@oneisenough oneisenough schrieb:Zunächst mal: Es gibt keine richtigen oder falschen Begriffe. Jeder Begriff kommt allein durch Vereinbarung zustande.
Etwas anderes hatte ich ja auch nirgends behauptet.
:)oneisenough schrieb:Die Begriffe "Kommunikation" und "Wechselwirkung" meinen beide einen ablaufenden Vorgang, bei dem es 2 Beteiligte gibt, die etwas miteinander austauschen. Das ist das Fundamentale, was jeder dieser beiden Begriffe zum Ausdruck bringen soll.
Ja, aber entscheidend ist hier, WAS genau ausgetauscht wird. Im Falle von Kommunikation ist es bspw. Information - und zwar
semantische. Im Falle der Wechselwirkung könnte man argumentieren, dass auch hier stets Information ausgetauscht wird, hier dann aber lediglich
syntaktische.
Der Unterschied zwischen syntaktischer und semantischer Information sollte klar sein. Bspw. Dürr hatte das anhand eines Gedichtes einmal sehr gut verdeutlicht:
www.youtube.com/watch?v=JxoSMOIW5J0#t=6060
Mit diesem Text erhältst du bereits Information:
"Ejft jtu fjo Ufyu.", jedoch lediglich
syntaktische. Wenn du jetzt aber jeden Buchstaben im Alphabet nach links schiebst, erhältst du neben der gleichen Menge syntaktischer Information zusätzlich auch noch
semantische Information, nämlich eine klassische Aussage:
"Dies ist ein Text."Aber genaugenommen wird zwischen Menschen eigentlich gar keine (semantische) Information ausgetauscht, bzw. geschieht das lediglich mittelbar. Der Eine versucht etwas (bspw. Gedanken oder Emotionen) zum Ausdruck zu bringen (bspw. durch Mimik oder Sprache, bzw. Laute und Schriftzeichen), der Andere interpretiert diesen Ausdruck oder versucht es zumindest. Nehmen wir den Begriff der "Kommunikation". Du verstehst da offenbar ein wenig etwas anderes als ich. Wenn du von "Kommunikation" sprichst, dann weiß ich dadurch noch lange nicht automatisch, was genau du mir damit eigentlich sagen willst (=semantische Information). Mir bleibt nur, deine Aussagen anhand meiner (Privat-)Definitionen zu interpretieren. Wir könnten uns zwar auf eine gemeinsame Definition des Begriffes einigen, aber das verlagert das Problem nur. Denn jeder definierte Begriff setzt wieder andere definierte Begriffe voraus, die abermals definiert werden müssten oder vor dem Hintergrund der eigenen (meist nur sehr vagen) Definitionen interpretiert werden. (Semantische) Information im Zuge der Kommunikation wird also nicht direkt und unmittelbar übertragen, sondern nur über den Umweg von Ausdruck und Interpretation.
oneisenough schrieb:Ich schrieb zuvor, dass alles im Universum miteinander kommuniziert. Du hast darauf mit einem klaren "Nein" geantwortet.
Sicher. Weil ich - wie so ziemlich die meisten anderen Menschen auch - unter Kommunikation eben etwas anderes verstehe.
Jetzt schreibst du allerdings ...Dass Materie untereinander ständig in Wechselwirkung steht, ist ja an und für sich nix Neues.
Sicher. Unterscheidet sich ja syntaktisch und letztendlich auch semantisch von deiner Aussage, dass Materie untereinander kommuniziert. Du könntest zwar 'kommunizieren' als 'wechselwirken' definieren, aber genausogut könntest du auch von vornherein 'wechselwirken' statt 'kommunizieren' sagen.
oneisenough schrieb:Was genau willst du mir eigentlich mitteilen? Etwa, dass man das, was zwei Elementarteilchen miteinander tun oder die Wechselwirkung zweier Galaxien oder das, was wir beide hier gerade tun, nicht als kommunikativen Vorgang bezeichnen darf, bei dem alle genannten Beteiligten etwas miteinander austauschen?
Im ersten Fall 'ja', im zweiten Fall 'nein'. Wobei ich dieses 'ethische Dürfen' hier allerdings nicht verwenden würde. Prinzipiell
darfst (=es ist nicht verboten) du die Wechselwirkung zweier Galaxien auch als
Kampf oder
Koitus bezeichnen, und ex post 'Kampf' bzw. 'Koitus' als 'Wechselwirkung' definieren, aber es macht nicht wirklich viel Sinn...
Und wie gesagt, auch wir beide tauschen eigentlich nicht wirklich etwas aus. Materielles schon gar nicht und etwas Nicht-Materielles, wie etwa Information, auch nicht wirklich. Deine Gedankengänge sind ja immer noch in deinem Kopf und wandern nicht plötzlich rüber zu meinem Kopf. Du versuchst sie lediglich auszudrücken und ich sie zu interpretieren, wodurch in meinem Kopf dann hoffentlich in etwa die gleiche semantische Information deiner Ausführungen vorliegt (Dürr würde sagen, wir erinnern uns gegenseitig...). Ist vielleicht auch ein wenig pedantisch. Grob kann man schon durchaus sagen, dass Menschen Informationen austauschen, es ist halt nur nicht 100% korrekt...
:)oneisenough schrieb:Angenommen es gibt einen Gott. Wenn dieser nun in keiner noch so gearteten Weise mit dir kommuniziert, - was wüßtest du dann über sein Vorhandensein? Vielleicht ist das Sub-Thema Kommunikation ja gar nicht so offtopic, wie manche vorschnell denken ...
Hängt jetzt erstens wieder davon ab, was man unter "kommunizieren" versteht, und zweitens, was man eigtl. unter "Gott" versteht, und drittens, was man eigentlich unter "existieren" versteht...
Zumindest hat noch kein Gott mit mir gesprochen - wenn, dann nur
durch mich (die typische 'innere Stimme', sozusagen). Das wäre dann aber kein Gott, der außerhalb seiner Geschöpfe (und der Welt) steht, sondern sich
in ihnen oder durch sie manifestiert - jedes Individualbewusstsein ist sozusagen ein Teil eines großes "Weltgeistes". Nebenbei wäre dieser Gott dann nicht nur mutmaßlicher Weltschöpfer, im Anfang der Zeit, sondern auch weiterhin schöpferisch in der Welt tätig. Denn nichts anderes machen die Menschen (und andere Lebewesen auch) ja: sie
gestalten die Welt.
Ansonsten, wie gesagt, hat sich noch niemand bei mir vorgestellt und sinngemäß gesagt:
"Hallo, hier bin ich. Gestatten, Gott." Tja... und was weiß ich in diesem Fall über das Vorhandensein eines solchen persönlichen Gottes? Genaugenommen gar nix. Daraus folgt weder, dass er existiert, noch dass er nicht existiert. Haben schon einmal irgendwelche Außerirdischen irgendwie mit uns Menschen kommuniziert? Vermutlich nicht, aber heißt das, dass es sie nicht gibt? Natürlich nicht.
@schrägDenker schrägDenker schrieb:Benutzt man aber gleichzeitig so viele Würfel wie es Teile gibt aus denen unser Universum besteht dann braucht man nur ein einziges mal zu wurfeln, damit auch zufallig das Ergebnis "Leben" dabei heraus kommt.
Blödsinn. Was sollte hier denn bitte der Wahrscheinlichkeitsraum sein? Zufall setzt notwendigerweise voraus, dass es auch noch andere mögliche und denkbare Alternativen gibt, die man dann alle in einem Wahrscheinlichkeitsraum zusammenfasst. Die 6 beim Würfelwurf ist zufällig, denn möglich gewesen wäre auch eine 1, 2, 3, 4 oder 5, der Wahrscheinlichkeitsraum ist also {1,2,...,6}. Was aber sollen die Alternativen zum Leben sein?
Man könnte sich höchstens auf die Naturkonstanten zurückziehen und behaupten, dass es zumindest hier offensichtlich Alternativen gibt, nämlich andere Universen mit ebenfalls anderen Naturkonstanten (Gravitation etwas kleiner, größer etc. pp.). Damit hat aber noch nicht das Leben selbst eine Alternative.
Auch Planeten lassen sich bspw. mit Hilfe von Konstanten beschreiben, etwa Rotationsperiode, Durchmesser, Abstand zur Sonne, Fallbeschleunigung, Neigung der Rotationsachse, Umlaufzeit etc. pp. Einige dieser Konstanten sind kontigent (oder zufällig), wie etwa die Masse der Erde, und anderen Konstanten lassen sich zum Teil auf wieder andere Konstanten und fundamentalere Konstanten zurückführen, wie etwa die Fallbeschleunigung (ableitbar aus Masse des Planeten, Radius und Gravitationskonstante). Auch im Falle der Naturkonstanten wäre es möglich, dass deren Werten noch eine fundamentale Theorie zugrundeliegt, aus der heraus sie sich zwangsläufig ergeben. Bekanntlich ist bspw. das Reziproke des Quadrats der Lichtgeschwindigkeit gleich dem Produkt von elektr. und magnet. Feldkonstante. Man braucht die Lichtgeschwindigkeit als Naturkonstante also eigentlich gar nicht, weil sie sich zwanglos aus der Theorie der Elektrodynamik ergibt. Inwieweit andere Werte für die Naturkonstanten überhaupt möglich sind oder sich nicht vllt. zwangsläufig aus einer fundamentaleren Theorie ergeben, wäre also die erste Frage.
Die zweite Frage wäre, ob die Zufälligkeit der Konstanten impliziert, dass auch das Leben zufällig ist. Zufällig sind nämlich auch die planetaren Konstanten (s.o.), aber dennoch ist das Leben alternativlos. Es gibt nur Planeten und es gibt Planeten mit Leben, aber es gibt keine Planeten mit irgendetwas anderem, was sich entwickelt. Möglich wäre also auch, dass es eben Universen gibt und Universen mit Leben, d.h. erstere sind leer, steril, instabil o.ä., so dass sich dort schlichtweg keine weitere Entwicklung abspielt - evtl. entstehen ein paar rudimentäre Strukturen, aber das war's auch schon. Und dann wäre die Entstehung von Leben in einer Menge von zig Universen (=Multiversum) mit zufälligen Konstanten genauso "zufällig" wie es die Entstehung von Leben in einer Menge von zig Planeten (=Universum) mit zufälligen Konstanten ist, nämlich gar nicht, weil alternativlos.
Aber da das Märchen von irgendwelchen Parallelwelten nichts weiter als pure Spekulation ist und wir auch keinerlei Zugang zu diesen ominösen Parallelwelten haben, werden wir diese Frage hier leider nicht klären können.