Gobernador schrieb:Also soll die Welt deiner Meinung nach nach dem Dogma der Kirche leben?
Nein, nach dem Dogma Jesu Christi, und das finden wir in den apostolischen Schriften des Neuen Testaments.
Nach dem Dogma der Kirche leben wäre römisch-katholisch. Das verneine ich, denn was bildet sich diese Kirche ein, eine Autorität gegenüber anderen zu sein? Warum sollte ich das akzeptieren? Dafür gibt es keinen Grund. Vor allem, nachdem sie so viel und so oft in Sünde verfallen ist.
Gobernador schrieb:Dann ist es tatsächlich besser, wenn jeder "nach seinem eigenen Gesetz lebt", obwohl ich es doch eher so formulieren würde, dass jeder nach seiner eigenen Vorstellung von dem (objektiven) Gesetz leben sollte.
Aber was machst du dann mit christlichen Pastoren, die im Namen Jesu Christi über Sünde, Hölle und Erlösung predigen? Dürfen sie das? Denn ihr objektives Gesetz (das Gesetz Christi) besagt, dass Gott nun allen Menschen auf der Erde gebietet, Buße zu tun, und dass sie das in seinem Namen predigen sollen, ja müssen. Und diese Menschen würden
dir das auch predigen müssen. Ob du das für dich dann akzeptierst oder nicht, das ist natürlich deine eigene Sache, und laut Christi Gesetz auch deine Verantwortung.
Du kannst aber auch jegliches andere Weltbild nehmen. Denn es gibt einige, die deine Position explizit verneinen und womöglich sogar verbieten. Aber deiner Ansicht nach dürften sie dir das verbieten, denn sie dürfen nach ihrem eigenen Gesetz leben. Und dieses eigene (objektive) Gesetz greift dich und dein Gesetz an. Verstehst du, was ich meine? Also die Aussage: "Jeder soll nach seinem eigenen Gesetz leben" führt zu nichts, weil jeder nun mal andere Vorstellungen hat, bis ins extremste Detail.
Gobernador schrieb:Weil wir Menschen nur ein begrenztes Wissen von der Wahrheit haben können, und zwar ganz gleich zu welchem Buch wir uns bekennen, bleibt jedem einzelnen gar nichts anderes übrig als diese persönliche Auffassung von der Wahrheit in seinem Leben umzusetzen.
Absolut richtig, das hast du gut gesagt. Aber damit ist eben auch (eventuell) eine enorme Verantwortung verbunden, weil mehrere Schriften eben auch Gehorsam
fordern. Und hier muss dann jeder für sich selber entscheiden. Da kann ich nicht für dich, und du nicht für mich handeln.
Gobernador schrieb:Und solange man dabei die Freiheit des anderen nicht einschränkt, ist das auch in Ordnung.
Ja, das müssen die einzelnen Staaten dann für sich selber entscheiden, wie sie dieses Problem angehen. Denn Religionsfreiheit und die "Freiheit des anderen nicht einschränken" sind nicht unbedingt und überall kompatibel. Ist dann auch wieder Interpretationssache. Ich darf auf diesem Forum einige Dinge zum Beispiel auch nicht ansprechen, weil es laut den Admins gegen ihre eigenen Regeln verstoßen würde. Und das ist ihr gutes Recht, das so zu handhaben, und ich muss das akzeptieren.
Gobernador schrieb:Die Alternative wäre die Diktatur einer "Kirche" wie im Mittelalter, deren Vorstand sich wiederum aus Menschen zusammensetzt, die wiederum keine objektive Sicht auf die Wahrheit haben können und trotzdem diese Sicht allen Mitgliedern aufzwingen.
Das wäre eine Alternative, das stimmt. Eine, der ich (wie oben gesagt) nicht zustimmen würde. Aber die Kirche war halt dazu in der Lage, und hat ihre Gewalt so für einige Jahrhunderte ausüben können.
Gobernador schrieb:Es gibt einen objektiven Glaubensinhalt, aber dessen Interpretation durch einen Menschen oder durch eine Gruppe von Menschen kann nur subjektiv sein, weil der Mensch ein Subjekt und kein Objekt ist.
In diesem Sinne ist jede Interpretation subjektiv, natürlich. Aber das heißt nicht, dass der Text an sich keine wirkliche Bedeutung hätte. Denn wenn ich dir und deiner Familie einen Brief schreibe, dann möchte ich gerne, dass ihr das richtig versteht, was ich da geschrieben habe. Und das ist nun mal ein gewaltiger Unterschied zu: "Ja, du interpretierst ihn wie du möchtest, deine Mutter wie sie möchte, dein Vater wie er möchte." Das wäre nämlich ein Freifahrtschein für allen möglichen Wahnsinn.