Frage an Gläubige: Warum lässt Gott nichts mehr von sich hören?
11.09.2017 um 20:51off-peak schrieb:Zum Einen hat @Argus7 mehrmals ausgeführt, dass er nicht nur seine Meinung präsentiert. Und diese auch nicht aus dem Nichts herholt. Deine Behauptung ist somit falsch.Die eigene Meinung
a) bleibt die eigene Meinung, auch wenn andere eine solche ebenfalls haben.
b) wird nicht wahrer, objektiver, whatever, nur weil andere sie teilen.
off-peak schrieb:Es ist mir auch noch nicht aufgefallen, dass Du oder irgendein Gläubiger hier je einen Gegenbeweis geliefert hätte. Oder nur annhähernd in der Lage warWofür? Daß das Johannesevangelium von der neutestamentlichen Forschung nicht als pia fraus gehändelt wird? Im Johannesevangelium kommen historische Details vor, die ihn als sehr vertraut mit tatsächlichen historischen Begebenheiten z.B. Jerusalems vor seiner Zerstörung im Jahr 70 zeigte. So erwähnt nur Johannes die Säulenhallen (und ihre Anzahl) am Teich von Bethesda, die Verkürzung einer Kreuzigungsstrafe durch das Beinebrechen (und damit auch des Vorsprungs am Kreuz, auf dem die Füße aufsetzen konnten) sowie den Lanzenstich von unten seitlich ins Herz zum Sicherstellen des Todes des Delinquenten. Auch jüdische Feste und Bräuche scheint der Verfasser besser als die anderen Evangelisten zu kennen, zumindest gibt er mehr Details zu erkennen.
Gerade wegen der Passahfest-Woche und des bevorstehenden Sabbats ist das jüdische Drängen auf Tod und Beisetzung der Delinquenten vor Sonnenuntergang geradezu zwingend. Auch die Synoptiker berichten von Jesu frühzeitigem Tod, Stunden vor dem Sonnenuntergang, sodaß dasBeinebrechen der noch lebenden Gekreuzigten sowie der Lanzenstich bei Jesus geradezu zwingend historisch gewesen sein dürfte. Selbst der Irrtum, die Salbung von Toten als jüdischen Brauch zu bezeichnen, ist geradezu ein Ausweis von Historizität. Denn obwohl dies ein nichtjüdischer Brauch war, fand dieser im 1.Jh. im Judentum vor allem der stark hellenistisch geprägten Städte wie Jerusalem Eingang und Verbreitung, sodaß es den Menschen dieser Städte geradezu wie ein jüdischer Brauch vorkam.
In der Historisch-Kritischen Forschung evangelisch wie katholisch gilt das Johannesevangelium gegenüber den synoptischen Evangelien als am wenigsten historisch interessiert und als am wenigsten historisch auswertbar. Doch gilt es nicht als komplett unhistorisch.
Wenn, dann hätte diese Behauptung der totalen Unhistorizität und zwar als Forschungskonsens / Mainstream-Sicht, belegt werden müssen, nicht aber deren Infragestellung. Was gebracht wurde, das sind Behauptungen zu einer Vorlesung und ne Anekdote von einer das Studium abbrechenden Studentin. Das belegt nun wahrlich nicht, was der Mainstream von der Historischen Frage im Johannesevangelium denkt. Daß das Johannesevangelium nicht von dem Apostel Johannes ist, nicht mal von einem Augenzeugen Jesu, daß es Widersprüche zur Darstellung der Synoptiker aufweist, daß dies, das, jenes nicht historisch sein kann, das reicht immer wieder mal jemandem, das Studium abzubrechen mit den Worten "die bestreiten ja alles!" Hätte auch mit jeder anderen Vorlesung zu jedem x-beliebigen biblischen Buch passieren können.
Generell läßt sich aus den Evangelien (und sonstigen neutestamentlichen wie außerneutestamentlichen christlichen Schriften) kein Beweis für die Historizität formulieren. Sämtliche außerchristlichen Erwähnungen Jesu in den ersten Jahrhunderten können über Jesus auch nur das berichten, was die Verfasser letztlich auch wieder nur aus christlicher Vermittlung wußten. Kein Römer, in dessen Schrifttum etwas über Jesus zulesen ist, sagt, er habe seine Information aus den offiziellen Prozeßakten des Pontius Pilatus odgl., wohl aber wird gelegentlichausdrücklich als Quelle die Befragung von Christen erwähnt.
Insofern kann nicht nur das Johannes-Evangelium nicht, sondern überhaupt keine christliche Schrift als "historische Quelle" dienen - was aber noch kein Beleg für eine Unhistorizität dieser Schriften wäre. Sie sind nur "parteiisch" und damit als Belege nicht geeignet.
Von den über 50 Millionen Einwohnern des Römischen Reiches des 1.Jh. dürfte weniger als ein Promille überhaupt erwähnt worden sein. Ihre Nichterwähnung macht sie jedenfalls nicht unhistorisch. Von den erwähnten dürften etliche nur von Verehrern, Bewunderern, Anhängern erwähnt worden sein, vielleicht auch noch von anderen, die ihre Information dann aber ggf. ebenfalls nur von solchen Anhängern hatten. Muß man das als Beweis für deren Unhistorizität ansehen? Kann es also keinen judäischen Prophet, Messiasanwärter, Rebellen historisch gegeben haben, von dem keine Prozeßakten bis heute erhalten geblieben sind? Das wären dann insgesamt Null! Und alle Berichte über die unruhige Provinz Judäa sind im grunde genommen nur unhistorische Propaganda von den Anhängern all der vermeintlichen Unruhestifter, welche aber nur von diesen Anhängern erfunden wurden. Wenn die historischen Wissenschaften so arbeiten würden, daß nur unverfängliche Quellen, die eine Person nicht positiv darstellen, akzeptiert werden - das Imperium Romanum bestünde pro Generation allenfalls aus ein paar tausend Menschen!
So arbeiten die Geschichtswissenschaften aber nicht. Selbst die Evangelien können für das Erschließen von Historischem herangezogen und erschlossen werden, selbst das Johannesevangelium. Und sei es bezüglich des "historischen Kolorits" wie jüdische Bräuche, Säulenhallen um den Teich von Bethesda etc. Aber selbst die Historizität Jesu mit ein paar freilich vagen Eckdaten wird aus ihnen entnommen. Eben daß dieser Jesus lebte, ein Galiläer war, als Wanderprediger wirkte und als Wunderheiler galt, und schließlich daß er wegen seines echten oder vermeintlichen messianischen Anspruchs, als politischer Separatist hingerichtet wurde. Hierfür bietet das Johannesevangelium genau den selben Anhalt wie die drei übrigen Evangelien. Es ist genauso "Quelle" wie jene.