türkei, Afghanistan vielleicht - wen würde es wundern ?
Es wäre jalediglich ein Beweis für das, was "wir" schon
lange wissen:
Die Frau im Islam istdoch Sklavin ihres Mannes, und ihre
Unterdrückung und Entrechtung ist ein Faktum, das"uns" durch Publikationen, Medienberichte usw. so oft nahegebracht wurde, daß es den Gradunbestreitbarer Wahrheit erlangt hat.
Liest man aber nun im Wortlaut derUrkunde, daß ein
gewisser Henry Cook in Surrey, England, seine Frau für einenSchilling an einen gewissen John Earl verkaufte, dann, ja - was dann? Dann ist manzumindest sehr erstaunt, denn die Frau im Westen, und das ist doch ebenso eine Tatsache,ist
doch frei und gleichberechtigt - oder? (Und das Datum liegt mißlicherweise nicht
einmal 200 Jahre zurück, so daß man es schlecht in das "finstere Mittelalter"
verfrachten kann, in dem sowieso alles schlecht war.)
Die Bilder derFrau im Islam und im Westen werden im öffentlichen Diskurs zu Gegenpolen überhöht, diesich auf den Tenor zusammenfassen lassen:
Zitat:
Die Frau im Islam ist eine unterden Schleier gezwängte, unterdrückte und rechtlose Frau, die allenfalls bemitleidenswertist und der man, wie mehr oder weniger wohlwollend festgestellt wird, auf die Sprüngehelfen muß, damit sie den längst überfälligen Prozeß der Aufklärung für sich selbernachholt und sich von den
Fesseln der Religion befreit.
Natürlichmit dem Ziel, daß sie so wird wie ihre westliche Schwester:
In jeder Beziehungfrei, emanzipiert, gleichberechtigt.
Das Bild der muslimischen Frau ist eingebettetin eine bestimmte Darstellung des Islam. Während die westlichen Gesellschaften den Hortder Freiheit, Aufklärung und des Fortschritts darstellen, verkörpert der Islam das genaueGegenteil:
Das entworfene Gegenbild eines despotischen Orients dient vor allemder
Selbstdefinition: Wir sind genau das, was der Andere nicht ist. Die Diskussiondes Themas "Frau" nimmt einen wesentlichen Platz in der bereits beschriebenenFeindbildfunktion ein:
Da der Westen sich Gleichberechtigung und Freiheit der
Frau auf seine Fahnen geschrieben hat, muß die Frau im Islam dementsprechend unfreiund unterdrückt sein, und es wird keine Gelegenheit ausgelassen, diese Unfreiheit undUnterdrückung zu betonen.
Durch diesen Aspekt der Feindbildfunktion erklärt sichauch, daß gerade das Thema "Frau im Islam" mit solcher Inbrunst diskutiert wird. DieStellung der Frau im Judentum oder Hinduismus hingegen wird auf einer ganz anderen Ebeneund weitaus weniger negativ und emotionsgeladen thematisiert, obwohl es gerade dorteinige
Anstoßpunkte zu kontroversen Diskussionen gibt.
Ein bewußt oderunbewußt verinnerlichtes Feindbild verhindert eine
Auseinandersetzung mit der eigenenund auch der anderen Kultur. Fände eine solche Auseinandersetzung statt, würden dienegativ besetzten Klischees in der Darstellung der Frau im Islam ebenso deutlich alssolche hervortreten wie die positiv besetzten Klischees von der Frau in den westlichenGesellschaften.
Werfen wir zunächst einen Blick in die westliche Geistes- undKulturgeschichte.
Hier treffen wir auf Erfahrungen und Vorstellungen, die sich direktoder
indirekt bis heute fortsetzen und auch die derzeitige Situation der Frau in denwestlichen Gesellschaften mitprägen.
Gemäß kirchlichem Dogma ist schon Eva schuld ander Vertreibung aus dem Paradies:
Die Erbsünde ist eine weibliche.
Imfünften Jahrhundert trat das Konzil von Macon zusammen, um "Die Wahrheit über die Frau"zu finden.
Ob die Frau überhaupt eine Seele besitze?
Zitat:
Man kamzu dem Schluß, alle Frauen außer der Mutter von Jesus, Maria, besässen eine verdorbeneSeele, die zu ewiger
Verdammnis in der Hölle bestimmt sei.
So bezeichneten dennauch die frühen Kirchenväter die Frauen als Teufel, die die Männer "durch dieHimmelspforte in die Hölle" führten.
Im Jahr 581 wurde auf einem Kirchenkonzilfestgestellt, die
Frau gehöre nicht zur menschlichen Rasse, weil sie nur erschaffenwurde, um dem Mann zu dienen. Und noch Thomas von Aquin, der "heilige Thomas", der sonstfür seine "rationale Synthese von Glauben und Wissen" bekannt wurde, gab im 13.
Jahrhundert das Werteverhältnis zwischen Mann und Frau mit 1:30 an. Die Frau steheirgendwo zwischen Mann (=Mensch) und Tier.
Und was kennen wir noch aus dereuropäischen Geschichte?
- Das Kapitel "Keuschheitsgürtel" wird heute als eherskurille Episode betrachtet - ohne die Dramatik zu berücksichtigen, die mit einer solchenVorrichtung verbunden ist.
- Dem Hexenwahn fielen Hunderttausende von Frauen zumOpfer- und zwar gerade solche, die durch besondere Talente, Wissen oder einfachIntelligenz auffielen.
- Der Frau war, und hier kam das kirchliche Dogma vollzum Tragen, mit Mißtrauen zu begegnen. Sie verkörperte sozusagen die Sexualität, die dieKirche zur Sünde erklärt hatte, und war folglich mit dem Teufel im Bunde.
DieGesetzgebung in den europäischen Ländern folgt in ihrer Entwicklung
weitestgehend demrömischen Recht. Und wie sah es da für die Frau aus?
- Nach römischem Recht wardie Frau ebenso geschäftsunfähig wie Kinder und Geisteskranke.
- Das männlicheFamilienoberhaupt besaß das Recht, die Frau zu
verkaufen, zu verstoßen, zu schlagen,oder zu töten - je nach Belieben.
- Ein Recht auf Bildung, Eigentum oderpolitische Mitbestimmung war da sicher nicht vorgesehen.
Ach römisches recht hinund her, das war mal !
Achso, dann werfen wir mal ein Blick in die "moderne"Gesetzgebung:
- So betrachtete das französische Zivilrecht bis 1942 die Frau alsnicht
geschäftsfähig.
Stichwort Bildung:
Wenn wir von derEinführung einer "allgemeinen" Schulpflicht
vom 5.- 13. Lebensjahr sprechen, wie siein Deutschland 1763 erlassen wurde, so war dies eine Schulpflicht für Jungen.
Frauen galten lange als "unbildbares" Geschlecht, das nicht zum logischen Denkenfähig und der Natur verhaftet sei.
Nur Adel und Bürgertum investierten im letztenJahrhundert überhaupt in die Mädchenbildung, und hier auch nur in eine künstlerische undmusische Erziehung, die dem späteren Ehemann ein unterhaltsames Leben bieten sollte.
Ein Recht auf insbesondere höhere Bildung war etwas, das sich Frauen imnichtislamischen Teil Europas hart erkämpfen mußten.
Die deutschen Universitätenwurden erst 1908 für Frauen geöffnet. Und während heute der Frauenanteil unterStudierenden bei etwa
40% liegt, ist die Luft in den höheren Etagen sehr dünn:
Der Frauenanteil bei den Professoren liegt bei 5,5%.
Stichwort Eigentum:
- Das Recht auf Eigentum war etwas, das eine Frau in Europa
lange nicht fürsich beanspruchen konnte: Nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst als Eigentum des Mannesgalt.
- In den meisten europäischen Gesetzgebungen wurde
bis zur Mitte des20. Jahrhunderts das Eigentum der Frau durch eine
Eheschließung automatisch Eigentumdes Mannes.
Die Novellierung des genannten französischen Zivilrechts 1942 garantierteeiner erwachsenen, unverheirateten Frau das Recht auf Vertragsabschluß, der verheiratetenFrau blieben aber Kauf und Verkauf, Leihen, Verpfänden ohne Einwilligung des Mannesuntersagt.
- Ein Recht auf politische Mitbestimmung durch ein Frauenwahlrechtgab es in Europa erst nach dem Ersten Weltkrieg. Daß Frauen noch heute in den politischenSchlüsselpositionen stark unterrepräsentiert sind, ist kein Geheimnis.
Und wiesieht eine Bestandsaufnahme der Situation der Frauen in den westlichen Gesellschaften im20. Jahrhundert aus?
"Ich bin so frei"?
Wir erinnern uns, die westlicheFrau ist im Gegensatz zu ihrer muslimischen Schwester frei:
gleichberechtigt undemanzipiert.
So will es zumindest das Klischee.
Für viele Frauen hört dieFreiheit schon abends auf.
Stichwort Gewalt gegen Frauen:
- Vergewaltigungenund sexuelle Übergriffe finden selten durch Unbekannte, sondern in der Regel durch Täteraus dem sozialen Nahbereich des Opfers statt.
- Nach einer Umfrage desBundesfrauenministeriums haben 72% der Frauen Erfahrung mit sexueller Belästigung amArbeitsplatz gemacht.
- Jede dritte Ehefrau wird von ihrem Mann geprügelt.
Gibt es denn nicht einen Zusammenhang zwischen dieser Gewalt, dem Bild, das dieseGesellschaft sich von der Frau macht und den Maßstäben, nach denen diese Gesellschaftfunktioniert ?
Ein Blick in die Medien genügt, um festzustellen, daß das Bildder Frau in einem bestimmten Ideal besteht.
Eine Idealfrau hat jung, schlank undmöglichst blond zu sein.