@JakeGabriel Eines muss ich Dir mit Achtung attestieren: Du hältst Dich wacker gegen den Wind, der Dir hier mitunter entgegen weht. Mein Respekt!
Zumal Du in Deinem EP ja auch einige Töne angeschlagen hast, die mich durchaus optimistisch stimmen.
Daher bitte ich Dich, meine Korinthenkackerei wegen des Threadtitels zu entschuldigen. Ich habe mein ganzes Leben im kaufmännischen Bereich gearbeitet, vielleicht hat das abgefärbt.
Vor allem aber geht es am EP vorbei.
Ich lasse jetzt mal außer acht, dass sich dieser Thread hier eigentlich auf einen anderen Thread bezieht (der sich auch wieder auf noch einen anderen Thread bezieht) und behandle den EP für sich.
JakeGabriel schrieb am 01.11.2018:Ich sah hauptsächlich zwei Lager. Die einen kritisierten massiv den biblischen Gott. Die anderen machten sich zu seinen Anwälten.
Das habe ich auch in anderen Foren erlebt. Immer, wenn wo ein Faden mit religiösem Inhalt eröffnet wurde, flogen die Fetzen.
Es scheint in beiden Lagern eine Art Berufung zur Mission zu geben. Leider auch auf Seiten derer, die das alles eigentlich locker sehen müssten, da sie ja Atheisten sind. In Wahrheit nehmen sich beide Lager nicht viel in ihrem Eifer, das andere bekehren zu wollen.
JakeGabriel schrieb am 01.11.2018:Was ist eure Weltanschauung?
Auch auf die Gefahr hin, dass Du das als etwas dünn ansiehst, meine Weltanschauung lässt sich in zwei Sätzen zusammenfassen:
Leben und Leben lassen
und
Sol lucet omnibus (die Sonne bescheint alles)
Ich bin im Grunde ein einfach gestrickter Mensch und bevorzuge einfache Lösungen. Wenn man ellenlange Posts schreiben und stundenlange Referate halten muss, um irgendetwas außer Quantenphysik (und selbst dort ist das nicht immer notwendig) erklären zu müssen, dann ist irgend etwas grundlegend falsch.
Wie bei den Motivationstrainern. Wenn eine Firma Motivationstrainer braucht, um ihre Mitarbeiter bei der Stange zu halten, dann ist was faul.
Jedenfalls meiner Meinung und auch Erfahrung nach.
Ich lebe gerne und ich möchte auch andere nicht dabei behindern, ihr Leben zu leben.
Und - und das bringt uns zum lateinischen Satz - wir sollten uns etwas weniger wichtig nehmen. Denn die Sonne bescheint alles, ob gut oder böse, ob richtig oder falsch. Mit ihren Strahlen sorgt sie dafür, das beide Parteien genährt werden. Oder verdursten, je nachdem, an welchem Ort man ist.
Was auch einer der Punkte ist, die ich an der jüdisch-christlich-moslemischen Religionsgruppe kritisiere. Sie stellt den Menschen als etwas besonderes dar. Von Gott nach seinem Abbild geschaffen. Die Krone der Schöpfung, sozusagen Gottes Geschenk an die Welt, die wir uns untertan machen sollen. Das führt dann aber auch dazu, dass wir glauben, wir könnten alles machen, was uns beliebt.
Was uns soweit gebracht hat, heute unseren Lebensraum in eine Hölle zu verwandeln. Aber das nur nebenbei.
War dann doch nicht ganz so kurz, mein Exkurs...
:DJakeGabriel schrieb am 01.11.2018:Welche Weltanschauung seid ihr bereit zu vertreten? Warum?
Gute Frage. Warum eigentlich vertreten? Versteckt sich in dieser Vorstellung nicht auch schon ein missionarischer Gedanke?
Vorschlag: vertreten wir nicht unsere Weltanschauungen, sondern leben wir sie einfach. Leben wir sie vor. Dann kann sich jeder derer, die die Welt anders sehen als wir, am besten ein Bild darüber machen, wie sich unser Weltbild auswirkt.
Wenn ich anfange, meine Weltanschauung zu vertreten - also, auf gut Deutsch, unter die Leute zu bringen - werde ich unweigerlich auf andere Leute treffen, die sich ihre eigene Weltanschauung nicht nehmen lassen wollen. Es würde zu Konflikten führen. Wenn ich aber in der Lage bin, andere Weltsichten zu akzeptieren und nicht durch etwas, dass mir selbst (aber möglicherweise eben nur mir selbst) besser vorkommt, ersetzen zu wollen, gibt es für niemanden einen Grund, einen Konflikt von Stapel zu lassen.
Es sei denn, er ist von genau dem missionarischen Eifer, den ich selbst vermeide, erfüllt, und möchte mich missionieren. Dann kann es sein, das er meine neutrale Haltung als Ablehnung wertet und beleidigt ist.
JakeGabriel schrieb am 01.11.2018:Wie können wir einen Kompromiss einen Mittelweg finden, um diskrepante Weltanschauungen zu versöhnen. Wenn es einen unüberbrückbaren ideologischen Konflikt gibt, wie schaffen wir es als Menschheit dennoch friedlich und tolerant zu bleiben?
Weltanschauungen können auch nebeneinander existieren. Vor allem dann, wenn das Thema "Weltanschauung" eine untergeordnete Rolle im Leben der Menschen einnimmt.
Herr X hat sich das Bein gebrochen und überlegt verzweifelt, wie er die Einkäufe nach Hause bringt. Frau Y ist im neunten Monat schwanger. Es ist ihr erstes Kind und sie hat Angst vor der Geburt. Der kleine Z ist unsagbar traurig, weil sein Hund eingeschläfert werden musste.
Jeder einzelne Punkt ist tausendmal wichtiger als die Frage, welche der Religionen denn nun die Beste sei. Soll man wirklich vor lauter nachdenken, wie ich ein theologisches Konzept gegenüber anderen (möglicherweise irgendwann) vertreten soll, vergessen oder übersehen, dass ich Herrn X ja eine Zeit lang die Einkäufe erledigen kann, dass ich Frau Y vielleicht Mut zusprechen kann und das ich zumindest versuchen sollte, den kleinen Z ein wenig zu trösten.
Ich glaube, es ist besser, Mitgefühl zu leben als es zu predigen.
Nehmen wir dem Diskurs seine aufgeblasene, scheinbare Wichtigkeit.
Und akzeptieren wir, dass andere Menschen andere Anschauungen haben. Die allermeisten Leute sind damit glücklich und dafür dankbar.
Und wir geben den Extremisten wieder ihre Außenseiterrolle, die ihnen gebührt.
JakeGabriel schrieb am 01.11.2018:Es geht hier um den friedvollen Kampf der Weltanschauungen. Also geht es um ein Streitgespräch: Welche Weltanschauung ist die Beste? Oder gibt es mehrere gute?
Tja, da ist er, der Knackpunkt.
Meine Meinung dazu: beides geht nicht. Ich habe oben meine Ansicht betreffend eines möglichst konfliktfreien Miteinanders dargelegt. Weil Du danach gefragt hast.
Und gleich im nächsten Satz rufst Du den Konflikt aus, den Du gerade vorher noch aus der Welt zu schaffen getrachtet hast.
Entweder, oder.
Entweder wir suchen nach einer Möglichkeit, einander zu tolerieren oder wir blasen neuen Dampf in den Popanz "Beste Weltanschauung".
Vielleicht weht Dir deswegen ein wenig Gegenwind ins Gesicht, könnte das sein?
;)Und zum Abschluss:
JakeGabriel schrieb am 01.11.2018:Jediismus
LOL
Mit dem Jediismus habe ich mich nicht nicht beschäftigt. Warum sollte ich auch. Moses dürfte zumindest gelebt haben, Jesus hat sicher gelebt und Mohammed auch. Natürlich gibt es eine Menge Mythen über diese Menschen, aber zumindest haben sie einmal real existiert. Und anscheinend haben sie auch irgend etwas besonderes geleistet (selbst wenn man die mystischen Aspekte außer Acht lässt), sonst würde man heute nicht mehr über sie reden.
Aber die Jedi-Ritter? Jaaa, ich weiß, dass es sich dabei um eine Mischreligion handelt. Vielleicht gar nicht so schlecht.
Wenigstens hatten die Gründer die Eier, sich gleich auf etwas festzulegen, das zur Gänze aus dem Reich der Phantasie kommt.
Ich für meinen Teil brauche weder die alten noch die neuen Religionen, um mich anständig zu verhalten (im Rahmen meiner Möglichkeiten). Und mit der Angst vor dem Tod kann ich auch alleine fertig werden. Bleibt mir ja auch nichts anderes übrig.
So!
:)Das waren meine 2 Cent in der extended Version...