dieleserin schrieb:welche Dinge sind es die zum Bösen führen?
Mangelndes Einfühlungsvermögen. Mangelnde Aufklärung im Kindesalter darüber, dass es nicht lustig ist, wenn man ein anderes Kind zum Weinen bringt, sondern dass dieses Kind genauso Gefühle hat wie alle anderen auch. Und ein Recht darauf, genauso anständig behandelt zu werden, auch wenn es sich nicht wehren kann. Das wird selbst in Kindergärten, die sich die Erziehung zur Gewaltfreiheit auf die Fahnen geschrieben haben, meistens versäumt.
Rigide moralische Vorstellungen, nach denen es bei dem, was als falsch und schlimm gilt, nicht (nur) um Handlungen handelt, die andere Leute beeinträchtigen. Sondern auch um Dinge wie Homosexualität, die der Betroffene gar nicht beeinflussen kann, und die niemandem irgendeinen Schaden zufügen, aber laut 3000 Jahre alter Gesetze verwerflich sind.
Überhaupt eine merkwürdige Auffassung von Gut und Böse. Früher durch die Bibel geprägt, heute (mit anderen Auffassungen) durch gesellschaftliche Übereinstimmung, mit welcher Begründung Böses (wie gewalttätige Handlungen gegenüber anderen) geduldet oder zumindest entschuldigt werden darf.
Und so weiter, und so fort.
dhg schrieb:So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Johannes 3.16
Oh ja! Er liebte sie so sehr, dass er nicht den kleinsten Finger rührte, als diejenigen, die sich auf diesen Sohn beriefen, die grauenhaftesten Verbrechen an denen begangen, die nicht ganz ihrer Meinung waren. Nicht einmal, als Millionen Angehörige seines auserwählten Volkes ermordet wurden, hielt dieser Gott es für nötig, sich einzumischen.
Was sollte er denn noch weniger tun, um zu beweisen, dass er entweder machtlos ist - oder einen extrem miesen Charakter hat, der sich durch Zuschauen bei dem, was auf der Erde passiert, anscheinend die Langeweile vertreibt? So wie wir bei einem Film - mit dem Unterschied, dass in einem Film alles Show ist, während die Bewohner der Erde wirklich leiden?
dhg schrieb:er hat sich selbst dafür geopfert. das ist bedeutend mehr als ein kleiner finger.
Nein. Er hat seinen Sohn geopfert, nicht sich selbst. Obwohl ein allmächtiger und weiser Gott alle anderen, friedlicheren Möglichkeiten gehabt hätte, auch Methoden, die sich ein Mensch gar nicht vorstellen kann.
Wenn ich einen anderen Menschen dafür zu Tode quälen lasse, damit einem von mir selbst aufgestellten, brutalen Gesetz Genüge getan hat, obwohl das überhaupt nicht notwendig wäre, dann ist das keine bewundernswerte Leistung, sondern nur ein Verbrechen gegenüber dieser Person, selbst wenn diese behauptet, es "freiwillig" zu tun. "Freiwillig" aufgrund von moralischem Druck, weil es sonst Dritten an den Kragen geht. Und alle Beteuerungen desjenigen, der den anderen zu Tode quälen ließ, er habe es ungern getan oder gar, er habe mit ihm gelitten, mögen von seinen Untergebenen aus Selbstschutz bestätigt werden. Sie sind aber falsch und verlogen.
Und der eigene Sohn ist nun mal eine andere Person und nicht man selbst. Jesus selbst sah sich ja auch nicht als einen Teil Gottes (was er sein müsste, wenn Gott sich wirklich selbst geopfert hätte), sondern als eigenständige Person, die dem "Vater" eindeutig untergeordnet war. Hätte Gott tatsächlich seinen (eigenen) kleinen Finger geopfert, also niemanden sonst geschädigt als sich selbst, sähe das alles anders aus.
