@pere_ubu pere_ubu schrieb:gott wird sich nicht wissenschaftlich erkennen lassen , wiewohl man ihn ,wenn wissenschaft streng gehandhabt ,auch nicht ausschliessen kann.
Ersteres kannst du nicht wissen, bzw. nicht dezidiert ausschließen. Hängt natürlich auch davon ab, welche Eigenschaften man Gott zu schreibt. Die meisten Theologen bezeichnen Gott als transzendent, d.h. außerhalb der Welt stehend, womit er auch nicht naturwissenschaftlich erfassbar ist. Ebenfalls transzendent zur Welt verhält sich bspw. die Mathematik. In einem gewissen Sinne kann man sagen, dass mathematische Strukturen und Zusammenhänge tatsächlich existieren, aber natürlich nicht im physikalischen Sinne, weshalb sie auch nicht empirisch fassbar sind, sondern nur mit Hilfe der Vernunft. Die Annahme eines transzendenten Gottes wäre dann die klassische Theologie.
Freidenker, allen voran Pantheisten, gingen während der Zeit der Aufklärung bekanntlich zu der Hypothese über, dass Gott der Welt in Wirklichkeit
immanent ist. Der Welt immanent sind bspw. gewisse Naturgesetze, d.h. eine Welt (wie unsere)
ohne die ihr innewohnenden Naturgesetze lässt sich nicht denken.
Zwischen diesen beiden Strömungen läge dann noch der Pan
entheismus, wo Gott der Welt immanent und gleichzeitig zu ihr tranzendent ist...
Welche Eigenschaften genau Gott besitzt, ist schwer zu sagen. Es gibt nur
Vorstellungen von Gott, kein
Wissen über Gott, auch nicht aus der Bibel. Grob lässt sich 'Gott' als Synonym für 'Weltschöpfer' verstehen, als 'Grund allen Seins', 'höchste Aseität', 'unbewegtes Bewegendes' oder als das, was die
Möglichkeit zur
Wirklichkeit formt. Viele Welten sind möglich, wirklich ist nur eine, nämlich unsere, und nach Leibniz sogar die 'beste aller möglichen Welten'. 'Welt' meint übrigens 'alles, was es gibt' und schließt selbstverständlich auch ein etwaiges Multiversum mit ein (dessen ggf. gegebene Existenz ebenfalls einer Begründung bedarf). Gott ist das, aus dem
alles andere hervorgeht, was irgendwie, irgendwo und irgendwann existiert, während 'Gott' selbst nicht kontigent, sondern mit Notwendigkeit existiert und dessen Sein von keinem weiteren Sein abhängt. Das muss man alles nicht beweisen, das ist mehr oder weniger seine (recht grobe) 'Definition'. Das es so etwas geben muss, kann man mit Hilfe der Logik zeigen (=> Ausschluss des infiniten Regress, siehe etwa die Argumentation von Th. v. Aquin).
Leider kommen viele Religionen noch mit allerlei Ballast an zusätzlichen Vorstellungen über Gott daher: allwissend, allmächtig, allgütig, ein personales Wesen etc. pp.
Vieles davon ist allerdings wenig plausibel, wenn nicht sogar widersprüchlich (etwa die Omnipotenz), womit man (atheistischen) Skeptikern auch viel zu viel Angriffsfläche bietet - und viel mehr als nötig, denn für diese Annahmen bestehen auch keinerlei Denknotwendigkeit, wie es etwa bei der obigen Umschreibung der Fall ist.
und wenn dann gott "erkannt" werden würde , und als erster "beweger" akzeptiert wird...dann wird wieder die frage übrigbleiben: was ist dein wille?
Mittlerweile sollte es eigentlich auch der letzte Hinterwälder mal gehört haben, dass es die durchaus sympathische und gar nicht mal so abwägige Vorstellung gibt, dass sich Gott in Form von Lebewesen in dieser Welt manifestiert, um erstens die Welt weiter hin zu einem besseren Ort zu gestalten und damit die Schöpfung zu voll"enden", und zweitens an seiner eigenen Schöpfung teilzuhaben. Du bist ein Teil, ich bin ein Teil und die Mücke, die ich neulich erschlagen hab', ist ebenfalls ein Teil von Gott, welcher durch uns die Welt erfährt, gestaltet, erlebt. Was ist der Wille dieses Gottes? Natürlich
unserer Wille, d.h. der gemeinsame Wille aller Lebewesen im Kosmos, wo ja in diversen Punkten durchaus Konsens herrscht - etwa bei der Frage nach der Minimierung von Leid. Hier auf der Erde arbeiten wir teilweise gegen diesen Trend, etwa in unserem Verhältnis zu den Tieren, die wir zum Zwecke der Erzeugung von Nahrung und Industrieprodukten ausbeuten und abschlachten. Das wird sich aber nicht durchsetzen, denn hierbei handelt es sich nur um den Willen der Menschheit, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der übrigen Lebewesen auf diesem Planeten. Je mehr wir uns des ganzen durch uns verursachten Leid in der Tierwelt bewusst werden (und hier verschafft uns gegenwärtig vor allem das Internet einen ordentlichen Boost), desto mehr wird klar, dass diese Entwicklung eigentlich gar nicht unserer Wille ist. Denn wir besitzen auch noch so etwas wie Empathie und Mitgefühl, welche uns befähigen, uns in die Lage von Anderen hineinzuversetzen und aus dessen Blickwinkel unser Verhalten neu zu bewerten. Denn instinktiv wissen wir, dass wir alle nur Teil von Einem sind, und deshalb auch andere Menschen, Hunde, Katzen, Schweine, Kühe und sonstige Lebewesen nach unseren Maßstäben genauso wenig leiden sollten, wie wir selbst. Denn spätestens bei Gott gibt es diese Trennung nicht mehr, dann sind deine Erfahrungen meine Erfahrungen, deine Erinnerungen meine Erinnerungen, dein Leid ist mein Leid und vice versa.
Ob und inwieweit diese Darstellungen den Tatsachen entsprechen, wird aber erst die Zukunft zeigen. Das gehört genaugenommen nämlich ebenfalls zu dem 'Ballast an zusätzlichen Vorstellungen über Gott'.
:)