rhapsody3004 schrieb:Ich möchte hier nicht über den Sinn des Lebens diskutieren, darüber gibt es schon genug Threads, sondern darüber, wie ihr damit "persönlich" umgeht, dass es keine Garantie aufs (Weiter)Leben gibt.
Damit hab ich mich schon in relativ jungen Jahren befasst, also kurz nach der Schulzeit, als der Schulstress endlich vorbei war und ich viel Zeit zum Nachdenken hatte.
:DMir gingen ziemlich ähnliche Gedanken durch'n Kopp: Wer garantiert mir, dass ich bspw. morgen früh wieder aufwache? Ein kurzer Blick in die Todesursachenstatistik zeigt, dass es auch in den unteren Altersgruppen (0-20 Jahre) mehr als genug Sterbefälle gibt (ca. 5000 bis 6000 pro Jahr). Ist zwar jetzt nicht unbedingt ein Grund zur Panik, aber ein gewisses Sterberisiko besteht eben, auch in jüngeren Jahren. Das ist eine Erkenntnis, die mich - ehrlich gesagt - in jungen Jahren ziemlich schockiert hat: Prinzipiell könnte ich jeden Tag sterben. Was mich noch viel mehr schockiert hat: Es gibt keine Garantie dafür, dass die Geschichten der Religionen über Seele, Jenseits oder Wiedergeburt überhaupt stimmen, ganz im Gegenteil!
Wie bin ich damit umgegangen? Naja, ich hab halt versucht, herauszufinden, ob und was über das Reden von Seele, Jenseits oder Wiedergeburt dran sein könnte. Ergebnis: Es gibt für diese Dinge null Belege. Wir müssen also erst einmal davon ausgehen, dass wir nur dieses eine Leben haben, welches im Prinzip jederzeit enden könnte. Natürlich konnte und kann ich mich damit - aus diversen Gründen - nicht zufrieden geben, was dann u.a. zu einer tiefgehenderen Analyse führt,
wie sicher wir uns denn überhaupt dabei sein können, solche Dinge wie Seele, Jenseits oder Wiedergeburt auszuschließen. Ergebnis: Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Wissensstandes der Menschheit bspw. über unser Gehirn, unser Bewusstsein oder die Natur der Realität können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass unser bewusstes Erleben mit dem Tod endgültig endet, auch wenn bis dato alles darauf hindeutet. Was bleibt, ist leider nicht mehr als
Hoffnung. Hoffnung, dass dieses gottverfluchte Leben, welches wir uns nicht ausgesucht haben und außerdem jederzeit endgültig enden könnte, nicht alles gewesen sein wird.
rhapsody3004 schrieb:Beeinflusst euch das Wissen um diese Nichtgarantie in euren Taten/Handlungen, Wünschen und Träumen, ja sogar in euren konkreten Zielen irgendwie?
Nein, eigentlich nicht. Ich gehe grundsätzlich erst einmal davon aus, dass ich nur dieses eine Leben habe, weshalb ich natürlich auch versuche, das Beste daraus zu machen.
Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch nicht so verbissen. Über viele Dinge bzw. Lebenspläne denke ich:
"Ach ja, vielleicht im nächsten Leben..." Bspw. kann du nicht in einem Leben Mathematik, Physik, Biologie, Politik, Philosophie usw. gleichzeitig studieren und nebenbei auch noch Gitarre, Klavier und Geige lernen. Dafür ist ein Leben viel zu kurz, damit muss man sich halt abfinden. Ganz pragmatisch denke ich mir:
"Wer weiß schon, was nach dem Tod kommt... wer weiß schon, ob wir wirklich nur dieses eine Leben haben..." Ich zweifle irgendwie daran. Und mag zwar sein, dass ich mich irre, allerdings - sollte ich mich irren - würde ich das dann sowieso nie feststellen.
:)rhapsody3004 schrieb:Ich meine, dass das Weiterleben, so wie die eigentliche Entstehung von Leben das war, im Grunde doch nur ein reines Glücksspiel ist. Ein Spiel, bei dem man entweder Glück oder Pech haben kann und das dann bestimmend für die weitere Existenz, das Weiterlebens ist.
Exakt!!
Das Leben ist eine reine Schicksalslotterie. Glückwunsch, du bist bereits im 20./21. Jhd. geboren - da gibt es fließend Wasser, Heizung, Elektrizität, Gesundheitsversorgung, Internet... und vieles, vieles mehr. Vor 10000 bis 100000 Jahren war das Leben sicherlich nicht ganz so lustig... Und Glückwunsch, du wurdest als Mensch geboren, nicht als Blattlaus, Stubenfliege oder Straßenköter. Und du wurdest in einem relativ fortschrittlichen Teil der Welt geboren, nicht irgendwo in den Slums irgendeines Entwicklungslandes. Und mit ein wenig Glück krepierst du nicht schon in jungen Jahren an einer tödlichen Krankheit oder irgendeinem Unfall, sondern erreichst in etwa die mittlere Lebenserwartung. Mit ein wenig Pech hättest du rein theoretisch aber auch schon mit 3 Jahren an Leukämie oder so krepieren können. Ist es nicht wunderbar, dass wir nur dieses eine Leben haben?
:)rhapsody3004 schrieb:Nehmen wir nur mal einen unserer größten Feinde, den Krebs, und fragen ihn, ob er überhaupt kommen und falls ja, wann er zuschlagen wird? Wir werden keine Antwort erhalten.
Von 'nem Kumpel die Freundin - nicht einmal 30 Jahre alt - fuhr eines Tages mit dem Bus... Hirnaneurysma... tot. Kann ganz schnell gehen...
rhapsody3004 schrieb:Fange ich morgen wieder aktiv mit Joggen an? Warum nicht... Ach Hey, da war ja was. Eine Garantie gibt es trotzdem nicht.
Fange ich wieder an mich gesund zu ernähren? Warum nicht... Ist nie verkehrt. Aber Hey, da war ja was. Eine Garantie gibt es trotzdem nicht.
Kommt er oder kommt er nicht? Und falls ja, wann kommt er? Kann man ihn dann besiegen oder nicht, diesen Feind?
Warum sollte ich lächeln, mich über irgendetwas freuen, irgendetwas planen, obwohl man (noch) Grund dazu hätte? Eine Garantie, dass es so bleibt oder noch etwas tun zu können, die gibt es nicht.
Und vor allem: Warum solltest man überhaupt
nachhaltig handeln? Klimawandel, Überfischung, Artensterben, Plastikmüll, Atommüll... Warum sollte ich hier ethisch mit Blick auf das Wohlergehen zukünftiger Generationen handeln? Ich hab doch eh nur dieses eine Leben, wtf, nach mir die Sintflut!
:trollking: