@ peawe
peawe schrieb:In diesem Artikel wird der Bruder des Ex-Papstes zitiert: ... dass es "natürlich" angemessen sei, dass kirchliche Würdenträger vom Staat bezahlt werden. Schließlich habe der Staat ja auch die Kirche "geplündert" und ihr "viel gestohlen". Außerdem würden die Bischöfe dem allgemeinen Wohl dienen. Dass die Zahlungen überhaupt in Frage gestellt werden, findet Ratzinger unverständlich.
Andersherum wird ein Schuh daraus. Die Kirche hat es immer verstanden den Staat und die Gläubigen auszuplündern. Sie hat Urkunden fälschen lassen, um sich große Ländereien unter den Nagel zu reißen, war an so vielen Verbrechen beteiligt. Hat sich am Vermögen der armen Teufel gemästet, die sie als Hexen und Hexer bezeichnete, quälte und ermordete. Alles schon vergessen? Ich nicht!
Es ist leider nicht allgemein bekannt, dass es den Kirchen gelungen ist, die zu einem großen Teil mit Steuergeldern finanzierte Strategie der Desinformation einen Zustand weitgehender Uninformiertheit, ja man kann es so hart formulieren, der weitgehenden Infantilisierung des religiösen Wissenstandes, auch bei sog. "Gebildeten", Intellektuellen oder Hochschullehrern und Wissenschaftlern zu erzeugen. Fakt ist, dass die kirchlichen Kindergärten weitgehendst staatlich finanziert sind. Dies trifft auch für den ebenfalls staatlich finanzierten Religionsunterricht und die staatlich finanzierten theologischen Fakultäten an deutschen Universitäten zu.
Zitat aus dem Handelsblog:
Und das bezieht sich nicht nur auf die allgemein bekannten Regelungen, dass der Staat für die christlichen Kirchen in Deutschland die Kirchensteuer einzieht oder dass er den kirchlichen Trägern Entgelte oder Erstattungen für Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen oder für die Denkmalpflege zahlt. Weitgehend unbekannt ist in der Öffentlichkeit, dass die Bundesländer (mit Ausnahme von Hamburg und Bremen) aus ihren Haushalten auch einen Großteil der Gehälter der obersten kirchlichen Würdenträger übernehmen. Das gilt für Erzbischöfe, Bischöfe, Weihbischöfe oder Domvikare – nicht aber für einfache Priester, die von den Bistümern selbst bezahlt werden. Im vergangenen Jahr flossen auf diesem Weg fast 475 Millionen Euro an die katholische und evangelische Kirche. Seit Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 ergab das bisher eine Summe von rund 14,8 Milliarden Euro.
Die Begründung für diese Zahlungen liegt bereits mehr als 200 Jahre zurück. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts haben die Kirchen zahlreiche Güter, Klöster und Ländereien im Zuge der Säkularisierung an den Staat verloren. Quasi als Entschädigung dafür erhalten die Religionsgemeinschaften seitdem Staatsleistungen, durch immer neue komplizierte Verträge und Gesetze abgesichert. Selbst bei der Wiedervereinigung wurden diese Regelungen überraschenderweise nicht wirklich in Frage gestellt. Selbst die Staat-Kirche-Verträge der ostdeutschen Bundesländer haben diese Zahlungen wieder eingeführt. In allen Bundesländern gibt es sehr unterschiedliche Regelungen, in denen zum Teil die Gehälter direkt übernommen, zum Teil Pauschalzahlungen geleistet werden.
Dabei müsste man sich ernsthaft die Grundsatzfrage stellen, ob eine Enteignung von vor 200 Jahren heute noch solch üppige Zahlungen rechtfertigt. Auch wegen der im Grundgesetz ebenfalls festgeschriebenen Trennung von Kirche und Staat sind diese Regelungen ein Systembruch, der schon längst auf den Prüfstand gemusst hätte. Immer wieder gab es kritische Stimmen, die aber nicht zu Konsequenzen führten. So kritisierte vor zwei Jahren Heinrich Bedford-Strohm bei seinem Wechsel von einer Professur in Bamberg zum Amt des Bischofs der evangelischen Landeskirche in Bayern, dass er weiterhin vom Freistaat bezahlt wird. Auch in der katholischen Kirche in Bayern macht sich bereits ein mulmiges Gefühl breit. So führt die Kirchenführung mit der Landesregierung bereits Gespräche über einen schrittweisen Ausstieg aus der Finanzierung der Bischöfe. Auch die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland sind nach eigenen Angaben gesprächsbereit. Doch da die Kirche nicht entschädigungslos auf die regelmäßige Zahlung verzichten dürfte, werden sich mögliche Verhandlungen wohl zäh gestalten. Und die Politik dürfte vor einer größeren Einmalzahlung zurückschrecken.
In der Zwischenzeit steigen die staatlichen Zuwendungen in fast allen Bundesländern weiter an, wie der kirchenkritische Autor Carsten Frerk recherchiert hat. In Bayern sind sie im vergangenen Jahr um 500.000 auf 87,993 Millionen Euro gestiegen. Spitzenreiter Badenwürttemberg liegt bereits bei 106,697 Millionen Euro. Nur in Brandenburg sind sie 2012 um 200.000 auf 11,289 Millionen Euro gesunken. (Zitatende)
Anzumerken wäre noch, dass auch die Militärgeistlichen beider Konfessionen aus staatlichen Mitteln - und nicht aus Mitteln der Kirchensteuer - bezahlt werden. Konfessionslose oder Angehörige anderer Religion finanzieren diese Gehälter unfreiwillig mit.