Gibt es rationale Gründe an Gott zu glauben?
06.02.2017 um 20:39
Die Macht Gottes erschöpft sich nicht an den Grenzen, die durch Logik und die Natur gesetzt sind. Im Gegenteil sind es die Beschränkungen des Möglichen, die den eigentlichen Bedeutungshorizont Gottes bilden. Wäre alles möglich, so wäre Gott seiner Macht beraubt. Ein Prinzip, die Verkörperung aller Gesetze und Ordnung, genügt nicht Allmacht zu erfassen, denn das Chaos braucht Raum und diesen stellt das Übernatürliche, dessen Hauptvertreter sich im Göttlichen findet.
Ohne Gesicht und ohne Zepter. behält er seine Berechtigung alleine aus sich heraus fernab jeder Anbetung. Er ist, im Gegensatz zu uns, nicht um zu sein, sondern um seiner selbst Willen. Gott ist, damit es Gott gibt.
Was wäre der Seefahrer ohne den Horizont, der es stets erlaubt von der Ferne zu träumen? Er wäre ein Stein im Meer, versunken und dumpf in seinem Wesen, aller Größe beraubt. So verhält es sich mit Gott und der Welt. Es bedarf eines Gottes, der alles möglich macht, einfach damit es so ist. Wir müssen an das Unmögliche glauben, denn wie sollte es sonst möglich werden! In dieser Funktion ist Gott der Ursprung allen menschlichen Strebens und damit die Ursache all der Qualitäten, die uns als bewusste Lebewesen auszeichnen, darunter vor allem das Staunen, das Streben und das Fühlen.
Gott zu suchen bedeutet ihn dort zu suchen, wo wir ihn finden können. Was einfach klingt führt doch oft nicht zu der einfachen Erkenntnis, die sich daraus ableiten lässt. Gott zeigt sich durch das Leben, denn er hat es verursacht. Gott definiert sich über das, was nicht zu definieren ist und das ist die erste Ursache allen Seins. Vom ersten bis zum momentanen Augenblick verkörpert diese Welt im Mindesten einen Teil, vielleicht sogar die Gesamtheit der Schöpfung Gottes. Mit jedem Naturgesetz, mit jedem Teilchen setzte der Allmächtige einen weiteren Pinselstrich, denn das ist der Kosmos. Ein Werk, ein Kunstwerk – in meinen Augen – und damit das mit Abstand umfangreichste überhaupt.
Kunst ist mehr als nur Papier und Farbe, auch Zustände, Erlebnisse, Gefühle und Aktionen sind als Kunst zu verstehen. Im Werk des Malers, des Architekten oder des Komponisten drückt sich sein Wesen aus. Er sucht einen Weg, sich der Welt mitzuteilen und sein Innerstes nach außen zu tragen. Er nutzt die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten – manch einer Pinsel ein anderer Worte, Steine oder Noten – um seiner Seele Gehör zu verschaffen und zu wirken. Im Prinzip ist es das, was wir auf Gott anwenden können, indem wir umgekehrt von der Art seines Werkes auf seinen Kern schließen. Unter welchem Augenmerk kann diese Welt geschaffen worden sein? Diese Frage ist im Detail nicht zu klären, denn weder ein Mensch, noch alle sind fähig den Kosmos in Gänze zu erfassen. Vom einfachen Gespräch zwischen Nachbarn, bis zur Kollision von Sternen – vom Staatsstreich bis zur chemischen Reaktion winziger Moleküle – erstreckt sich das Spektrum göttlichen Schaffens. In nur einem einzigen Akt bediente sich Gott all dieser Mittel und hat mindestens die Basis hierfür geschaffen, was zur ersten Erkenntnis führt: Gottes Mittel stehen über allen. Seine Machtfülle kennt kein Gleichnis auf dieser Welt.
Weiterhin stellt sich die Frage, warum genau diese Welt und keine andere entstand. Ich gestatte die gleichzeitige Existenz aller möglichen Welten, wie sie die Physik im Rahmen der Theorie der Paralleluniversen einräumt, aber ich gehe nur von unserer Existenz aus, aufgrund des Mangels an Beweisbarkeit dieser wissenschaftlichen These einerseits und weil sie das noch zu fassende Fazit unterstützen wird. Denn es kann nur ein Kriterium geben, dass rechtmäßig als Hauptaugenmerk unseres Schöpfers gedient haben kann und das ist die Vielfalt. Was berechtigt Gut und Böse zu existieren? Wir sehen uns Freude und Leid gegenüber. Warum können Alter, Krankheit, Schmerz, Liebeskummer, Zeit, Verletzung, Hass Teil eines Kunstwerks sein? Warum das Hässliche aufnehmen? Der Künstler weiß um den Grund, den der Priester verkennt. Es ist der Kontrast, der den Dingen erst ihren Glanz verleiht und sie zur Geltung kommen lässt. Welchen Zweck hätte Selbstaufopferung in einer perfekten Welt? Diese und viele menschliche Stärken können sich nur zeigen, weil die Welt es erlaubt und erfordert. Gleiches gilt auch für die schrecklichsten Gesichter unseres Wesens: Krieg, Hass, Missgunst sowie Arroganz und Ignoranz.
Das ist meine Begründung für Gottes Existenz, zumindest Grund für Hoffnung auch des Rationalen.