rhapsody3004 schrieb:Und darum sollen alle Menschen nach deiner Moralvorstellung in der Zukunft auch sterben, selbst wenn man sie retten könnte, nur weil Menschen aus der Vergangenheit diese Chance nicht bekommen haben, weil die Wissenschaft zu damaliger Zeit noch nicht so weit war?
Das ist absurd und widerspricht mir.
Habe ich so auch nicht behauptet. Wäre im Prinzip ein klassischer Sein-Sollen-Fehlschluss, den du in meine Ausführungen nur reininterpretierst:
Noumenon schrieb:Eine derartige Garantie wird es wohl nicht geben. Und selbst wenn: Ein langes Leben ist ja nicht automatisch auch ein erfülltes Leben. Und selbst wenn es auch dafür eines Tages eine Garantie gäbe: Was nützt es den Menschen, die in der Vergangenheit lebten? Weil du ja auch gerne über Krebs sprichst: Was haben all die unzähligen, elendig an Krebs verreckenden Menschen davon, dass es vielleicht in 100, 200 oder 500 Jahren mal ein Heilmittel geben wird? Und womit hätten die Menschen in der fernen Zukunft überhaupt ihr paradiesisches Leben verdient? Schließlich werden es nicht sie gewesen sein, welche die menschliche Gesellschaft über Jahrhunderte und Jahrtausende mit Blut, Schweiß und Tränen weiterentwickelt haben, so dass sie (die Menschen in der fernen Zukunft) von unzähligen Annehmlichkeiten profitieren können. Wie viele Menschen sind bspw. für die Freiheit gestorben? Oder für den medizinischen und technischen Fortschritt? Oder für unzählige andere Errungenschaften der menschlichen Zivilisation? Faktisch sind heutige und gerade künftige Generationen nichts weiter als elendige Schmarotzer, die sich auf Kosten der Leistungen, Mühen und Opfer vergangener Generationen ein buntes Leben machen.
Meine Frage war: Womit hätten die Menschen in der fernen Zukunft überhaupt ihr paradiesisches Leben verdient? Und die Antwort ist offenbar: Nix, sie werden einfach Glück gehabt haben, in der fernen Zukunft geboren worden zu sein. Aber vielleicht siehst du das ja anders, daher meine Frage.
:)Dass die Menschen in der fernen und "paradiesischen" Zukunft von unzähligen Annehmlichkeiten profitieren können, ohne dafür aber auch nur einen Finger krumm gemacht zu haben, macht sie faktisch auch zu Schmarotzern, d.h. sie leben auf Kosten all der Menschen, die vor ihnen gelebt und ihnen diese Welt hinterlassen haben. Aber vielleicht gibt es ja deiner Meinung nach einen speziellen Grund dafür, dass sich einige Menschen durch die harten Lebensbedingungen der Steinzeit schlagen müssen, während andere Menschen ein vergnügliches Leben in einer hochfortschrittlichen Zivilisation führen dürfen?
Vielleicht geht das nur mir so, aber ich persönlich find's auch nicht banal genug, um das einfach nur mit einem Achselzucken und als völlig selbstverständlich hinzunehmen. Wenn allein
ich mich
hier und jetzt mal so umschaue:
Internet, Strom, Wasser, Kleidung, Essen, Film, Musik, Technik, Medizin, Bildung, Freizeit, Wohnraum, Infrastruktur, Fahrzeuge, unzählige Werkzeuge/Gadgets...
Faktisch zu nichts von alledem hab ich auch nur annäherend irgendetwas beigetragen gehabt. Das war einfach alles schon da, als ich geboren wurde (außer Internet, aber nicht einmal dazu hab ich etwas beigetragen). Klar, ich freue mich natürlich, dass es das alles gibt. Und danke an alle, die das irgendwie möglich gemacht haben, dass für mich bspw. mein Essen praktisch aus dem Kühlschrank kommt und ich idealerweise danach auch gleich bei
Dunkelheit Licht,
kalten Temperaturen warmer Heizung und
nervigen Zikadengeräuschen entspannter Musik aus dem Klo-Radio sch**ßen gehen kann, um mir danach mit
Blättern 4-lagigem Klopapier den Ar*** abwischen zu können. Und (warmes) Wasser gibt's hier auch gleich neben dem Klo - ach, ja, das ist wirklich Luxus!
:DDer Grund ist natürlich klar: Ich hab einfach Glück, freut mich auch.
:Y:Aber die meisten Menschen fragen nicht nur nach einem
Grund, sondern auch nach einer
Rechtfertigung. In der Religions- und Philosophiegeschichte sind dies insbesondere die Fragen nach der Rechtfertigung von Leid und Ungerechtigkeit in der Welt. Was
rechtfertigt bspw. den Tod eines kleinen Kindes, während manch Diktator oder Tyrann ein langes und vergnügliches Leben führt? Oder was rechtfertigt mein luxuriöses Leben gegenüber dem harten Leben irgendeines random Menschen aus der Jungsteinzeit wie bspw.
Ötzi?
:ask:Auch wenn vielleicht Ötzi höchstpersönlich nichts zu meinem Luxus beigetragen hat (ich hab bspw. nix von ihm geerbt...), war es aber zumindest seine Generation bzw. die damaligen in Europa lebende Menschheit, die mit dazu beigetragen hat, dass ich jetzt in einer recht netten Großstadt in Nordeuropa mit diversen Annehmlichkeiten leben kann (danke). Sie selbst haben aber nix davon (ganz im Gegenteil). Aber warum? Sie waren doch keine schlechteren Menschen als ich? Sie hatten scheinbar nur das Pech, in der späten Jungsteinzeit geboren worden zu sein -
ohne Internet, Strom, Wasser, Kleidung, Essen, Film, Musik, Technik, Medizin, Bildung, Freizeit, Wohnraum, Infrastruktur, Fahrzeuge, unzählige Werkzeuge/Gadgets, wie sie mit dem heutigen Standard gegeben sind. Aber was ist die
Rechtfertigung dafür? Gibt es keine? Dann bleibt es ungerecht. Das Leben ist also in höchstem Maße ungerecht. Schon die tatsächliche Lebenserwartung (0-120) ist ungerecht verteilt.
rhapsody3004 schrieb:Das ist absurd.
Das ganze Leben und der ganze Kosmos sind absurd! Gäbe es einen "Designer", würde ich ihn augenblicklich feuern! Stell' dir bspw. mal vor, du loggst dich in ein MMORPG ein, landest erstens in irgendeiner rein zufällig gewählten Epoche (und entsprechend hoch ist der Schwierigkeitsgrad!), in einem x-beliebigem Teil der Spielwelt, mit einem rein zufällig gewählten Character (mit etwas "Glück" darfst du im Coop-Modus als Siamesischer Zwilling spielen...), Shops, Inventar, Quests, Skills... alles zufällig, kannst außerdem auch jederzeit aus dem Game gekickt werden ("Tod"), ohne dich aber jemals wieder einloggen zu dürfen.
Wtf?! :ask:Schlechtestes MMORPG
ever.
:N: