@oneisenough oneisenough schrieb:Wie machen wir es denn, wenn wir etwas "erschaffen"? Beispielsweise eine bestimmte Funktionalität in Form einer Maschine. Richten wir zuerst die Umgebungen her und bauen danach die Maschine, oder erschaffen wir etwas, was innerhalb der Gegebenheiten funktioniert?
Sowohl als auch. Beispielsweise richten wir im Zuge der Urbarmachung von Gebieten (Entwaldung, Landgewinnung an Küsten) in landwirtschaftlich nutzbare Flächen zuerst die Umgebung her. Es gibt sicherlich auch noch zig andere Beispiele, etwa die Errichtung von Infrastruktur, wo wir dann schließlich mit Autos oder Zügen über hübsch asphaltierte Straßen bzw. über Schienen fahren, anstatt mit einem Geländewagen durch die 'Walachei' zu düsen. Das hängt eben von den Möglichkeiten ab, auf die Umgebung nachhaltig Einfluss zu nehmen, ohne dass uns Naturgewalten einen Strich durch die Rechnung machen.
oneisenough schrieb:Sollte es sich herausstellen, dass nicht die Umgebung auf die Bewohner, sondern die Bewohner auf die jeweiligen (Lebens-)Bedingungen feingestimmt sind, dann irrst du dich.
Tja, ein interessanter Einwand... Selbstverständlich passen sich Lebewesen ihrer Umwelt an, das ist recht trivial und darum geht es bei der Frage nach der Feinabstimmung auch nicht. Denn bereits dafür, dass Leben überhaupt erst einmal entstehen kann, müssen offenbar gewisse Bedingungen erfüllt sein, welche natürlich auch gleichzeitig die anschließende Entwicklung des Lebens gewährleisten müssen.
Unser Universum geht aber sogar noch weit über die für die Entstehung und Entwicklung von Leben notwendigen Bedingungen hinaus, indem es uns bspw. von unserem kleinen "Staubkorn" aus sogar die Erforschung des Mikro- und Makrokosmos erlaubt, was alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Theoretisch denkbar wäre nämlich auch ein Universum, wo zwar Leben entsteht und sich entwickelt, auch zu höheren Organismen hin - wie wir - die sich schließlich ebenfalls über diverse Fragen bzgl. der Entwicklung des Lebens und des Kosmos den Kopf zerbrechen tun, jedoch keinerlei Möglichkeit haben, diese zu beantworten.
Nehmen wir etwa die Evolution und die Bedeutung von Fossilien für die Evolutionstheorie:
"Die gefundenen Fossilien sind in ihrer Vielfalt eines der wichtigsten Argumente für die Evolutionstheorie. Sie zeigen uns, dass im Laufe der Geschichte des Lebens unzählige Organismenarten auf der Erde entstanden und verschwunden sind. Diese ehemalige Vielfalt ist allein aus der Kenntnis heutiger Formen heraus nicht zu beschreiben. In den Fossilien lernen wir nicht nur die Ahnen vieler in der Gegenwart lebender Organismen kennen, sondern auch einst blühende, aber nachkommenslos erloschene Tier- und Pflanzengruppen."Wikipedia: Fossil#Bedeutung der Fossilien f.C3.BCr die EvolutionstheorieOffenbar haben wir ziemliches Glück, dass aufgrund besonderer Umstände der Körper mancher Lebewesen nach ihrem Tod nicht vollständig zerfällt, sondern Bestandteile, Form oder Struktur erhalten bleiben. Anderenfalls stünden wir nämlich ganz schön dumm da, könnten niemals die Entwicklung des Lebens bis in die Frühgeschichte der Erde zurückverfolgen, sondern könnten bestenfalls auf das (zum Teil sogar nur mündlich) überlieferte Wissen unserer Vorfahren zurückgreifen, was jedoch gerade mal einige tausend Jahre zurückreicht.
Nächstes Beispiel, die Eigenschaften des Lichts: Hätte das Licht nicht gerade die Eigenschaften, die es nun einmal hat, und würde nicht gerade den Gesetzen unterliegen, den es nun einmal unterliegt, hätten wir wohl weder eine Chance, die Zusammensetzung ferner Himmelskörper zu analysieren (Spektroskopie), noch die Struktur des Kosmos (Doppler-Effekt) oder die Feinstruktur der Materie (Optik, Mikroskopie...). Insgesamt also schon recht praktisch, denn anderenfalls stünden wir heute noch genauso dumm da, wie die Menschen im Altertum.
Nicht immer so selbst verständlich, aber durchaus einleuchtend war etwa auch die Erkenntnis, dass die Himmelskörper im Prinzip den gleichen Gesetzen unterliegen wie die Gegenstände auf der Erde, was dann Newton als erster erkannte als er postulierte, dass die gleiche Kraft, die den Apfel zur Erde zieht, auch den Mond auf seiner Umlaufbahn hält. Etwas weniger trivial ist die Tatsache, dass uns diese Gesetzmäßigkeiten bspw. gestatten, die Erde, die Sonne und viele andere Himmelskörper zu "wiegen". Aus der linearen Algebra kennt man ja vielleicht die sog.
überbestimmten Gleichungssysteme, wo es nicht möglich ist, eine Lösung zu bestimmen, weil es eben mehr Unbekannte als Gleichungen gibt. Im Prinzip hätte auch Ähnliches im Falle der Himmelsmechanik der Fall sein können, d.h. dass zwar alles hübsch gewissen Gesetzmäßigkeiten folgt, es aber schlicht zu viele Unbekannte gibt, welche eine Berechnung gewisser Größen (wie etwa die Masse der Erde oder der Sonne etc. pp.) gar nicht zulassen.
Insgesamt ist es also so, dass wir weitaus mehr über den Kosmos wissen, als es etwa unsere Sinne (Augen, Ohren usf.) eigentlich gestatten, was größtenteils nichtzuletzt auch dem technischen Fortschritt zu verdanken ist, den es in dem Ausmaß, wie wir es heute sehen, ohne das Phänomen der Elektrizität und die Möglichkeiten deren Nutzbarkeit vermutlich gar nicht gäbe. Der Mensch forscht erst seit einigen Jahrhunderten, hat jedoch bis auf wenige fehlende Puzzlestücke weitestgehend Kenntnis über die ferne Vergangenheit, Gegenwart und teilweise sogar über die Zukunft der Erde, des Lebens und des Kosmos. Naturgegeben ist zunächst aber eigtl. nur eine Erkenntnis, die so weit wie die Sinne und das überlieferte Wissen reicht, also räumlich bis zur Fixsternsphäre, an der irgendwie ein paar 'leuchtende Punkte' angeheftet sind, und zeitlich bis zu dem teils nur mündlich überlieferten Wissen unserer Vorfahren. Dass wir weitaus mehr wissen, ist alles andere als trivial und erfordert zusätzliche Bedingungen an den Aufbau und die Gesetzmäßigkeiten des Kosmos, wie sie oben grob und ausschnittsweise skizziert wurden.
Wir sehen also, dass wir nicht nur in einem Kosmos leben, welcher uns gerade so unsere Existenz ermöglicht und die notwendigen Bedingungen für dieselbige liefert, sondern darüberhinaus weitaus mehr ermöglicht. Das kann weder die Idee eines Multiversums noch das Anthropische Prinzip hinreichend erklären - diese Argumente kamen hier ja teilweise schon, bzw. wären früher oder später eh noch gekommen. Deshalb nahm ich das hier schon einmal vorweg.
:)