Angelus144 schrieb:Ist von diesen grauenhaften auswüchsen denn heute noch etwas zu erkennen? Gibt es heute noch inquisition, hexenverfolgung und wird jemandem die heugabel auf die brust gesetzt wenn er sich nicht taufen lassne will?ich würde sagen nein.
Woran liegt das?dass sich die gesellschaft gewandelt hat oder dass das christentum sich geändert hat und die bibel neu geschrieben wurde?
Es liegt wohl an der Aufklärung. Die Zeit der Grausamkeit gegen „Ungläubige“, „Ketzer“ und „Hexen“ hat einen sehr viel breiteren Raum eingenommen, als du wahrhaben willst. So gab es Zwangsmissionierung nicht nur erst seit der Entdeckung von Amerika, sondern schon 700 Jahre vorher unter Karl dem Großen. Bevor das Christentum römische Staatsreligion wurde, gab es das alles natürlich noch nicht, das ist klar. Dass es später besser im Sinne von humaner geworden ist, lag vermutlich nicht am Christentum selbst. Denn das war ja schon ziemlich lange die beherrschende Religion.
Die Verfolgung angeblicher Hexen kannst du, wie ich schon schrieb, noch heute in extrem christlich geprägten Regionen in Afrika finden. Ich hatte dir den Namen Leo Igwe genannt, eines nigerianischen Atheisten, der einer von den Leuten ist, die dagegen ankämpfen.
Angelus144 schrieb:Jesus ist kein politiker gewesen sondern er ist die wahrheit. Dass die menschen mit der wahrheit nicht umgehen können oder wollen, kann man ihm denke ich nicht anlasten.
Habe ich denn gesagt, Jesus hätte lügen sollen?
Es ging mir nicht um den Inhalt seiner Reden, sondern um den Ton. Schon mein Großvater war der Ansicht, dass man (auch als Kind) ruhig sagen dürfe, wenn einem etwas nicht passt - das aber in einem angemessenen, d.h. respektvollen Ton. Diese Ansicht habe ich dann immer für selbstverständlich gehalten (na gut: gilt heute nicht mal mehr in der Politik!).
Jesus hätte ganz freundlich sagen können: „Ihr versteht das falsch. Eigentlich war es so gemeint...“ Oder gar: „Warum glaubt ihr, dass Gott auf derart nebensächliche Dinge so großen Wert legt?“ Dann hätten seine Gegner sagen können: „Weil es so geschrieben steht“, oder: „Weil es schon immer so gehandhabt wurde“, und so weiter, und man hätte sachlich darüber diskutieren können.
Wenn man nicht einmal von Jesus als dem menschen-gewordenen Gott, im Grunde also von Gott, einen zivillisierten verbalen Umgang mit dem Gegner erwarten muss, wieso fordert er das dann von den Menschen?
Angelus144 schrieb: ich glaube es passt wenig in das bild von jemand wie jesus,wenn man ihn als wutschnaubenden stier sieht,der in jeden tempel rennt und die priester dort grundlos anschreit und beschimpft.
Das mag sein, dass es nicht so war. Dieses Bild wird aber von der Bibel genau so vermittelt. Immerhin das Bild eines Mannes, dessen Handeln vom Leser nicht hinterfragt werden soll, weil er nicht nur als Prophet, sondern sogar als Gott in Person gilt.
Angelus144 schrieb:einen heiligen ort zu einer markthalle zu machen ist eine agression
Es ist selbstverständlich ungebührliches Verhalten. Aggression ist es nicht, denn Aggression setzt bewusste Provokation voraus. Eine solche war hier nicht gegeben. Es handelt sich wohl eher um Unüberlegtheit; höchstwahrscheinlich bestand die Situation „Tempel ist Markthalle“ schon seit längerer Zeit und alle empfanden das (so wenig angebracht es in Wirklichkeit auch ist) als normal.
Wenn Jesus sich daran störte (was natürlich nachzuvollziehen ist), hätte er das auch in normalem Tonfall ansprechen können. Er hätte zum Beispiel sagen können: „Glaubt ihr, Gott findet es in Ordnung, wenn ihr in seinem Tempel Vieh verkauft?“
Angelus144 schrieb:Wir sind nicht allwissend und kennen alle konsequenzen und absichten oder gedanken und beweggründe eines andren menschen.
Das hat ja auch niemand behauptet. Trotzdem wird von einem zivillisierten Menschen gewöhnlich erwartet, einen respektvollen Umgang mit anderen zu pflegen. Auch mit Menschen, die man nicht leiden kann oder die auch nur anderer Meinung sind. Was mich an Jesu Verhalten gegenüber den Pharisäern stört, ist nicht das Thema, sondern sein Ton. Gerade wenn er Gott(es Sohn) war, hätte er es besser wissen müssen.
Angelus144 schrieb:Pontius pilatus sagte er findet keine schuld an diesem mann und wollte ihn frei lassen
Auch, wenn das so in der Bibel steht, ist die Vorstellung von einem römischen Statthalter, der vor den Vertretern des Volkes, das die Römer besetzt halten, so sehr kuscht, dass er entgegen seiner inneren Überzeugung handelt, geradezu grotesk. Es ist nicht einmal anzunehmen, dass Pilatus sich am Abend überhaupt noch an einen einzelnen nicht-römischen Gefangenen erinnerm konnte.
Angelus144 schrieb:Er hat keinen stellvertreter geschickt und diesen zu tode foltern lassen, er kam selbst.
Und wer sorgte in diesen 30 Jahren für den Lauf der Welt, wenn Gott in dieser Zeit als Mensch lebte? Zu wem betete Jesus, wenn er doch selbst Gott war? Wen bat er gar, ihm die Kreuzigung zu ersparen? Warum sprach er ständig von einem „Vater“, der anscheinend eine völlig andere Person ist als der „Sohn“?
Angelus144 schrieb:Es ist nie gottes weg gewesen seinen willen seinen geschöpfen aufzuzwängen
Und schon sind wir wieder bei der ständig gleichlaufenden Diskussion, die wohl in jedem Thread vorkommt, an dem wir beide teilnehmen. Das ist mir zu ermüdend; da klinke ich mich aus. Tut mir leid, dass ich selbst das wieder angeregt habe.
Zur Steinigungs-Geschichte:
Angelus144 schrieb:hätte er dann nicht einfach sagen müssen,dass sie nach dem gesetz handeln sollen?
Wenn er das getan hätte (er hätte sich damit ja eigentlich nur in die Tradition von Moses gestellt): Wäre das dann in Ordnung für dich gewesen?
Angelus144 schrieb:warum hast du dann angst oder fühlst dich unter druck gesetzt?
Du verstehst es nicht oder willst es nicht verstehen: Das ist nicht MEHR mein Problem! Umso schlimmer finde ich, dass andere Menschen (vor allem Kinder, die noch alles ungeprüft glauben, was man ihnen vorgibt) diese Probleme haben. Probleme, die völlig unnötig sind!
Angelus144 schrieb:da heisst es, dass weder der tod,noch krankheit,leid oder sonst irgendetwas negatives zu gottes schöpfung gehört haben, sondern diese dinge erst in die welt kamen, als konsequenz dessen, dass sich die menschen von gott abgewandt haben.
Angelus144 schrieb:die kernaussagen sind die welt war gut, sie wurde schlecht durch den menschen,
Das alte Lied: Die Menschheit ist schuld! Mögen auch Millionen Jahre Evolutionsgeschichte, mit Leid und Tod, bevor es überhaupt Menschen gab, etwas anderes besagen.
Dass du das, was du schreibst, tatsächlich glauben kannst, es sogar heutzutage noch glauben kannst, finde ich bemerkenswert. Wenn auch nicht im positiven Sinne.