dergeistlose schrieb:Ist das Wissen, ein Kuchen zu backen, das selbe, wie die Vorstellung, in der beschreiben wird, wie das Leben funktionieren soll...?!
Weil ich es erst nach dem Schreiben des folgenden Textbergs las, so will ich es doch vorher beantworten:
Da ich davon ausgehe, dass die allermeisten Kinder auf die Welt kommen und keine Ahnung vom Backen haben, und es vielen Kindern also erst in irgendeiner Form beigebracht werden muss, so beantworte ich deine Frage eindeutig mit "Ja".
Des einen Rezept für Schokoladenkuchen (welches seit der Uroma weitervererbt wurde) ist des anderen heilige Schrift.
dergeistlose schrieb:Dann tust du das, die frage ist....warum....?!
Nun es gab eine Zeit in meiner frühen Kindheit, da habe ich die Vorstellung eines Weihnachtsmanns sehr ernst genommen, ebenso wie die Vorstellung der Zahnfee und am allermeisten die vom Osterhasen.
Was hat mich nun dazu bewegt, diese Vorstellungen nicht mehr ernstzunehmen? Weil sich die Vorstellung nicht mit der Realität deckt.
Die Auflösung dieser kindlichen Mysterien sind denkbar simpel, weil die Eltern diese Vorstellung in den Kindern aufbauen, ihren Glauben bestärken und es irgendwann auch wieder auflösen.
Dabei sei erwähnt, dass ich (wie auch einige andere Kinder, die ich zwischenzeitlich erlebt habe) anfangs sehr traurig war, als ich desillusioniert wurde.
Warum? Schiere Überforderung.
Überforderung ist prinzipiell ein bedeutender Aspekt bei Lernprozessen, aber auch bei der Stagnation in eben diesen.
Was man weis und oft geübt hat, das sitzt. Will man nun aber dazulernen, dann fehlt da eben Wissen, was erst noch erarbeitet werden muss, und dieses Nichtwissen ist grundlegend mit einer temporären Überforderung verbunden, weil plötzlich eine Vielzahl neuer Impulse auf einen einwirken, neue Symbole, Vokabeln oder auch eine Erweiterung oder gar Korrektur bisheriger grundpfeiler.
Ein einfaches Beispiel zeigt der schuliche Mathematikunterricht, wo man eben systematisch erst einmal im Denken limitiert wird und dann systematisch diese Limitierungen aufgehoben werden, um Platz für eine Erweiterung der Zahlenbereiche zu schaffen. So wurde einem einst gesagt, dass es nur positive Zahlen gäbe, dann dass es nur Zahlen ohne Komma gäbe, irgendwann hört man, dass es keine Wurzeln negativer Zahlen gäbe und man nicht durch 0 teilen könne, usw.
Hier soll der Fokus aber nicht auf dieser absichtlichen Begrenzung des möglichen Denkraums gehen, sondern um den Moment, wenn man nun da sitzt, immer gesagt bekam, dass man 7-8 nicht ausrechnen könne und es urplötzlich, auf wundersame Weise, doch möglich ist. Das überfordert den jungen Verstand erst einmal.
Oft genug erlebe ich Grundschulkinder am Ende der vierten Klasse, die vom Mysterium des "Rechnens mit Buchstaben" berichten.
Diese Überforderungsmomente durchziehen für jeden irgendwann einen jeden Lernprozess, in jedem Fachgebiet, denn durch die möglicherweise unzählbare Anzahl an möglichen Fragen, wird man irgendwann eine finden, die selbst das Genie nicht spontan beantworten werden kann.
Worauf will ich jetzt hinaus, nach diesem kurzen Diskurs über das Wort "Überforderung"?
Es mag eine kleine Auswahl offener Fragen geben, die sich jeder von uns irgendwann einmal gestellt hat und sie nicht zu beanworten wusste. Sei es nun die Standartfrage der moderneren Philosophie "Wer bin ich?" oder aber auch die (wohl für die meisten) allgegenwärtige Frage, wo man sich in 3-5 Jahren sieht oder vielmehr, was man in den nächsten 5 Jahren anstellen will, um dort zu sein, wo man sich jetzt sieht.
Weiter will ich aber den Fokus auf die eigene Weltsicht legen und diese Diskrepanz von Eigen- und Fremdvorstellungen diskutieren und dazu einen Blick in dieses Forum wagen.
Tagtäglich erleben wir hier Diskurse über die unterschiedlichsten Themen. Und so wie man es von einem Diskussionsforum erwartet, so treffen gleichzeitig verschiedenste Ansichten aufeinander.
Auch hier erwähnte ich wieder das Wort "Überforderungen", weil man in der Regel wohl in der Lage sein wird zu begründen, warum man die Meinung vertritt, die man vertritt.
Jetzt kommt aber einer daher und schreibt seine Gegenargumente auf. Was passiert jetzt im Diskutierenden?
Nun, wenn es Fragen sein sollten, die er mit sich selbst oder andernorts schon diskutiert hat, so wird er sie lesen, verarbeiten und seine dafür vorgesehene Reaktion abspielen.
Aber was passiert nun, wenn man plötzlich mit Argumenten konfrontriert wird, die man so noch nie vor sich hatte? Die einem möglicherweise sogar den Eindruck vermitteln, man könnte tatsächlich auch einmal Unrecht haben? In einem Wort: Überforderung.
Es liegt in der Eigenverantwortung des Einzelnen an einer solchen Stelle zu entscheiden, ob man diesen Moment verarbeiten will, um dann von dort ausgehend irgendwie weiterzumachen oder ob man ihn unverarbeitet lässt und ihn ignoriert.
Mir ist es ein persönliches Anliegen so oft es geht, aus meiner kleinen Gedankenwelt heraus, mich eben solchen neuen Impulsen auszusetzen. Die Überforderung regelrecht zu provozieren.
Weil es mir, als der Mensch der ich bin, keinen Gewinn bringt, mich nur den Fragen zu stellen, die ich sowieso schon beantworten kann, dabei den schwierigen Fragen auszuweichen und so den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.
Dabei sehe ich es nicht als verwerflich an, wenn mir dann jemand meine Argumente 1a zerlegt und mir auch noch aufzeigt, warum meine Argumentation schlecht war und mir somit am Ende "seine Vorstellung" nahelegt. Wer weis, wo er diese Denkweise herhat. Von all den Dingen, die sich in unseren Gedankenwelten tummeln, wie viel davon ist wirklich einzigartig und noch nie dagewesen und wie viel ist "abgekupfert"?
Ziel der Diskussion ist es prinzipiell sogar, dass man eben erklären kann, warum die eigene Sichtweise besser ist und dazu benutzt man Argumente. Wenn man nicht bereit ist, sich im Extremfall auch um 180° zu drehen, weil die gelesene Argumentation einfach vollkommen überzeugend war, dann sollte man auch nicht diskutieren oder vorgeben, man wolle diskutieren.
Kommunikation beruht ja auf dem Prinzip, schon vorhandene Information auszutauschen und dabei sammelt man auch eine Vielzahl "fremder" Vorstellungen.
In Punkto Religionen, so wüsste ich wirklich gern und in ehrlicher Weise, wie viele Glaubensanhänger in einem Haushalt aufwuchsen, wo eben dieser Glaube weitererzogen wurde, und bei wie vielen es da keine Schnittmenge (von momentan eigener Religion und Religion der Eltern) gibt. Ich vermute da die Mehrheit in der ersten der beiden Kategorien und bin auch so dreist zu sagen, dass ich das eben nicht für einen Zufall halte. Und warum?
Es geht nicht ohne Fremdvorstellungen, weil man sich gar nicht alles alleine ausdenken kann und unser Wunsch nach Nähe sogar widersprüchlich dazu agiert, dass wir alle als autarke Einsiedler alles selbst erdenken müssten.
Ich sehe da einfach ein gesunderes Mittelmaß aus Fremdideen und eigenem Durchdenken eben dieser Fremdvorstellungen, was dann darin resultiert, dass jeder von uns in der Summe eine ganz eigene Persönlichkeit mit seiner ganz eigenen Weltsicht entwickelt, aber es letztlich doch eine begrenzte Anzahl an Einzelelementen gibt, die man irgendwie zusammenfügen könnte.
Zum Schluss will ich doch noch einmal versuchen die Kurve zur Vorstellung von Gott zu kriegen.
Letztlich haben wir etwas, was sich Realität nennt, also einen Ort außerhalb unserer Gedankenwelt, wo wir mit unseren Mitmenschen interagieren können.
Was im eigenen Oberstübchen für Filme/Tagträume ablaufen oder welche Fantasien man sich ausmalt, dass ist jedem seins.
Aber es gibt es Grenze, ab der diese zwei Welten strikt voneinander getrennt werden sollten und manchmal auch müssen.
Mittlerweile kann man jede Woche aufs Neue in der Zeitung lesen, was passieren kann, wenn man diese Trennung nicht mehr schafft.
Für den Gott/die Götter/den nicht-existenten Gott bedeutet das letztlich auch nur, dass wir eben nicht wissen, was am Anfang war. Den einen überfordert der Erklärungsversuch, dass es einfach geknallt hat und die Kacke am Dampfen war und den anderen überzeugt es in keinster Weise, dass es eine nicht sichtbare übergeordnete Instanz geben soll, die sich vor uns versteckt und uns über ihre Motive nur sehr karge Informationen zukommen lässt.
Letztlich ist es mir persönlich völlig egal, was jemand in seinem Schädel für Vorstellungen ausbrütet. Mir liegt nur am Herzen, dass man sich selbst zuliebe auch den Vergleich mit anderen Vorstellungen und dem wagt, was wir Realität nennen.