@Centrino Es gibt verschiedene Versionen, die in den verschiedenen Glaubensrichtungen unterschiedlich lauten und teilweise schon Einschränkungen aufweisen.
Mag sein, dass man nichts Schlechtes darin findet, aber der Anteil des Guten ist eigentlich auch nicht höher, als man es von gesundem Menschenverstand erwarten dürfte.
Ich nehme hier mal die Auszüge aus dem Alten Testament, Exodus.
„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.“
Fangen wir doch da mal an. Die ersten Gebote dienen ja nur der gewaltsamen Festigung des Glaubens an Gott.
Allerdings findet man da auch gleich den Passus, der den Juden über Jahrhunderte zum Verhängnis wurde.
„Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“
Hintergrund war die Götzenverehrung. Alle relevanten Götter der Zeit hatten Abbilder, teilweise auch als kleine Figürchen, die man mit sich führen konnte. Sich kein Bild machen zu dürfen war wohl die Idee, dass eine nicht dargestellte Macht bedrohlicher ist, als ein kleines Figürchen in der Hosentasche.
Dieses Gebot war so ziemlich das erste, dass die Gläubigen missachteten. Selbst in Kirchen finden sich Darstellungen von Gott.
„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.“
Auch keine weiterer gesellschaftlicher Wert zu erkennen. Außerdem wird auch das missachtet. In fast allen althergebrachten Flüchen ist Gott enthalten.
Aber ist nicht auch ein Krieg, Anschläge auf Menschen, Verfolgung Andersdenkender, Ausrottung der "Heiden" usw. im Namen Gottes ein Missbrauch seines Namens?
„Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht.
An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du."
Klingt gut. Die Juden halten sich daran. Sonst eher niemand - auch nicht die Kleriker.
"Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt."
Auch da kann man grundsätzlich erst einmal nichts sagen. Hat natürlich in unserer Gesellschaft nicht mehr den Stellenwert, den es mal hatte und sind wir mal ehrlich: Es gibt da durchaus auch Eltern, die es nicht verdient haben, von ihren Kindern geehrt zu werden.
"Du sollst nicht morden."
Keine Frage. Eines der wenigen Gebote, das auch heute noch universelle Gültigkeit hat. Allerdings auch bei Menschen, die nicht religiös sind. Und gebrochen wird das Gebot schon in der Bibel immer und immer wieder - von den Verstößen gegen das Gebot durch die Kirche im Mittelalter müssen wir wohl gar nicht erst anfangen, oder?
Grundsätzlich: Um zu wissen, dass Mord nicht richtig ist, bedarf es keines göttlichen Gebots.
"Du sollst nicht die Ehe brechen."
Schön und gut. Wird natürlich dauernd gemacht und ist gesellschaftlich zwar irgendwie nicht gut angesehen, bleibt aber völlig ohne Folgen, sowohl rechtlich als auch gesellschaftlich.
"Du sollst nicht stehlen."
Siehe: "Du sollst nicht morden."
"Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen."
Gilt immer noch, ist aber nur in bestimmten Fällen auch gesetzlich relevant. Wollen wir über die Lügen reden, die von Priestern und Gläubigen über andere Menschen verbreitet wurden und werden?
"Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört."
Schwammig...
Ist jetzt hier gemeint, dass Du es gar nicht erst begehren sollst, also der Neid? Oder geht es tatsächlich darum, dass man sich nicht Dinge aneignen soll, die anderen gehören? Wie ist das dann gemeint, denn Stehlen ist ja schon abgehandelt?
Nun, ein Beispiel wäre auch hier wieder das Vorgehen der Kirche im Mittelalter, die Mittel und Wege gefunden haben, sich den Besitz anderer anzueignen - und zwar viele Wege und viel, sehr viel Besitz!
Also gut. Man findet nicht unbedingt viel Schlechtes in den Geboten, aber auch nur wenige tatsächlich für das Leben und die Gesellschaft relevante Regeln. Und ausnahmslos alle wurden von Gläubigen gebrochen, besonders von den Institutionen, die den Glauben vertreten.
Es scheint, dass besonders die hohen Kirchenfürsten keinerlei Bedenken hatten und haben, dass ein Gott sie für ihr Handeln bestrafen könnte. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Kirchenoberen atheistischer sind als die meisten Atheisten...
:D (Das gilt besonders für Christentum und Islam)