Ist Religion, egal welche, schlecht?
26.03.2021 um 16:27Das gilt genauso für Staaten ohne Bürger, Unternehmen ohne Arbeiter und Fussballvereine ohne Spieler. Ist trotzdem nicht identisch. @T.Rick
T.Rick schrieb:Die Religion besteht aber aus ihren Anhängern. Eine Religion ohne Anhänger ist irgendwas, was in irgendwelchen Büchern nachzulesen ist, aber keine Relevanz mehr hat.Nur ist das hinsichtlich der Schuldfrage für das schlechte Verhalten von Religionsanhängern, wie oben angeführt, relativ unerheblich.
T.Rick schrieb:Wo es Kontrolle gibt, ist diese Kontrolle verantwortlich für die Handlungen der Anhänger, also die Hierarchie, die jeweiligen Prediger oder Anführer, die zuallererst vor den Kadi gehören und dann ihre Anhänger als ausführende Handlanger.Mein Reden. Ne Religion wird man auch schwerlich vor den Kadi zerren können.
T.Rick schrieb:Allerdings wird eine Religion von Leuten, die regelmäßig Amok laufen und Unheil stiften, einfach weil die Religion das zuläßt und nicht klipp und klar von vornherein verbietet, sich keine Freunde unter Außenstehenden machen.Also hätte Deiner Meinung nach damals z.B. das Christentum und heute der Islam komplett verboten werden müssen, weil ein paar extremistische Minderheiten regelmäßig durchdrehen? Wäre allerdings interessant zu wissen, wie Du solche Pauschalverbote durchsetzen würdest. Dürfte aber wohl eher auf ein Szenario à la "den Teufel mit dem Beelzebub kommen" hinauslaufen.
T.Rick schrieb:Religionen haben somit eine Bringschuld, daß ihre Anhänger sich anständig benehmen. "Macht gleich Recht" funktioniert nicht mehr, wenn man Religionen kein Recht auf Gewaltausübung mehr zugesteht.Du anthropomorphisiert mal wieder. Die Bringschuld kannst Du höchstens bei denen suchen, die die Religionen gestiftet/ zum Schlechten verändert haben oder ihnen anhängen in der Erwartung, es besser als ihre extremistischen "Glaubensbrüder" zu machen. Da ne Religion/ Ideologie selbst keine Personen sind, können sie Deiner Forderung hingegen schwerlich nachkommen. Alternativ kannste natürlich trotzdem mal versuchen, so ne bestimmte Glaubensrichtung vor den Kadi zu zerren, stelle ich mir schon irgendwie witzig vor.
T.Rick schrieb:Dem Christentum blieb nichts anderes übrig, der Islam lernt gerade seine Lektion. Andere Religionen tun sich leichter mit der Moderne, weil sie von vornherein toleranter und flexibler waren.Auch, wenn es hier jetzt eher ein sprachliches Problem ist: Ihre Anhänger tun es, nicht die Religionen selbst. Wie gesagt:
Libertin schrieb:Du anthropomorphisiert mal wieder.
lexa schrieb:Alles in allem wäre eine Globalisierung ohne Religionen sicher leichter, wenn es keinen Rassismus gäbe und Unterscheidungen zwischen Volksgruppen.Sprich wenn man auf dem Altar der Globalisierung nicht nur jede Religiösität, sondern auch gleich noch jede kulturelle Identität opfert. Dystopisch.
T.Rick schrieb:Und die Anhänger sind die Religion.Und das ist und bleibt Unsinn. Ein Unternehmen ist nicht seine Angestellten, ein Staat nicht seine Bürger, eine Religion nicht ihre Anhänger. Das ist sprachliches Kauderwelsch.
T.Rick schrieb:Wo sind denn die Religionen der Antike, des alten Ägyptens, der Griechen und Römer, der Germanen und Kelten?Wo sind Religionen überhaupt? In Island oder Timbuktu?
T.Rick schrieb:Ausgestorben und dahin.Die waren nie lebendig und sterben daher auch nicht.
T.Rick schrieb:Auch Religionen - als Ideen, Meme - können zugrundegehen.Sie können - wieder von Menschen - vergessen werden. Aber auch wieder entdeckt. Alles nicht so einfach hm?
T.Rick schrieb:Sie sind heute nur noch Geschichten, über die die Heutigen sich wundern oder amüsieren, oder die im Rang von erfundenen Märchen weitererzählt werden, ohne Anspruch auf irgendeine Glaubwürdigkeit.So ein Quark, Religionen vergangener Zeitalter sind Gegenstand der Forschung und von größter Wichtigkeit um die Menschen und ihre Handlungen zu begreifen.
T.Rick schrieb:Die Religion von gestern ist bestenfalls der Aberglaube von heute - oder einfach nur noch ein Kindermärchen.Sind Geschichten, Märchen und Mythen denn neuerdings ihre Zuhörer?
Libertin schrieb:Nur ist das hinsichtlich der Schuldfrage für das schlechte Verhalten von Religionsanhängern, wie oben angeführt, relativ unerheblich.Gilt das dann auch für Ideologien, sagen wir den Nationalsozialismus? Soll der wieder erlaubt werden, weil der angeblich nichts für die Verbrechen von Nazis und Neonazis kann? Sind dort ja auch "nur" die Anhänger, die Böses tun, nicht die Ideologie an sich, weil eine Ideologie allein ja nichts tut, Deiner Begründung nach? Oder ist es doch besser, wenn dieses Mem endgültig ausgerottet wird?
paxito schrieb:So ein Quark, Religionen vergangener Zeitalter sind Gegenstand der Forschung und von größter Wichtigkeit um die Menschen und ihre Handlungen zu begreifen.Um die damaligen Menschen zu begreifen. Wenn man sich anschaut, welche kulturellen Veränderungen allein in Deutschland in den letzten 100 - 150 Jahren stattgefunden haben, wie sich das Denken und die Einstellungen der Menschen in dieser kurzen Zeit verändert hat, wie will man dann erst die Handlungen und Einstellungen von Menschen begreifen, die vor 3000 Jahren in Ägypten oder Südamerika oder China lebten?
paxito schrieb:Sie können - wieder von Menschen - vergessen werden. Aber auch wieder entdeckt. Alles nicht so einfach hm?Ausgestorbene Religionen kehren nicht mehr zurück, so wenig wie ausgestorbene Tierarten. Rückzüchtungen bringen nur etwas ähnlich aussehendes hervor, aber niemals mehr das verlorengegangene Original. Das Problem, an dem Religionen wie Neo-Paganismus oder Neo-Germanen leiden, das echte alte Wissen, die Rituale sind verloren für immer, sobald irgendwann in der Vergangenheit die Tradition unterbrochen wurde.
paxito schrieb:Ein Unternehmen ist nicht seine Angestellten, ein Staat nicht seine Bürger,Das Unternehmen geht vom Chef aus, der bestimmt wo es lang geht, genauso wie ein Religionsgründer. Und daß ein Staat nicht seine Bürger (als Verkörperung und Zusammenfassung von deren Gemeinschaft) sei, ist in einer Demokratie eine wackelige Behauptung.
paxito schrieb:Das gilt genauso für Staaten ohne Bürger, Unternehmen ohne Arbeiter und Fussballvereine ohne Spieler. Ist trotzdem nicht identisch.Warum ist es das nicht? Wo gibt es denn existente Staaten ohne Bürger? Unternehmen ohne Arbeiter stehen nur auf dem Papier, wenn man keine Ein-Mann-Unternehmen gelten läßt. Ein Fußballverein ohne Spieler ist eine nostalgische Erinnerung. Es war einmal. Genauso wie die antiken Religionen.
paxito schrieb:Wo sind Religionen überhaupt? In Island oder Timbuktu?Ganz recht, wo sind sie? Da wo ihre Anhänger sind, oder wenn sie keine Anhänger mehr haben, irgendwo niedergeschrieben für die Nachwelt, oder wenn niemand ihre Existenz festgehalten hat, nirgendwo mehr, dann sind sie heute so wenig existent wie Laub, das vor 100 Jahren mal unbeachtet von einem Baum fiel und längst verrottet ist.
T.Rick schrieb:wie will man dann erst die Handlungen und Einstellungen von Menschen begreifen, die vor 3000 Jahren in Ägypten oder Südamerika oder China lebten?Frag das doch die Geschichtswissenschaftler, Archäologen usw. - sicher schwierig aber nicht vollkommen unmöglich.
T.Rick schrieb:Ausgestorbene Religionen kehren nicht mehr zurück, so wenig wie ausgestorbene Tierarten. Rückzüchtungen bringen nur etwas ähnlich aussehendes hervor, aber niemals mehr das verlorengegangene Original.Es gibt kein Orginal. Das Christentum heute ist nicht mit dem des Mittelalters oder der Spätantike identisch, nur mal zeitlich gesehen. Auch geografisch und kulturell gab und gibt es da enorme Unterschiede.
T.Rick schrieb:Das Problem, an dem Religionen wie Neo-Paganismus oder Neo-Germanen leiden, das echte alte Wissen, die Rituale sind verloren für immer, sobald irgendwann in der Vergangenheit die Tradition unterbrochen wurde.An welches Germanentum sollte man denn richtiger Weise anknüpfen? An das vor 1500, 2000, 2500 Jahren? An das der Nord- oder lieber Südgermanen? Da gibt es kein Problem, solange man nicht glaubt das Germanentum heute müsste mit dem von "früher irgendwo" identisch sein. Muss es nicht.
T.Rick schrieb:Das Unternehmen geht vom Chef ausManche Unternehmen haben mehrere Chefs, manche keinen, manche gehören Staaten oder anderen Unternehmen - den Begriff über den Chef zu definieren ist so wenig zielführend. Aber mit "geht aus" habe ich kein Problem.
T.Rick schrieb:Warum ist es das nicht?Nur weil das Eine (die Gläubigen) Vorraussetzung für das andere ist (die Religion) ist es nicht identisch und wird es auch nicht. Diese Koppelung führt nur ins sprachliche Nirvana. Zum Beispiel müsste jemand der sagt: "Religion gehört abgeschafft!" in deinem Verständnis zum Mord aufrufen "Die Gläubigen gehören abgeschafft!"
T.Rick schrieb:Ganz recht, wo sind sie?Es sind abstrakte Konzepte, die sind nicht an einen Ort gebunden. Und es bleiben genau solche Konzepte unabhängig ob sie jemand glaubt oder nicht. Und stell mal den schwülstigen Pathos Filter an.
lexa schrieb:Alles in allem wäre eine Globalisierung ohne Religionen sicher leichter, wenn es keinen Rassismus gäbe und Unterscheidungen zwischen Volksgruppen.Ist halt komplett utopisch wenn man bedenkt, dass der Glaube an Gott der menschlichen Natur entspricht und diesem Vorteile schafft. Wobei du wohl von organisierten Religionen sprichst.
T.Rick schrieb:Gilt das dann auch für Ideologien, sagen wir den Nationalsozialismus? Soll der wieder erlaubt werden, weil der angeblich nichts für die Verbrechen von Nazis und Neonazis kann? Sind dort ja auch "nur" die Anhänger, die Böses tun, nicht die Ideologie an sich, weil eine Ideologie allein ja nichts tut, Deiner Begründung nach? Oder ist es doch besser, wenn dieses Mem endgültig ausgerottet wird?
T.Rick schrieb:Nochmal, es sind Menschen, die Religionen machenEs sind auch Menschen, die den Nationalsozialismus gemacht haben. Weder eine Ideologie, noch eine Religion oder sogar Moralvorstellungen sind fundamentale Naturgesetze, die in Stein gemeißelt wurden. Im weitesten Sinne sind das alles eher soziologische Konzepte und Vorstellungen. Man redet auch von soziologischen Theorien
T.Rick schrieb:Auch ein Baseballschläger ist nur ein Gegenstand und hat keinen Verstand...Und eine Religion hat ebenfalls keinen Verstand. Menschen haben einen Verstand. Genauso wie eine Hand. Mit dem Verstand können Menschen dann einen Standpunkt (bspw. eine Religion) vertreten und mit der Hand einen Gegenstand (bspw. einen Baseballschläger) benutzen.
T.Rick schrieb:Einen hirnlosen Gegenstand kann man für Mißbrauch nicht verantwortlich machen. Einen erwachsenen, mündigen Menschen als Mitwisser und Mittäter dagegen schon.Richtig...
T.Rick schrieb:Man muß nicht unbedingt selber religiös sein, um bei religiösen Themen seine eigene Meinung kundzutun. In welcher Form bist Du religiös, wenn ich fragen darf, wenn Du keiner religiösen Weltanschauung folgst?Naja, im gleichen Sinne, wie ich politisch bin, d.h. politische oder eben auch religiöse Standpunkte vertrete. Zugegeben, das ist zunächst natürlich eine sehr, sehr weit gefasste Begriffsauslegung von 'religiös'. Und im Einzelfall wird es auch etwas seltsam klingen, jemanden als politisch/religiös zu bezeichnen, nur weil er sich zu politischen/religiösen Themen äußert, indem er bspw. kundtut, dass er damit nix zu tun haben will und das alles für bloßes Geschwätz hält... Oder anders ausgedrückt: Wer Stammtischparolen schwingt und über "die da oben" schimpft, ist natürlich noch lange nicht politisch. Und wer bspw. eher eine atheistische Weltanschauung vertritt und sich zu Themen über Kirche oder Gott äußert, ist damit natürlich noch lange nicht religiös. Und ich für meinen Teil tue mich da ebenfalls nicht selten schwer damit, mich als religiös (oder politisch) zu bezeichnen. Zu der Frage "Wie sehr interessieren Sie sich für Religion/Politik?" würde ich auf einer Skala von 1 bis 10 wohl - in beiden Fällen - irgendwas zwischen 2 und 4 ankreuzen...
T.Rick schrieb:Gilt das dann auch für Ideologien, sagen wir den Nationalsozialismus? Soll der wieder erlaubt werden, weil der angeblich nichts für die Verbrechen von Nazis und Neonazis kann? Sind dort ja auch "nur" die Anhänger, die Böses tun, nicht die Ideologie an sich, weil eine Ideologie allein ja nichts tut, Deiner Begründung nach? Oder ist es doch besser, wenn dieses Mem endgültig ausgerottet wird?Für politische Ideologien gilt genau das Gleiche, wie für religiöse, sie wurden von Menschen geschaffen, ausgearbeitet, weitergetragen und gelebt. Also nein, auch hier wirst Du die Schuldfrage schon den Menschen stellen müssen, von denen diese Ideologien vertreten/ ausgelebt werden. Willst Du eine Ideologie "ausrotten", so musst Du die Menschen schon irgendwie davon überzeugen können, diese nicht mehr zu vertreten.
biggerthinker schrieb am 22.03.2021:Es gibt auch Menschen, die aufgrund von Religion gute Sachen vollbracht haben. Menschen helfen, Nächstenliebe zeigen, nicht zu lügen, sich für andere einzusetzen etc. sind auch Eckpfeiler, nach denen einige religiöse Menschen leben.Aufgrund seines Charakters vollbringt man gute Sachen, wie Sie es nennen, aber nicht aufgrund von Religion?!